Schöne Zähne
...kann jeder haben - dank moderner Materialien und Techniken

©
Schuld sind Karies, Parodontitis, ein Unfall: Fast jeder benötigt früher oder später Ersatz für zerstörte oder verloren gegangene Zähne. So auch Ramona Hapke aus Stamsried am Rande des Bayerischen Waldes. Vor mehr als 30 Jahren musste eine Zahnärztin der ausgebildeten Pädagogin einen schwer kariösen Zahn im Unterkiefer ziehen. Die Ärztin riet ihr damals, die Lücke möglichst rasch durch Zahnersatz zu schließen. Andernfalls drohten die Nachbarzähne, sich zu verschieben. „Mir war vor allem wichtig, dass ich mit der Lösung über viele Jahre gut auskomme“, erzählt Hapke.
Die Chancen stehen bestens: Zahnersatz hat bei sorgfältiger Ausführung eine Lebensdauer von 15 Jahren und mehr. Moderne Materialien und Techniken sorgen zudem dafür, dass sich künstliche kaum noch von natürlichen Zähnen unterscheiden. Wir verraten, wann welcher Zahnersatz infrage kommt – und auf was Sie bei Ihren dritten Zähnen achten sollten.
Die Krone
Ist ein Zahn so stark geschädigt, dass eine Füllung nicht mehr ausreicht, er aber noch im Kiefer bleiben kann, ist eine Krone die Lösung. „Sie ist immer dann notwendig, wenn die Zerstörung die Kaufläche und eine oder mehrere Seiten betrifft“, erklärt Professor Dietmar Oesterreich, Vizepräsident der Bundeszahnärztekammer. Hierzu beschleift der Zahnarzt den Zahn, stülpt die Krone wie eine schützende Hülse über den Zahnstumpf und befestigt sie mit Zahnzement oder einem speziellen Klebstoff. Man unterscheidet Teilkronen, die nur einen Teil des Zahnes ersetzen, und Vollkronen, die den gesamten Zahn bis zum Zahnfleischrand umfassen. „Ziel ist es immer, so viel Zahnhartsubstanz zu erhalten wie möglich“, so der Experte.
Die Regelversorgung im sichtbaren Bereich ist die Metallkeramikkrone, auch Verblendkrone genannt. Sie besteht aus einem stabilen Metallkäppchen, überzogen – verblendet – mit zahnfarbener Keramik.
Spielt die Optik eine eher untergeordnete Rolle, etwa im hinteren Seitenzahnbereich, kommen auch Vollgusskronen infrage. Aus Nichtedelmetallen wie Kobalt und Chrom gefertigt sind sie günstiger als Goldlegierungen.
Patienten, die großen Wert auf Ästhetik legen, greifen häufig zu Vollkeramikkronen. „Moderne Spezialkeramiken sind inzwischen so fest, dass sie – je nach Biss-Situation des Patienten – auch im Seitenzahnbereich zum Einsatz kommen können“, erläutert Professor Oesterreich.
Knirschen Sie nachts stark mit den Zähnen, verzichten Sie besser auf Vollkeramikkronen – denn das Risiko von Rissen und Abplatzungen ist groß. In solchen Fällen kommt eher eine Vollgusskrone in Betracht. Die dafür verwendeten Metalllegierungen sind belastbarer als Keramik.
Die Brücke
Brücken ersetzen einen oder mehrere fehlende Zähne. „Sie sind vor allem dann sinnvoll, wenn die Nachbarzähne bereits geschädigt sind, aber noch fest im Knochen sitzen und Implantate aus finanziellen oder medizinischen Gründen ausscheiden“, erklärt Professor Michael Walter, Direktor der Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik am Universitätsklinikum Dresden.
Das bedeutet: Zähne, an denen eine Brücke befestigt werden soll, dürfen nicht locker sitzen, etwa infolge einer Parodontitis, also einer Entzündung des Zahnhalteapparates.
Für die Versorgung mit einer Brücke beschleift der Arzt zunächst die Nachbarzähne und überkront sie. Die Kronen dienen als Brückenpfeiler, an denen der Zahn beziehungsweise die neuen Zähne befestigt werden. Für einen zu ersetzenden Zahn werden zwei als Brückenpfeiler benötigt. Das gewährleistet die notwendige Stabilität.
Wie die Kronen können die Brückenglieder – also die eigentlichen Ersatzzähne – aus Gold, Nichtedelmetall-Legierungen oder Vollkeramik bestehen. Die Kosten liegen zwischen 350 und mehreren tausend Euro – je nach Material, der gewählten Verblendung und Größe der Brücke.
