Gesundheit

Autor: Anita Bartholomew

So hilft uns Mutter Natur

Neueste Forschungsergebnisse über pflanzliche Heilmittel und Nahrungsergänzungsmittel

© Sonja Birkelbach / Fotolia.com

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Susanne Meier ist schlank, durchtrainiert und tut ihr Bestes, um gesund zu bleiben. Schon als Kind bekam sie von ihrer Mutter bei den ersten Erkältungsanzeichen Echinacea. Das nimmt die 56-Jährige aus Emmendingen noch heute − zusammen mit zinkhaltigen Lutschtabletten. „Einen Versuch ist es immer wert“, sagt sie. Eine Studie des europäischen Journal of Clinical Nutrition ergab, dass viele Menschen pflanzliche Heilmittel einnehmen, vor allem in den nordeuropäischen Ländern.

Wie wirksam sind diese Stoffe? Neueste Studien bestätigen, dass einige tatsächlich gesundheitsfördernd und andere unter bestimmten Bedingungen sogar lebensnotwendig sind. Allerdings sollten Nährstoffe größtenteils aus einer ausgewogenen Ernährung stammen, und es ist ratsam, einen Arzt aufzusuchen, bevor Sie zu Nahrungsergänzungsmitteln greifen. Vor allem, wenn Sie bereits andere Medikamente einnehmen.

Echinacea

Was ist das? Im Arzneischrank unserer Großmütter war diese Pflanze fast immer zu finden. Mit dem Aufkommen der Antibiotika kam Echinacea jedoch aus der Mode. In den letzten Jahren feiert es aber ein Comeback.

Wie wirkt es? Die Pflanze hat eine schützende Wirkung bei Erkältungen und Grippe. Ist man bereits erkrankt, scheint sie Dauer und Ausmaß der Symptome zu mildern. Jüngste Studien legen nahe, Echinacea die gesamte kalte Jahreszeit hindurch zu nehmen, statt die ersten Erkältungsanzeichen abzuwarten.

Wer sollte es nehmen? Es wirkt nicht bei jedem. Da es aber ungefährlich ist, ist es einen Versuch wert. Menschen mit einer Autoimmun-erkrankung oder einer Allergie gegen Korbblütengewächse sollten es nur nach ärztlicher Verordnung nehmen.

Omega-3-omega-3-Fettsäuren

Was sind das? Diese Fette und Öle sind unentbehrlich für das Herz-Kreislauf-System und das Gehirn. Sie können Omega-3-EPA (Eicosapentaensäure) und -DHA (Docosahexaensäure) in Form von Fischöl- und Algenölkapseln einnehmen, oder Sie greifen zu fettem Seefisch. Es gibt auch pflanzliche Omega-3-Quellen wie Flachsöl, Rapsöl, Walnüsse und Pistazien, bekannt als ALA (Alpha-Linolensäure), die der Körper dann in EPA und DHA umwandelt.

Wie wirken sie? Eine Studie aus dem Jahr 2013 zeigte, dass unter gesunden älteren Menschen diejenigen mit der höchsten Omega-3-Konzentration im Blut die niedrigste Sterberate hatten. Zudem verringerte sich ihr Risiko um 40 Prozent, an einem koronaren Herzleiden zu erkranken. Der Grund: Omega-3-Fettsäuren begünstigen den Triglycerid-Stoffwechsel, senken den Blutdruck und wirken entzündungshemmend.

Eine weitere Untersuchung von 2013 belegt, dass schwedische Frauen, die häufig fetten Fisch aßen, seltener an rheumatischen Gelenkerkrankungen litten. Je mehr fetten Fisch sie aßen, desto seltener erkrankten sie. Im Jahr 2010 zeigte eine breit angelegte Studie, dass Menschen mit einer EPA- und DHA-reichen Ernährung (insbesondere DHA) seltener an Colitis ulcerosa (Darmerkrankung) litten.

