Warum auch Erwachsene Allergien entwickeln können
Viele Menschen glauben, Allergien entstünden nur in der Kindheit. Doch Wissenschaftler haben herausgefunden, dass sie auch im Erwachsenenalter entstehen können.

©
Unsere Welt ist voller Allergene. Sie stecken zum Beispiel in Nahrungsmitteln, in Pflanzen, Medikamenten und Tierhaaren. Viele Menschen glauben, Allergien entstünden nur in der Kindheit und man wäre ab dem Erwachsenenalter dagegen gefeit. Wissenschaftler haben jedoch herausgefunden, dass Allergien in jedem Alter entstehen können, selbst wenn bislang noch keine vorlagen. Im Jahr 2019 befragte das US-amerikanische Center for Food Allergy & Asthma Research (CFAAR) für eine erste systematische Allergie-Studie rund 40.000 Erwachsene und stellte dabei fest: Jeder Zehnte wies eine Lebensmittelallergie auf. Die Hälfte dieser Personen hatte laut Umfrage mindestens eine ihrer Allergien nach dem 18. Lebensjahr entwickelt. „Wir waren sehr überrascht angesichts der Ergebnisse“, sagt Dr. Ruchi Gupta, Direktorin des CFAAR. Ihr Team hatte zwar vermutet, dass die Anzahl der Lebensmittelallergien bei Erwachsenen gestiegen war, nicht aber, dass die Zahl so hoch sein würde.
Die CFAAR-Studie untersuchte in erster Linie Lebensmittelallergien, bot aber auch einen Einblick in andere Allergieformen, da viele Betroffene mehrere Allergien haben. Grund dafür ist, dass unser Körper auf alle Allergene ähnlich reagiert: Wenn er mit einer Substanz in Berührung kommt, die das Immunsystem fälschlicherweise als schädlich erkennt, bewirken Antikörper die Freisetzung von Abwehrstoffen wie Histamin, die wiederum eine Entzündung auslösen. Auf diese Weise schützt sich der Körper vor potenziell gefährlichen Substanzen. Aber das Histamin bewirkt zugleich Hautausschläge, tränende Augen, eine verstopfte Nase und – in schweren Fällen – einen Abfall des Blutdrucks, was zu einem anaphylaktischen Schock führen kann.
Die Auslöser von Allergien
Obwohl Forscher noch nicht genau wissen, wodurch neue Allergien bei Erwachsenen entstehen, hat das Team um Dr. Gupta einige Auslöser identifiziert: So kann eine fremde Umgebung mit einem ungewohnten Klima neue Allergene ins Spiel bringen. Auch ein beanspruchtes Immunsystem, etwa durch eine Infektion, oder eine hormonelle Umstellung wie in den Wechseljahren können Gründe sein. Leider ist es nicht einfach herauszufinden, worauf genau ein Mensch allergisch reagiert und ob es sich wirklich um eine Allergie handelt. Laut Dr. Gupta können Lebensmittelvergiftungen und -unverträglichkeiten leicht mit einer Allergie verwechselt werden. Klarheit bringen Tests. Bei diesen spritzt ein Arzt geringe Mengen des Allergens unter die Haut oder der Patient verzehrt unter ärztlicher Aufsicht im Verdacht stehende Lebensmittel.
Eine allgemeingültige Behandlung für Allergien gibt es nicht. Rezeptfrei erhältliche Antihistaminika sind bei milden Symptomen allerdings eine gute Wahl. Bei Allergien gegen Pollen, Tierhaare oder Schimmelpilze können Ärzte eine Injektionstherapie verordnen, bei der das Immunsystem mit einer immer höheren Dosis des Allergens konfrontiert und so daran gewöhnt wird. Neue Behandlungsmethoden wie die orale Immuntherapie (die dem gleichen Prinzip folgt, aber in Tablettenform) sind eine gute Option bei Lebensmittelallergien. Noch ist unklar, ob eine Allergie bei Erwachsenen wieder verschwinden kann oder ein Leben lang fortbesteht. Prävention ist daher die beste Strategie, so Dr. Christopher Warren, Forscher am CFAAR: Um eine Allergie zu vermeiden, sollte man sich Allergenen regelmäßig aussetzen, damit der Körper mit den Substanzen vertraut ist. Auf eine gesunde, abwechslungsreiche Ernährung ist bei Kindern und Erwachsenen gleichermaßen zu achten. Dabei sollte man möglichst auch Nahrungsmittel zu sich nehmen, die typischerweise Allergene enthalten: Schalentiere, Milch und Erdnüsse.