Gipfelglück am Wendelstein
Die Wendelsteinbahn ist die älteste Hochgebirgsbahn Deutschlands und fährt bis 200 Passagiere pro Tour zum unterirdischen Bahnhof der Wendelstein-Bergstation auf 1723 Meter hinauf. Besonders im Winter ein Erlebnis!

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Auf 1723 Meter ist die Bergstation erreicht. Der Zug fährt unterirdisch in das Gipfelmassiv ein. „Alles aussteigen.“ Bis zu 200 Passagiere entlässt der Zug. Sie gelangen durch einen dunklen Schacht ins Freie und sind geblendet von dem, was sie erwartet: ein Alpenpanorama, das an schönen Tagen bis zum Wilden Kaiser und zur Zugspitze reicht. Sowie eine Sonnenterrasse, auf der man nicht selten über dem Talnebel sitzt. Der Wendelstein ist ein 1838 Meter hoher Berg in den bayerischen Alpen. Südlich von Rosenheim und dem Chiemsee gelegen, markiert er die Grenze des Hochgebirges zum Alpenvorland. 1858 erklomm ihn der Bayernkönig Maximilian II., 1883 wurde dort ein Berggasthof eröffnet.
Mit der Zahnradbahn kamen auch die Bergtouristen
Schon bald beklagten die Wirtsleute das Fehlen eines eigenen Gotteshaues: „Dass ma halt da herobn des ganze Jahr in koa Kirchn nöt kimmt.“ Heute gehört das Bergkirchlein auf dem Wendelstein zu den Schmuckstücken auf dem Gipfel. Es thront auf einer Felsnase und gleicht im Winter einer von Künstlerhand modellierten Eisskulptur. An klaren Tagen herrscht Gewusel auf dem Wendelstein. Mit der Zahnradbahn kamen auch die Menschenmassen: Schon im ersten Betriebsjahr waren es 36 000 Fahrgäste. Ein Industriepionier namens Otto von Steinbeis hatte die Initiative ergriffen, der bayerische Prinzregent Luitpold 1910 schließlich seine Zustimmung gegeben. Im Untergeschoss des Berggasthofes taucht man in die Geschichte der Zahnradbahn ein: die komplizierte Streckenführung, die so lawinensicher sein sollte, dass auch ein Winterbetrieb möglich war. Das engmaschige Netz von 66.000 Metallzähnen, die auch nach über 100 Jahren nur wenige Millimeter abgenutzt sind. Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten in den 1980er-Jahren, als die Schließung drohte. Die Technik galt als veraltet und die Fahrzeit als zu lang. Überdies war 1970 eine Seilbahn in Betrieb gegangen, die die Gäste von Bayrischzell-Osterhofen in nur sieben Minuten auf den Gipfel brachte. Doch dann ging es wieder bergauf. „Zum Glück“, sagt der Fahrdienstleiter am Bergbahnhof und erzählt von den neuen 1991 in Dienst gestellten Triebwagen, die aus der Schweiz stammten und einen Halbstundentakt zuließen. Die alten historischen Waggons und Loks kämen noch als Schneeräumfahrzeuge und bei Mondscheinfahrten zum Einsatz.