Ab in die Ferien: So beladen Sie Ihr Auto richtig
Wer sein Gepäck korrekt verstaut, fährt sicherer in den Urlaub.

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Im Laderaum des Kombis liegen Koffer, Taschen, Camping-Möbel und ein Sonnenschirm, die Rücksitz-Lehnen sind vorgeklappt. Die Beifahrerin hat ihre Füße lässig aufs Armaturenbrett gelegt. So rollt das Auto dahin – bis die Fahrt abrupt an einer Wand endet. Blech scheppert, Scheiben bersten. Der Sonnenschirm schießt wie ein Pfeil auf die Frontscheibe. Koffer und Kühlbox drücken die Sitzlehnen nach vorn, quetschen Fahrer und Beifahrerin ans Armaturenbrett. Camping-Möbel, Bocciakugeln und Tennis-Schläger treffen die beiden wie Geschosse mit voller Wucht.
Die gute Nachricht: Das lebenswichtige Vitamin, das nur bei Sonnenstrahlung entstehen kann, wird auch gebildet, wenn eine Person Kleidung trägt.
Zum Glück sind die beiden keine echten Menschen, sondern Crashtest-Dummys im Unfall-Labor des ADAC. Den Wagen haben die Experten des Automobilclubs bewusst nachlässig beladen, ihn mit 50 km/h an die Wand prallen lassen und das Ganze gefilmt. Die Aufnahmen zeigen: Mit ungesicherter Ladung zu fahren ist lebensgefährlich.
So machen Sie es besser:
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Nicht überladen: Im Fahrzeugschein finden Sie das maximale Gesamtgewicht im Feld „F.2“. Ziehen Sie davon das Leergewicht – Feld „G“ – ab, erhalten Sie die Zuladung für Gepäck und Passagiere. In Mittelklasseautos sind das meist 400 bis 500 Kilogramm. „Wer mit Wohnwagen oder Anhänger reist, muss darüber hinaus deren Stützlast von der Zuladung abziehen“, erläutert Patrick Pöppl vom TÜV-Süd in München.
- Eine Überschlagsrechnung hilft Ihnen, die Beladung abzuschätzen: Nehmen Sie rund 20 Kilogramm pro Koffer oder Reisetasche an, zählen Sie weitere 25 Kilo für Kleinteile sowie das Gewicht der Passagiere dazu. Fahrräder auf dem Dach- oder Heckträger und andere Zusatzgeräte müssen Sie ebenfalls einrechnen.
- Gleichmäßig beladen: Auch wo das Gepäck untergebracht ist, spielt eine wichtige Rolle. Es gilt Vorder- und Hinterachse des Autos möglichst gleichmäßig zu belasten. Ruht das Hauptgewicht hinten, kommt weniger Gewicht auf die Vorderachse. „Dies kann erheblichen Einfluss auf die Fahrstabilität haben“, sagt Experte Pöppl. Sein Rat: „Lagern Sie schwere Gegenstände möglichst in Richtung Fahrzeugmitte.“ So sorgen Sie dafür, den Schwerpunkt des Autos tief zu halten. Je höher dieser liegt, desto schlechter lässt sich der Wagen beim Fahren beherrschen. In Dachboxen gehört nur leichtes Gepäck.
Ladung sichern
- Ein Video des ADAC auf YouTube zeigt, wie sich ein Sonnenschirm beim Unfall in ein gefährliches Projektil verwandelt. „Nicht gesicherte Gegenstände entwickeln schon bei lediglich 50 km/h Aufprall-Geschwindigkeit eine Durchschlagkraft vom 30- bis 50-fachen ihres eigenen Gewichtes“, rechnet Monika Gaß vom ADAC Pfalz vor. TÜV-Experte Pöppl findet drastische Worte dafür, was das bedeutet: „Wenn bei einem starken Frontalaufprall der Tablet-PC von der Hutablage nach vorn geschleudert wird und den Fahrer am Kopf trifft, dann ist ziemlich sicher Feierabend.“ Verstauen Sie größere Gepäckstücke also sicher im Kofferraum, Kleinteile gehören in Ablagefächer.
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Zusätzliche Befestigung: Die Rückbank dient als Schutz vor der Ladung im Kofferraum. Sitzt dort niemand, schließen Sie die Sicherheitsgurte. Das gibt den Sitzen und damit der Ladung dahinter zusätzlichen Halt. Fahren Sie einen Kombi, dann decken Sie das Gepäck ab und fixieren Sie es mit Zurrgurten im Kofferraum. „Nahezu alle neueren PKW haben im Kofferraum Ösen, um Gurte zu fixieren“, sagt Experte Pöppl. Viele Autohersteller bieten auch Netze als Zubehör an, um lose Gegenstände am Kofferraumboden zu fixieren. Zusätzlichen Schutz bietet ein Gepäcknetz oberhalb der Rücksitze.
- Tiere transportieren: Laut Straßenverkehrsordnung sind Tiere Gepäck, besondere Vorschriften gelten für sie nicht. Am sichersten reisen Vierbeiner in einer Transportbox im Kofferraum. Für Hunde hält der Handel auch spezielle Geschirre bereit, mit denen Sie Ihren Liebling auf dem Rücksitz sichern können.
Vorausschauend fahren
Machen Sie sich vorsichtig mit den Fahreigenschaften des voll beladenen Autos vertraut. „Der Bremsweg ist länger, das Anfahren behäbiger, in den Kurven drückt das Fahrzeug nach außen“, erklärt Monika Gaß vom ADAC die wichtigsten Änderungen im Fahrverhalten eines schwer beladenen Wagens. Angepasste Geschwindigkeit und eine defensive Fahrweise sind auf der Urlaubsfahrt deshalb besonders wichtig.
Reifendruck anpassen
Damit die Reifen bei voller Ladung optimal auf der Straße haften, müssen Sie den Luftdruck erhöhen. „Ein voll beladenes Auto mit zu geringem Reifendruck hat zu wenig Kurvenstabilität“, erklärt Monika Gaß. Wie viel Druck bei unterschiedlichen Beladungen nötig ist, steht in der Bedienungs-Anleitung des Fahrzeugs, am Türholm oder an der Tankklappe. „Nach der Reise muss der Reifendruck natürlich wieder an die normalen Verhältnisse angepasst werden“, erinnert Gaß.
Wir wünschen Ihnen gute und sichere Fahrt!