Kaltes Duschen stärkt den Körper nicht gegen Infekte
Bei jeder Erkältungswelle hört man die Forderung, man müsse den Körper abhärten, um sich nicht anzustecken, etwa mit kalten Duschen. Aber deren positive Wirkungen auf die Abwehrkräfte sind unbewiesen.

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Viele von uns sitzen den ganzen Tag im Warmen, fast bewegungslos, aber gut genährt. Ist das gesund? Zahlreiche Kulturtheoretiker meinen Nein. Dabei verweichliche der Mensch und werde leicht krank. Man müsse sich und vor allem die Jugend abhärten.
Die Spartaner als Vorbild
Solche Forderungen wurden schon seit dem 18. Jahrhundert laut, meist mit Erwähnung der widerstandsfähigen jungen Spartaner. Heute sehen Ärzte die zur Abhärtung propagierten Methoden kritischer und halten sie für weitgehend wirkungslos. Sicherlich ist Bewegung an der frischen Luft gesund. Auch zeigt sich, dass Wechselduschen die Reaktion der Blutgefäße stärkt. Bei Kälte ziehen sie sich zusammen, und es fließt mehr Blut ins Körperinnere, um dort die nötige Temperatur zu halten. In der Wärme dagegen dehnen sich die Gefäße. Dieses Wechselbad warmkalt-warm trainiert ohne Zweifel das Kreislaufsystem.
Aber kann es auch gegen Erkältungen immun machen?
Die Studien zu diesem Thema leiden allesamt an methodischen Mängeln. Ein Beispiel: Im Jahr 2015 teilten niederländische Forscher 3300 Erwachsene in vier Gruppen. Etwa 30 Tage lang mussten drei Gruppen täglich kalt duschen, jeweils 30, 60 und 90 Sekunden lang. Die vierte duschte normal. Bei der Befragung 60 Tage später zeigte sich, dass bei den Kaltduschern 29 % weniger Krankmeldungen zu verzeichnen waren. Doch weder das Duschen noch der Gesundheitszustand waren kontrolliert worden. Ähnlich liefen andere Untersuchungen ab, die z. B. positive Wirkungen auf das Immunsystem entdeckt haben wollen. Sicher sind Wechselbäder nicht schlecht. Aber man sollte nicht darauf hoffen, dass nun die nächste Erkältung ausbleibt.