Gesundheit

Autor: Lisa Fields

Erstickungsanfall: Das kann Leben retten

Was Sie tun müssen, wenn jemand zu ersticken droht.

© istockfoto.com / KatarzynaBialasiewicz

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Sie essen mit Ihrer Familie, und jemand macht einen Witz. Daraufhin verschluckt sich eine Person beim Lachen an einem Bissen. Mehrere kräftige Schläge auf ihren Rücken lösen die Blockade nicht, die Person kann immer noch nicht atmen! Was können Sie tun?

Am besten ist der sogenannte Heimlich-Griff – eine Technik, bei der ruckartig Druck auf den Oberbauch ausgeübt wird. Benannt wurde sie nach Dr. Henry J. Heimlich, einem Arzt am Jewish Hospital in Cincinnati, US-Bundesstaat Ohio. 1974 veröffentlichte er eine Abhandlung, in der er diese Technik beschrieb. Im selben Jahr begann Dr. Heimlich, sie bei TV-Auftritten zu demonstrieren. Früher erkannte man Erstickungsanfälle oft nicht oder verwechselte sie mit einem Herzinfarkt. Das zunehmende Wissen um den Heimlich-Griff führte dazu, dass vielen Betroffenen von Menschen geholfen wurde, die gesehen hatten, wie die Technik im Fernsehen vorgeführt wurde.

Wenn Sie glauben, dass jemand erstickt, sollten Sie laut Europäischem Reanimationsrat die Person ansprechen, bevor Sie eingreifen. Wenn die Person sprechen oder husten kann, ermutigen Sie sie dazu, kräftig zu husten, um die Atemwege zu befreien. Drückt die Person mit Gesten aus, dass sie weder sprechen noch husten oder atmen kann, rät das ERC, ihr mit dem Ballen der Hand bis zu fünf Schläge zwischen die Schulterblätter zu geben. Wenn das nicht funktioniert, bis zu fünfmal eine Oberbauchkompression nach Heimlich durchzuführen. Anschließend sollten Sie die Schläge auf den Rücken im Wechsel mit den Oberbauchkompressionen durchführen.
Schläge auf den Rücken sind die erste Empfehlung, da sie in einer Stresssituation leichter durchzuführen sind. „Ich denke, jeder klopft instinktiv erst einmal auf den Rücken, bevor er den Heimlich-Griff anwendet“, sagt Professor Wilhelm Behringer, Generalsekretär der Europäischen Gesellschaft für Notfallmedizin und Direktor des Zentrums für Notfallmedizin im Universitätsklinikum Jena. Glücklicherweise erleben nicht viele Menschen die Situation, sich um einen Erstickenden kümmern zu müssen. Wenn es aber geschieht, kann das Wissen über Leben und Tod entscheiden.

Lebensrettende Tipps

Der Patient sitzt oder steht

  1. Stellen Sie sich neben den nach vorn gebeugten Patienten und stützen Sie seinen Brustkorb mit einer Hand. Dann schlagen Sie bis zu fünfmal mit dem Handballen Ihrer anderen Hand zwischen den Schulterblättern kräftig auf den Rücken.

  2. Sollte sich der Fremdkörper dennoch nicht lösen, stellen Sie sich hinter den Patienten und umfassen seinen Oberbauch während dieser sich nach vorn beugt. Platzieren Sie Ihre Faust zwischen dem Nabel und den Rippen auf seinem Bauch. Greifen Sie die Faust mit Ihrer anderen Hand, und ziehen Sie diese ruckartig nach innen und gleichzeitig nach oben, um seine Atemwege zu befreien. Wiederholen Sie das bis zu fünfmal.

Anschließend wenden Sie wieder die Schläge auf den Rücken an. Wiederholen Sie die Schritte 1 und 2 so oft wie nötig.

Der Patient ist nicht mehr ansprechbar

Helfen Sie der Person, sich auf den Boden zu legen, rufen Sie den Notarzt und beginnen Sie mit einer Herzdruckmassage, wenn bei dem Betroffenen keine Atmung feststellbar ist. Legen Sie den Handballen der einen Hand auf den unteren Teil des Brustbeins und die andere Hand darüber. Drücken Sie den Brustkorb fünf bis sechs Zentimeter tief ein (100- bis 120-mal pro Minute). Untersuchungen haben gezeigt, dass diese Methode einen noch höheren Druck in den Atemwegen produziert als der Heimlich-Griff. Dies kann helfen, eine hartnäckige Blockade zu lösen.

Der Patient ist bei Bewusstsein, aber adipös

Wenn Sie jemanden, der zu ersticken droht, nicht mit den Armen umfassen können, helfen Sie der Person, sich rücklings auf den Boden zu legen und knien Sie sich daneben hin.

  1. Legen Sie Ihre Hände wie bei einer Herzdruckmassage auf die Brust des Betroffenen.
  2. Drücken Sie die Hände ruckartig nach unten und versuchen Sie so, die Atemwege zu befreien.

Sie sind allein und drohen zu ersticken

  1. Machen Sie mit der einen Hand eine Faust und legen Sie diese zwischen Ihrem Nabel und dem Brustbein auf Ihren Oberbauch.
  2. Umfassen Sie die Faust mit Ihrer anderen Hand und ziehen Sie diese ruckartig nach innen und gleichzeitig nach oben.
  3. Wenn das nicht hilft, drücken Sie Ihren Oberbauch ruckartig auf eine Stuhllehne oder ein Geländer. Sie müssen dies eventuell mehrmals tun, um die Atemwege frei zu bekommen.

Achtung! Druckausübung auf den Oberbauch kann innere Verletzungen verursachen. Konsultieren Sie deshalb anschließend immer einen Arzt!

Erste Hilfe bei Kindern

Der Heimlich-Griff darf nicht bei Kindern unter einem Jahr angewendet werden, da die Verletzungsgefahr zu groß ist.

  1. Halten Sie das Baby stattdessen in Bauchlage mit dem Kopf nach unten über Ihren Schoß. Stützen Sie seinen Kopf, indem Sie den Kiefer mit einer Hand halten. Klopfen Sie dann mit dem Handballen Ihrer anderen Hand bis zu fünfmal zwischen den Schulterblättern auf den Rücken.

  2. Dann üben Sie leichten Druck auf den Brustkorb aus. Legen Sie das Kind in Rückenlage mit dem Kopf nach unten entlang Ihres Arms über Ihren Schoß, wobei der Hinterkopf in Ihrer Hand liegt. Drücken Sie bis zu fünfmal mit zwei Fingern auf den unteren Teil des Brustbeins, ungefähr eine Fingerbreite unterhalb der Brustlinie.

Quellen: European Resuscitation Council, American Heart Association und Resuscitation Council