Die schönen blauen Augen der Eifel
Die Eifel ist eine aktive Vulkanlandschaft – die zahlreichen Maare zeugen davon.

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Der See ist kreisrund. Sein Wasser, aus der Ferne dunkelblau, ist so klar, dass man beim Schwimmen die Fische in der Tiefe erkennen kann; die Oberfläche glatt wie ein Spiegel, windgeschützt durch den bewaldeten Wall ringsum. Liebespaare gleiten in Tretbooten dahin, Jugendliche stürzen sich vom Sprungturm, Kinder planschen mit Schwimmflügeln. Nichts zu spüren von der gewaltigen Explosion, durch die diese Idylle vor 20 000 bis 15 000 Jahren entstand. Das Pulvermaar ist einer von zehn Maarseen in der Eifel. Man nennt sie Augen der Eifel, weil sie aus der Luft aussehen wie gewaltige Pupillen, mit einer grünen Iris aus Wald. Sie erinnern daran, dass die Region eine Vulkanlandschaft ist – obwohl aus Maaren, anders als bei Vulkankratern, niemals Lava ausgetreten ist.
Maare, vom lateinischen „mare“ für Meer, entstehen durch heftige Wasserdampfexplosionen: Wenn heißes Magma aufsteigt und auf das Grundwasser trifft, verdampft das Wasser schlagartig. Es kommt zum großen Knall, das Gestein zerbirst, fliegt durch die Luft und lagert sich am Rand des Kraters ab. Die Explosionskammer bricht ein und hinterlässt einen Trichter, der mit Wasser vollläuft. Die meisten der über 70 Eifelmaare sind mittlerweile mit Sediment aufgefüllt oder trockengelegt. In diesen Trockenmaaren entstehen oft Moorlandschaften mit einer faszinierenden Artenvielfalt. Auch außerhalb der Eifel gibt es Maare, auf der Schwäbischen Alb zum Beispiel oder in der Nähe von Darmstadt, wo das ausgetrocknete Maar, die Grube Messel, für seine Fossilienfunde bekannt ist. Als Maarsee in der Eifel gilt auch der Laacher See – obwohl es sich dabei eigentlich um eine Caldera handelt: die eingefallene Magmakammer eines Vulkans.
Noch heute steigen Bläschen aus dem Wasser des Laacher Sees auf, Kohlendioxid aus dem Magma in der Tiefe. Und während Spaziergänger vom Ufer aus sehen, wie es blubbert und brodelt, ziehen in der Ferne Segler und Windsurfer ihre Kreise. Ein Ausbruch, sagen Geologen, sei derzeit unwahrscheinlich.