Ramona Hapke entschied sich damals für eine Metallbrücke – ihre Zahnlücke befand sich im nicht sichtbaren Bereich. Mit dieser Wahl ist sie gut gefahren. „Die Brücke hat all die Jahre gehalten“, sagt sie.
Oft kommen festsitzende Brücken zum Einsatz. Es gibt aber auch herausnehmbaren Zahnersatz, zum Beispiel Teleskop-Prothesen. In einem solchen Fall zementiert der Arzt eine Innenkrone fest auf die vorhandenen Zähne. Mit den darauf passenden, abnehmbaren Außenkronen wird der Zahnersatz befestigt.
Das Implantat
Ist ein festsitzender Zahnersatz gefragt oder fehlen sehr viele Zähne, empfehlen Zahnärzte immer häufiger ein Implantat. Dafür pflanzen sie unter örtlicher Betäubung oder Vollnarkose eine künstliche Zahnwurzel, meist aus Titan, in den Kiefer ein. An dieser wird nach dem Einheilen die Zahnkrone befestigt.
Lektorin Viktoria Ebensfeld* hat sich für solch ein Implantat entschieden. Bei der Berlinerin musste ein Seitenzahn im linken Oberkiefer gezogen werden, weil keine weitere Wurzelkanalbehandlung mehr möglich und das vorherige Inlay mit einem Stück Zahn ausgebrochen war. „Eine Brücke als Zahnersatz wäre sicherlich günstiger gewesen. Ich fand jedoch, ein Implantat ist die beste Lösung“, berichtet die 48-Jährige.
„Implantate sind heutzutage eine bewährte und wissenschaftlich anerkannte Alternative bei der Zahnersatzversorgung und haben eine vergleichbare Überlebensrate wie Brücken oder andere Ersatzformen“, bestätigt Professor Oesterreich. „Der Vorteil bei kleineren Zahnlücken ist, dass im Gegensatz zur Brücke die benachbarten Zähne nicht beschliffen werden müssen.“
Allerdings: Um ein Implantat sicher verankern zu können, muss der Kieferknochen gesund sein und ausreichend Substanz aufweisen. Mitunter ist deshalb vor der Implantation ein Knochenaufbau erforderlich.
Für Personen, die unter einer Immunschwäche oder schlecht eingestelltem Diabetes leiden, wegen Osteoporose oder Tumoren behandelt werden, und für starke Raucher kommt ein Implantat in der Regel nicht infrage. Zu groß ist das Risiko für eine Entzündung rund um das Implantat, oder für weitere Komplikationen. Breitet sich die Entzündung aus und greift auf den Knochen über, kann dies zum Verlust des kostspieligen Implantats führen.
Nicht alle Zahnärzte achten auf diese Einschränkungen, erklärt Gregor Bornes, Experte von der Kompetenzstelle Zahngesundheit bei der Unabhängigen Patientenberatung Deutschland. „Bei einer Einzellücke bieten Zahnärzte oft ein Implantat an, selbst wenn die Nachbarzähne längst reif für eine Krone sind und auch eine Brücke eine gute Lösung wäre.“
Entscheiden sich Patienten für Implantate, sei ihnen oft nicht bewusst, dass diese nicht für jeden geeignet sind und eine Operation notwendig machen.
Berücksichtigt werden müssten zudem die hohen Kosten. So kostet das eigentliche Implantat, die künstliche Wurzel, zwischen 750 und 1500 Euro. Für die Zahnkrone, also den Aufbau auf dem Implantat, fällt noch einmal etwa ebenso viel an. Ein Knochenaufbau schlägt mit 500 bis 2000 Euro zu Buche, sodass Sie bis zu 5000 Euro an Gesamtkosten einkalkulieren sollten – pro Zahn. Zudem müssen Sie als gesetzlich Versicherter alle weiteren Behandlungen im Bereich des Implantats selbst bezahlen. Experte Bornes rät Patienten, den Zahnarzt nach konkreten Preisen und günstigeren Alternativlösungen zu fragen.
Die Prothese
„Bei wenigen vorhandenen Restzähnen und mehreren Zahnlücken kann eine Prothese sinnvoll sein“, erklärt Professor Oesterreich.
Teilprothesen werden durch Metallklammern oder Kronen an verbliebenen Zähnen oder auf Implantaten befestigt. Sie sind mit Kosten ab 500 Euro meist günstiger als Brücken und schließen vor allem größere Lücken.
