Saubere Sache: Wissen zu Seife & Co.
Wasser allein reicht zum Waschen oft nicht aus. Was Sie über Seife & Co. wissen sollten.

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Es ist ganz schön alt, das älteste Seifenrezept. Um 2500 v. Chr. ritzte es ein alter Sumerer in eine Tontafel. Frei übersetzt steht da: „Man nehme Pflanzenasche und löse sie in Öl.“ Die so gewonnene Lauge verwendeten die Menschen damals jedoch nicht zur Körperpflege. Vielmehr reinigten sie Schafwolle damit. Erst in der Antike griffen die Römer zur Seife, um Hände und Körper zu reinigen. Bis sich die schäumende Substanz in Europa durchsetzte, dauerte es allerdings noch geraume Zeit: Im Mittelalter galt sich zu waschen als verweichlichend, gar ungesund! Heute sind Seifen und ihre synthetisch hergestellten Geschwister, die sogenannten Syndets, im Alltag allgegenwärtig.
Löst den Schmutz
Seife entsteht, wenn ein Fett – zum Beispiel Kokosöl, Palmkernöl oder Talg – mit einer Lauge reagiert. Meist kommt Natronlauge zum Einsatz. „Je nachdem, welche Fette dabei verwendet werden, wird die Seife hart oder weich und schäumt mehr oder weniger“, erklärt Birgit Huber, stellvertretende Geschäftsführerin des Industrieverbands Körperpflege und Waschmittel (IKW). Stark schäumende Seifen reinigen übrigens nicht besser als solche, die wenig Schaum bilden. Das Prinzip dahinter: Seife setzt die Oberflächenspannung von Wasser herab, sodass dieses besser unter Verschmutzungen dringt. Die Seifenschaumbläschen lösen dann sogar Fette und Öle, denen mit Wasser allein kaum beizukommen ist.
Um den dabei auftretenden Verlust an natürlichem Hautfett auszugleichen, bietet der Handel rückfettende Seifen, die beispielsweise Kakaobutter, Jojobaöl, Avokadokernöl oder Sheabutter enthalten. Cremeseifen wirken sogar stark rückfettend, ebenso wie Arztseife. „Sie sind wegen ihres höheren Fettgehaltes für die Haut besser verträglich“, sagt Dr. Christoph Liebich, Hautarzt aus München und Sprecher des Berufsverbands der Deutschen Dermatologen.
Allerdings greifen alle Seifen den natürlichen Schutzmantel der Haut an – wenn auch nur für kurze Zeit. Die oberste Schicht unserer Haut weist einen pH-Wert zwischen 4,6 und 6,0 auf. Dieses leicht säuerliche Milieu stoppt das Wachstum schädlicher Bakterien, Pilze und anderer Keime. Seifen haben in der Regel einen pH-Wert um 9,0. Gesunde Haut erholt sich von der Beeinträchtigung ihres Säureschutzmantels schnell wieder. „Für strapazierte Haut, die beispielsweise zu Juckreiz oder Rötungen neigt, können deshalb Syndets besser sein“, erklärt Dr. Liebich.
Sanft zur Haut
Syndets beziehen ihre Reinigungskraft aus waschaktiven Substanzen, auch Tenside genannt, die rein synthetisch hergestellt werden und deshalb im pH-Wert der Haut angeglichen werden können. „Sie schäumen wie Seifen und haben eine vergleichbare, teilweise sogar höhere Reinigungswirkung“, sagt IKW-Expertin Huber. Dazu zählen die meisten flüssigen Hautreinigungsmittel wie Waschgele, Dusch- oder Badezusätze. Es gibt sie aber auch in fester Form zu kaufen, meist unter der Bezeichnung „seifenfreies Waschstück“. Der Handel bietet sie ebenfalls in rückfettenden Varianten mit oder ohne Duft- und Farbstoffe an – allerdings in einer wesentlich kleineren Auswahl als Seifen. Unabhängig davon, ob Sie zu Seife oder Syndets greifen, gilt: Duft-, Farb- und Konservierungsstoffe können für empfindliche Menschen problematisch sein. „Am besten achten Sie darauf, dass auf der Verpackung möglichst wenige Inhaltsstoffe aufgelistet sind“, rät Birgit Schiller, Projektleiterin Bereich Kosmetik und Chemie beim österreichischen Verein für Konsumenteninformation. Allergiker sollten grundsätzlich die Inhaltsstoffe auf der Verpackung mit ihrem Allergiepass abgleichen.
Die richtige Menge
Sowohl Seifen als auch Syndets reinigen die Haut zwar vor unerwünschten Keimen, strapazieren sie aber auch. „Deshalb sollten Sie so viel wie nötig, aber so wenig wie möglich davon verwenden“, erklärt Hautarzt Dr. Liebich. „Beim Duschen müssen Sie nicht jedes Mal den ganzen Körper einschäumen. Sie können sich durchaus auch zwischendurch einfach mal nur mit Wasser waschen.“ Pflicht sind Seife oder Syndets allerdings beim Händewaschen nach dem Gang zur Toilette, einer Fahrt mit Bus oder U-Bahn und während der Erkältungssaison auch zwischendurch. „Lassen Sie den in öffentlichen WCs häufig installierten Handfön links liegen und trocknen Sie Ihre Hände mit einem Papier- oder Stoffhandtuch ab“, rät der Experte. „Durch die Reibung entfernen Sie verbliebene Verschmutzungen.“ Wer trockene oder empfindliche Haut hat, sollte sie nach dem Waschen eincremen.
Für den Privathaushalt rät Dr. Liebich übrigens eher zu festen Waschstücken als zu flüssigen Produkten: „Sie sind ergiebiger, nicht in umweltfeindliches Plastik verpackt und enthalten anders als Flüssigkeiten meist keine Konservierungsstoffe.“