Auszeit in der Natur
Die Schwäbische Alb lockt mit Ruhe, Weite und ungewöhnlichen Unterkünften.

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Der Kleine Bär ist größer als gedacht. Riesig sogar, wie er da steht auf der Wiese am Hang. An die sechs Meter ragt sein Skelett aus Holzstangen in den Himmel. Den Leinenstoff, der die Konstruktion umgibt, ziert ein handgemalter Bär. Campingurlaub im Indianerzelt.
Beim Kleinen Bär handelt es sich um eines von acht Tipis auf Hofgut Hopfenburg im baden-württembergischen Münsingen. Und die sind auf dem Bauernhof mit Zeltplatz nicht die einzigen außergewöhnlichen Unterkünfte. Umgeben von Streuobstwiesen, Wald und Weihern kann man hier in Jurten aus Filz wohnen, in Tuareg-Zelten wie afrikanische Hirtennomaden, in winzigen Schäferwagen oder in geräumigeren Heide- und Zirkuswagen.
Ob Zelt oder Wagen – inklusive ist der Blick über die sanften Hügel der Schwäbischen Alb. Am schönsten ist dieser Blick vom höchsten Punkt des Geländes aus, dort, wo die Tipis einen Kreis um einen Feuerplatz bilden. Vor allem, wenn der Tag zu Ende geht, ein Lagerfeuer zwischen den Zelten flackert und Kartoffeln in der Glut garen.
Die Nächte auf der Hochebene sind kühl – und im Tipi zu spüren. Es raschelt hier und da, riecht nach Erde und zieht durch die Ritzen. Gut, dass man im Kleinen Bär in soliden Betten unter dicken Decken schläft. Am Morgen scheint die Sonne durch die Zelthaut und rückt die Details der Behausung ins rechte Licht: Abnäher, Knüpfverbindungen und Holzkonstruktion entsprechen den Originalen der Sioux-Indianer. Und die dunklen Flecken überall? Krabbeltiere an der Außenhülle führen ein Schattenspiel auf. Aufstehen, Teewasser aufsetzen (im Zelt gibt es Licht, Wasserkocher sowie Herdplatte), Frühstück am Feuer mit Brot vom Backhaus und Marmelade aus dem Hoflädchen.
Nach der Morgentoilette in den Gemeinschaftswaschräumen flattern bunte Handtücher an den Zeltstangen. Sie trocknen in der Sommersonne, während die Urlauber ausschwärmen, um eine der Höhlen zu besichtigen, zum Wandern, Radeln oder Kanufahren auf der Großen Lauter. Manche bleiben, um die Ruhe auf dem Hof zu genießen.
Zur Ruhe kommt man hier auch im Winter, etwa zu Silvester. Die Zelte sind dann eingemottet, aber die beheizbaren Heide- und Zirkuswagen stehen noch. Nur das Wasser an den Spülen der Mini-Küchen darin ist abgedreht, schließlich herrschen draußen Minusgrade.
Der vielleicht gemütlichste Platz, um zuzuschauen, wie die Münsinger unten im Städtchen mit Raketen leuchtende Schnörkel in den Nachthimmel schicken, ist am kleinen Fenster neben der Bettnische im blau-gelben Schaustellerwagen Nummer 4. Wer die Kälte nicht scheut, kann das neue Jahr aber auch am höchsten Punkt des Zeltplatzes begrüßen – dort, wo im Frühjahr wieder der Kleine Bär auf Position geht.