Mehrere Untersuchungen lassen darauf schließen, dass es eine Verbindung zwischen dem EPA-/DHA-Spiegel und der Hirnfunktion gibt. 2010 wurde in einem italienischen Seniorenstift eine Studie mit Frauen durchgeführt, die unter Altersdepressionen litten. Ihre Symptome besserten sich deutlich, nachdem sie acht Wochen lang hoch dosiert Omega-3-Fettsäuren eingenommen hatten.
2013 belegten zwei Studien, dass mit der Einnahme einer hohen Dosis an Fischöl über sechs Monate eine Verbesserung der kognitiven Fähigkeiten einhergeht. Dr. Philip Scheltens vom Alzheimer-Zentrum Vumc in Amsterdam erklärt es damit, „dass EPA und DHA wichtige Bestandteile der sogenannten Synapsen sind“.

Wer sollte sie nehmen? Jeder sollte bei der Ernährung auf eine ausreichende Zufuhr von Omega-3-Fettsäuren achten, insbesondere wenn in der Familie Fälle von Herzerkrankungen oder hohem Blutdruck bekannt sind. Frischer Fisch ist daher die beste Nahrungsquelle.

Coenzym Q10

Was ist das? Diese vitaminähnliche Substanz stellt der Körper selbst her. Die natürlichen Depots nehmen jedoch im Alter ab.

Wie wirkt es? Es wirkt als Antioxidans, das vor zell- und gewebeschädigenden freien Radikalen schützt, entzündungshemmend und unentbehrlich für unsere Muskeln und Organe ist. In einer Studie 2002, an der 80 Personen mit beginnendem Parkinson teilnahmen, fanden Forscher heraus, dass die Teilnehmer, die CoQ10 nahmen, seltener an Funktionsstörungen litten als die Kontrollgruppe. Je höher die Dosis, desto besser war das Ergebnis.

Eines der bekanntesten, wenn auch umstrittensten Anwendungsgebiete ist die Vorbeugung von Nebenwirkungen bei Menschen, die Cholesterin senkende Statine einnehmen. „Diese Patienten haben niedrige CoQ10-Werte“, erklärt Dr. Gianni Belcaro von der italienischen Universität Chieti-Pescara, „und ein verringerter natürlicher CoQ10-Spiegel kann zu Muskelschwäche und Schmerzen führen, auch in der Herzmuskulatur.“

Wer sollte es nehmen? Der Kardiologe und Autor Dr. Stephen Sinatra schreibt, CoQ10 sei „eine Wunderpille“. Andere Ärzte sind vorsichtiger. CoQ10 dürfte sich bei Herz-Kreislauf- und neurologischen Erkrankungen als vorteilhaft erweisen. CoQ10 senkt vermutlich den Blutdruck und kann blutdrucksenkende Medikamente unterstützen. Beraten Sie sich auf jeden Fall mit Ihrem Arzt.

Quercetin

Was ist das? Quercetin ist ein pflanzlicher Bestandteil, der in Gemüse, Früchten und Kräutern vorkommt. Er hilft den Zellen, gesund zu bleiben.

Wie wirkt es? 2011 stellten Wissenschaftler in Stockholm eine Verbindung zwischen Quercetin und einem geringeren Magenkrebsrisiko fest. Im selben Jahr wiesen italienische Forscher nach, dass die Einnahme von Quercetin bei Patienten mit einer Herz-Kreislauf-Erkrankung die Prognose verbessert. Weitere Studien belegen, dass es die Symptome von Allergien lindern kann − manchmal sogar besser als verschreibungspflichtige Arzneimittel.

Wer sollte es nehmen? Jeder, der reichlich Obst und Gemüse isst, nimmt in der Regel ausreichend Quercetin zu sich. Um die Auswirkungen von entzündlichen Prozessen oder Immunerkrankungen einzudämmen, sollte man in Absprache mit dem Arzt zusätzlich Quercetin einnehmen. Eine sehr hohe Dosis kann zu Nierenschädigungen führen. Vorsicht ist geboten, wenn man Blutgerinnungshemmer benötigt, da Quercetin deren Wirkung steigern kann.

Curcumin

Was ist das? Curcumin ist der Wirkstoff in Kurkuma, einem in der asiatischen Küche weit verbreiteten Gewürz.

