Alles über Wolle: Wohlig weich und warm
Es wird kälter, die Zeit der Wolldecken und Pullover bricht wieder an. Was Sie über das Haar von Schaf & Co. wissen sollten.

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Sie ist ein Multitalent: Mit den Vorzügen der Wolle können es andere Fasern, etwa aus Kunststoff oder Baumwolle, kaum aufnehmen. „Wolle hält uns bei kalten Temperaturen besonders warm, was vor allem an der Struktur der Fasern liegt“, erklärt Dr. Maria Rost, Nachhaltigkeitsexpertin des Verbandes textil+mode. „Die viele Luft zwischen den Fasern – Wollwaren bestehen bis zu 85 Prozent aus Luft – isoliert und verhindert, dass unsere Körperwärme an die Umgebung verloren geht.“ Aber das Tierhaar leistet noch mehr: „Wollfasern nehmen sehr viel Feuchtigkeit auf. So kann Wolle bis zu einem Drittel ihres Trockengewichts an Wasser aufnehmen, ohne sich feucht anzufühlen“, erläutert Rost.
Schafwolle
Schafwolle wird heute vor allem in Australien, China und Neuseeland erzeugt. Einmal im Jahr werden die Tiere geschoren. Je feiner und stärker gekräuselt ihr Haar ist, desto höher die Qualität der Wolle. Auch die Rasse der Schafe spielt eine Rolle. Besonders hochwertig ist Merinowolle, die vom gleichnamigen Schaf stammt. Sein Haar ist sehr weich, stark gekräuselt und kratzt nicht. Entsprechend begehrt ist Merinowolle für Outdoorbekleidung, Pullover, Schals, Handschuhe und Mützen. Überaus weich und fein ist auch Lammwolle (Lambswool), die von sechs Monate alten Schafen stammt. Beim Kauf von Textilien gibt Ihnen das „Wollsiegel (Woolmark)“ Auskunft über die Qualität der verwendeten Wolle. Nur die Angabe „100 % Schurwolle“ im Etikett garantiert reine Wolle vom lebenden Schaf. Hinter „100 % Wolle“ oder „reine Wolle“ kann sich auch recyceltes Material, sogenannte Reißwolle, aber auch Wolle von toten Schafen verbergen.
Alpakawolle
Das Alpaka zählt zu den Kamelen und stammt aus den südamerikanischen Anden. Im Vergleich zu Schafwolle haben seine Haare eine fünfmal höhere Wärmeisolationsfähigkeit, bei 20 Prozent des Gewichts. Alpakawolle hält also besonders warm und ist zugleich sehr leicht. Sie wird zu Pullovern, Schals, Ponchos und Socken aber auch Krawatten, Schals und Anzügen verarbeitet. Allergiker, die auf Schafhaar reagieren, können Alpaka ohne Probleme tragen, da es kein Wollfett enthält. Aber Augen auf beim Kauf: Textilien aus „Alpakka“ – also bei Schreibweise mit zwei k – sind aus Reißwolle.
Kamelhaar
Auch Kamelhaar ist besonders temperaturausgleichend. Das ist wenig überraschend, wenn man bedenkt, dass die Tiere in ihrer Heimat, also der Mongolei, Afrika und Vorderasien, hohen Temperaturschwankungen unterworfen sind. Die beste Wolle stammt aus dem feinen Unterbauchflaum junger Tiere. Sie wird mehrmals jährlich nach dem Fellwechsel aufgesammelt, eine Schur findet nicht statt. Textilien aus reinem Kamelhaar bekommen Sie übrigens nur in Naturtönen von Beige bis Schwarz, weil sich diese Faser nicht färben lässt.
Kaschmir
Kaschmirwolle stammt von Kaschmirziegen, die ursprünglich in der Himalajaregion beheimatet waren. Sie wird aus dem Unterbauch der Tiere ausgekämmt. „Kaschmir zu produzieren, ist nur in begrenzten Mengen möglich“, erklärt Dr. Rost. „Der Bauchflaum der Tiere entsteht nur in sehr kalten und langen Wintern.“ Maximal 200 Gramm Fasern liefert jedes Tier pro Jahr, entsprechend kostbar sind die zarten Gewebe, die daraus hergestellt werden. Wird Ihnen also ein Kaschmirpullover für 40 Euro angeboten, handelt es sich höchstwahrscheinlich um eine Fälschung. Als Faustregel gilt: Gute Qualität fängt bei etwa 200 Euro pro Pullover an. Achten Sie aufs Etikett: Nur „100 % Kaschmir“ bedeutet reines Haar. Trägt das Produkt die Bezeichnung „Kaschmir“ muss es mindestens 85 % der feinen Wolle enthalten.
Angorawolle
Angorawolle stammt vom Angorakaninchen. Das glänzende Material ist sehr weich und leicht und trägt sich überaus angenehm auf der Haut. Da die einzelnen Haare hohl sind, isoliert Angorawolle besonders gut. Sie wird vor allem für Strumpfhosen, Schals, Decken, Ski- und Bettwäsche verwendet. Viele Rheumatiker schwören auf temperaturausgleichende Angora-Unterwäsche. Um die Haare zu gewinnen, werden die Kaninchen bis zu viermal im Jahr geschoren oder ausgekämmt. Achten Sie beim Kauf von Angoraprodukten auf das „Caregora“-Siegel. Es zertifiziert Wolle, bei deren Herstellung der Tierschutz eingehalten wird.
Mohair
Das Haarkleid der Angoraziege nennt sich Mohair. Hauptlieferanten sind die Türkei, USA und Südafrika. Charakteristisch für das Ziegenhaar ist sein seidiger Glanz. Im Gegensatz zur Angorawolle filzt es kaum. Anders als Kamelhaar beispielsweise lässt sich Mohair sehr gut färben. Er wird zu oft farbenfroher Oberbekleidung sowie anschmiegsamen und wärmenden Heimtextilien verarbeitet.