Menschen

Autor: Dieter Osswald

Der Gentleman

Der Oscar-Preisträger und Schauspieler Sir Michael Caine verrät im Exklusiv-Interview mit Reader's Digest das Geheimnis seiner guten Ehe.

© Robert Kneschke / Fotolia

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AM ANFANG SEINER KARRIERE stellte Michael Caine oft laute Gangster und vulgäre Frauenhelden dar. Das würde man ihm heute gar nicht mehr geben, so leise und vollendet höflich sind die Professoren, Butler, Väter oder Großväter, die der britische Schauspieler in den letzten Jahren auf der Leinwand mit Leben und Güte ausfüllte. Im November kommt der 82-Jährige nun in der philosophischen Alterskomödie Ewige Jugend in die Kinos: Als berühmter Dirigent verbringt er in einem Luxus-Sanatorium in den Schweizer Alpen seine Ferien – doch dann wird er mit den Fehlern seines Lebens konfrontiert.

Reader's Digest: Sir Michael, im Film sagen Sie, man sollte Freunden nur nette Dinge sagen – entspricht das Ihrer eigenen Vorstellung?
Michael Caine: Ich habe zu meinen engen Freunden niemals hässliche Dinge gesagt. Mit keinem von ihnen gab es jemals Streit. Niemand hat die Fehler des anderen auch nur erwähnt. Wir führen auch alle recht glückliche Ehen.

Ihre zweite Ehe hält seit mehr als 40 Jahren. Als Filmstar gab es doch sicher einige Versuchungen ...
Es ist hilfreich, wenn man die schönste Frau heiratet, die man in seinem Leben jemals gesehen hat – und das gilt für mich bis heute. Meine Frau gehört zu den wenigen Menschen, die keine schlechten Seiten haben – ganz im Unterschied zu mir. Wir sind immer gemeinsam zu Dreharbeiten gereist. Auch die Kinder haben wir jedes Mal dabei gehabt. Schöne Drehorte waren immer eine schöne Abwechslung für uns.

Was ist das Geheimnis einer guten Ehe?
Zwei Badezimmer! Auch wer arm ist, sollte sich unbedingt zwei Badezimmer leisten. Hinzu kommt, dass unsere Ehe nicht nur eine Liebesbeziehung, sondern zugleich eine Geschäftsbeziehung ist. Meine Frau ist mein gleichberechtigter Partner und kümmert sich um alles, was ich nicht kann. Beispielsweise ist sie es, die alle Anrufe entgegennimmt. Ich gehe nur in absoluten Notfällen ans Telefon – während sie dauernd mit allen Leuten an der Strippe hängt. Und ganz im Unterschied zu ihr könnte ich E-Mails gar nicht beantworten.

Hat sie ein Mitspracherecht bei Ihrer Rollenwahl?
Nein, das passierte nur ein einziges Mal. Damals bot mir Fellini die Rolle in Casanova an. Als ich meiner Frau davon erzählte, sagte sie: 'Wenn du den Casanova spielst, verlasse ich dich.' Worauf ich Fellini dann leider eine Absage erteilen musste.

Am Anfang seiner Karriere stellte Michael Caine oft laute Gangster und vulgäre Frauenhelden dar. Das würde man ihm heute gar nicht mehr geben, so leise und vollendet höflich sind die Professoren, Butler, Väter oder Großväter, die der britische Schauspieler in den letzten Jahren auf der Leinwand mit Leben und Güte ausfüllte. Im November kommt der 82-Jährige nun in der philosophischen Alterskomödie "Ewige Jugend" in die Kinos: Als berühmter Dirigent verbringt er in einem Luxus-Sanatorium in den Schweizer Alpen seine Ferien – doch dann wird er mit den Fehlern seines Lebens konfrontiert.

Ein zentrales Thema in "Ewige Jugend" ist das Älterwerden, was ist für Sie das Unangenehmste am Alter?
Das Aufstehen, wenn wieder einmal irgendetwas wehtut. Heute Morgen hat zum Beispiel meine Schulter geschmerzt, weil ich zu lange auf der falschen Seite gelegen habe. Man schläft ganz wunderbar und bemerkt das erst, wenn man aufsteht.

Fürchten Sie, wie Ihre Figur im Film, die Demenz?
Mein bester Freund litt an Alzheimer. Man hat das Gefühl, als würde der Mensch einen verlassen, um zum Horizont zu gehen. Das geht langsam, bei ihm dauerte es drei Jahre. Ich erinnere mich noch sehr gut an den Moment, als er mich zum ersten Mal nicht mehr erkannte. Ich habe mich sehr mit der Krankheit beschäftigt und viel darüber gelesen. Aber in meinem Alter ist es vielleicht besser, Alzheimer zu vergessen. (lacht)

Welche Träume sind noch offen in Ihrem Leben?
Ich habe noch etliche Träume, und mittlerweile führe ich ein sehr gesundes Leben, ich achte auf die Ernährung und habe den Alkohol stark reduziert. Ich erfuhr mit 75 Jahren das Glück, Enkelkinder zu haben. Und mit denen möchte ich noch möglichst viel Zeit erleben.