Vollprothesen haften nur durch die Saugkraft am Kiefer. Im Unterkiefer werden heute häufiger Implantate dazu benutzt, der Prothese Halt zu geben. Für eine einfache Vollprothese müssen Sie mit Kosten von 500 bis 1000 Euro rechnen.
Neue Prothesen verursachen häufig Druckstellen im Zahnfleisch. Ist dies bei Ihnen der Fall, sollten Sie unverzüglich zum Zahnarzt gehen, damit er oder das Zahnlabor die Prothese nacharbeiten.
Tipp: Massieren Sie Ihr Zahnfleisch hin und wieder mit dem Finger oder einer weichen Bürste. Das fördert den Erhalt des Kiefers. Gehen Sie zweimal jährlich zur zahnärztlichen Kontrolle. So kann Ihr Arzt Probleme an verbliebenen Zähnen frühzeitig erkennen sowie Sitz und Funktionsfähigkeit der Prothese prüfen.
Zahnersatz richtig pflegen
Damit Ihr Zahnersatz möglichst lange hält, sollten Sie auf eine sorgfältige Mundhygiene achten. Putzen Sie alle Zähne, auch die künstlichen, mindestens zweimal täglich mit einer fluoridfreien Zahnpasta ohne Schleifpartikel.
Kronen- und Implantatränder sowie Unterseiten von Brückengliedern und Prothesen sollten Sie besondere Aufmerksamkeit schenken. Hier sammeln sich leicht Speisereste und Beläge und führen zu Entzündungen.
Enge Lücken säubern Sie mit sogenannter Floss-Zahnseide am besten. Die gehärteten Enden lassen sich einfach einfädeln und reinigen mit dem flauschigen Mittelteil schwer zugängliche Bereiche. Für größere Zwischenräume eignen sich Interdentalbürsten. Wichtig: Verwenden Sie für Implantate nur metallfreie Zahnzwischenraumbürsten, damit sich die Implantat-Oberfläche nicht aufraut.
Prothesen reinigen Sie möglichst nach jeder Mahlzeit unter fließendem Wasser mit einer weichen Zahnbürste – oder noch besser – einer speziellen Prothesenbürste. Spezielle Prothesenreiniger wie Sprudeltabletten oder Pulverkonzentrate beseitigen Keime, Plaque und Verfärbungen. Hartnäckige Beläge kann der Zahnarzt per Ultraschall entfernen.
Am besten lassen Sie sich die richtige Reinigungstechnik von Ihrem Zahnarzt oder der Prophylaxe-Assistentin zeigen. Mit ein wenig Pflege schenken Ihnen auch Ihre dritten Zähne ein strahlendes Lächeln.
* Name von der Redaktion geändert
„Moderne Vollkronen aus Keramik sind inzwischen so fest, dass sie auch im Bereich der Seitenzähne zum Einsatz kommen.“
Dietmar Oesterreich, Bundeszahnärztekammer
„Bei einer Einzellücke bieten Zahnärzte oft ein Implantat an, selbst wenn eine Brücke eine gute Lösung wäre.“
Gregor Bornes, Patientenberater
(K)eine frage der Kosten
Benötigen Sie Zahnersatz, erstellt der Zahnarzt in Deutschland einen Heil- und Kostenplan. Den reichen Sie bei Ihrer Krankenkasse zur Genehmigung ein. Gesetzlich Versicherte erhalten für Zahnersatz einen Festzuschuss. Dieser deckt mindestens 50 Prozent der Kosten einer sogenannten Regelversorgung. Fehlt beispielsweise der zweite kleine Backenzahn im Oberkiefer, sieht diese eine teilweise zahnfarben verblendete Brücke vor. Kostenpunkt: 830,50 Euro. Wählen Sie aus optischen Gründen eine teurere Vollkeramikkrone oder ein Implantat, steigt der Festzuschuss (mindestens 415,25 Euro) nicht. Die Mehrkosten tragen Sie komplett selbst. Lassen Sie sich die geplante Behandlung genau erklären und fragen Sie nach kostengünstigeren Alternativen. Da die Kosten variieren, lohnt oft die Zweitmeinung eines anderen Zahnarztes. Unter www.2te-zahnarztmeinung.de können Sie Ihren Heil- und Kostenplan prüfen lassen. In Österreich gilt: Festsitzenden Zahnersatz, also Kronen, Brücken, und Implantate bezahlen die Krankenkassen nicht. Die Kosten für Prothesen hingegen übernehmen sie teilweise oder sogar ganz.
SCK