Wie wirkt es? Das entzündungshemmende und antioxidative Curcumin kann durch einen bislang unbekannten Mechanismus einigen schweren Erkrankungen vorbeugen. In einer 2012 veröffentlichten thailändischen Studie mit Prädiabetes-Patienten wurde der einen Hälfte der Teilnehmer Curcumin gegeben, der anderen ein Placebo. Nach neun Monaten lag bei 16,4 Prozent der Placebo-Gruppe Diabetes Typ 2 vor. In der Vergleichsgruppe war die Erkrankung dagegen nicht fortgeschritten. Curcumin scheint auch die Symptome von Gelenkentzündungen zu lindern, wie einer kleinen Untersuchung von 2010 zu entnehmen ist. Und ein Bericht aus dem Jahr 2012 zeigte eine leichte Verbesserung der Symptome bei rheumatischen Gelenkbeschwerden durch Curcumin.

Wer sollte es nehmen? Kurkuma wird seit Jahrhunderten als Gewürz eingesetzt und kann von jedem verwendet werden. Wer jedoch unter Gallenbeschwerden oder unter einem Magen-Speiseröhren-Reflux leidet, sollte vorab seinen Arzt konsultieren.

Flavonoide

Was sind das? Hier ist von zwei Stoffen aus zwei unterschiedlichen Pflanzen die Rede: Pycnogenol, einem Extrakt aus der französischen Pinienrinde, sowie einem Produkt aus Trauben. Beide sind reichhaltige Flavonoidquellen.

Wie wirken sie? Manche Ärzte schreiben Pycnogenol und Traubenkernen bei entzündlichen Prozessen und Allergien lindernde Wirkung zu. Möglicherweise schützen sie auch das Herz. Im vergangenen Jahr zeigte eine Untersuchung mit Patienten, die unter leicht erhöhtem Blutdruck litten, dass Traubenkernextrakt den Blutdruck stärker senken konnte als ein Placebo. Eine kleine deutsche Studie von 2012 mit Frauen nach der Menopause zeigte, dass sich nach zwölf Wochen Pycnogenolgabe die Elastizität und Feuchtigkeit der Haut messbar gebessert hatten. Und die geistige Leistungsfähigkeit stieg deutlich bei italienischen Studenten, die acht Wochen lang das Nahrungsergänzungsmittel einnahmen.

Weitere Untersuchungen bringen Pycnogenol mit einer gesteigerten sportlichen Leistungsfähigkeit, einer Reduzierung von Menstruationsbeschwerden sowie den Begleiterscheinungen der Menopause in Verbindung. Außerdem lindert es die Symptome von Allergien, sofern mit der Einnahme mindestens fünf Wochen vor dem Start der Pollensaison begonnen wird.

Wer sollte sie nehmen? Wer unter den oben angeführten Beschwerden leidet, sollte eines der Mittel in Betracht ziehen. Sind Sie jedoch wegen einer Autoimmunerkrankung in Behandlung, sollten Sie auf Pycnogenol verzichten, da es das Immunsystem anregen kann.

Zink

Was ist das? Zink ist ein lebensnotwendiges Spurenelement. Die reichhaltigsten natürlichen Quellen sind Meeresfrüchte (insbesondere Austern, Krabben und Hummer), rotes Fleisch und Geflügel.

Wie wirkt es? Ein Bericht von 2011 über 15 klinische Versuche bestätigte, dass Zink Erkältungsbeschwerden lindert. Eine Studie an der Universität von Adelaide und Queensland in Australien hat gezeigt, dass Zink die Fähigkeit der Streptokokken hemmt, eine Erkrankung auszulösen. Dazu gehören Lungen- oder Hirnhautentzündung. Zudem wurde nachgewiesen, dass ein niedriger Zinkspiegel dazu führen kann, dass Babys zu früh geboren werden oder mit einem zu geringen Gewicht zur Welt kommen. Zinkmangel wird in Zusammenhang mit Verhaltensstörungen gebracht und manchmal auch mit Impotenz. Eine schwedische Studie aus dem Jahr 2011 zeigte, dass Männer mit Prostatakrebs seltener an der Erkrankung starben, wenn sie sich zinkhaltig ernährten.

Wer sollte es nehmen? Die meisten Erwachsenen können unbedenklich Zinktabletten lutschen, um eine Erkältung zu verkürzen. Vegetarier sollten Multivitamin-Zink-Kombinationen zu sich nehmen, um Mangelerscheinungen vorzubeugen. Doch Vorsicht: Zu viel Zink kann das Immunsystem schwächen.