Hopfen: grünes Gold

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Hopfen macht viel Arbeit – und ist doch ein Herzensding
Eine atemberaubende Kulisse – und das schon seit Jahrhunderten, denn bereits im Jahr 860 wird der Hopfenanbau in der Hallertau urkundlich erwähnt. Das „grüne Gold“ prägt seither nicht nur die oberbayerische Landschaft, sondern auch Bräuche, Feste und Musik. „Der Hopfen liegt uns am Herzen“, sagt Hopfenbäuerin Elisabeth Stiglmaier aus Attenhofen. „Wen er einmal gekratzt hat, den lässt er nicht mehr los.“ Wobei er schon eine sehr arbeitsintensive Pflanze sei – rund zweieinhalb Minuten Arbeitszeit eines Hallertauer Bauern stecken in jedem halben Liter Bier. Jetzt, im Januar und Februar, werden die Drähte aufgehängt, die den Pflanzen als Rankhilfe dienen. Danach erfolgt das Hopfenandrehen bis Ende Mai in mühevoller Handarbeit. Dabei werden die zarten Triebe auf dem Aufleitdraht befestigt. „Wobei wir dann nicht warten, bis die Pflanze von alleine wächst“, sagt Adi Schapfl, Vorstand des Hopfenpflanzverbandes Hallertau, „sondern es vergeht kein Tag, an dem wir nicht im Hopfengarten sind und die Ranken kontrollieren. Damit sie richtig gedeihen und nur die kräftigen weiblichen Triebe hochgehen, an denen die Dolden wachsen.“
Ende August oder Anfang September heißt es dann „Hopfazupfa“. Etwa 25 Tage lang wird der Hopfen von den Reben getrennt und anschließend in der Hopfendarre bei 65 Grad getrocknet. Wer zu dieser Zeit in der Hallertau unterwegs ist, hat unweigerlich dieses besondere würzige Aroma in der Nase. Schon Hildegard von Bingen wusste es zu schätzen, wenn sie das Hanfgewächs mit heißem Wasser übergoss, um die entspannende Wirkung zu nutzen.
Im Hopfenmuseum in Wolnzach trinkt Museumsleiter Christoph Pinzl statt eines Tees lieber ein Bier und schwärmt davon, wie es die Pflanze aus seiner Heimat zu Weltruhm gebracht hat. Vier von zehn Bieren rund um den Globus werden heute mit Hopfen aus der Hallertau gebraut, in Deutschland fast jedes. „Ein echter Genussbotschafter, der den Menschen in aller Herren Länder Freude macht“, sagt Pinzl und schenkt sich gleich noch ein Glas ein.
Ein trunkener Turm und Träume in Dunkelbiersoße
Wobei sich in der Hallertau nicht alles nur ums Bier dreht, sondern zum Beispiel auch ums Wasser. Im ältesten Römerbad nördlich der Alpen etwa, in Bad Gögging, werden gleich drei Naturheilmittel aus eigenen Vorkommen angeboten: Thermalwasser, Naturmoor und Schwefelwasser. Wer dagegen in Abensberg landet, sollte sich beim Anblick des dortigen Kunsthauses nicht biertrunken wähnen. Der Turm ist tatsächlich extrem schief, und auch die anderen Gebäude, die Hundertwasser-Schüler Peter Pelikan dort 2014 errichtete, können leicht schwindlig machen. Innen bietet das Museum zahlreiche Werke Hundertwassers – und man wäre nicht in der Hallertau, ginge es am Ende nicht auch hier um Hopfen und Bier: Der Turm gehört der Traditionsbrauerei Kuchlbauer, und wer mag, kann an den Kunstgenuss gleich noch eine Führung durch die Gärkeller hängen.Einer der hübschesten Flecken in der Hallertau ist Marching, Ortsteil von Neustadt an der Donau, mit seiner schmucken Kirche und den trutzigen Überresten des Feiglturms. Mitten in dieser Idylle steht der Gasthof Paulus, ein Familienbetrieb in dritter Generation. Der Schweinebraten in Dunkelbiersoße ist ein Traum, das Bier kommt vom Fass. Dass es schmeckt, hat es dem Hopfen zu verdanken, dass es haltbar ist, übrigens auch, denn Hopfen gilt als natürliches Konservierungsmittel.
Vor allem hinter den zarten Aromen, etwa von Mango und Banane, steckt das grüne Gold der Hallertau, das in diesen Wintertagen noch im Boden in den Feldern schlummert und darauf wartet, an den ersten warmen Tagen dem Himmel entgegenzuranken.