Spielen und Lachen

Autor: George Washingmachine

Alle mal lachen!

Im Selbstversuch ergründet unser Autor, wie lustig Lachklubs wirklich sind

© denisfilm / Fotolia.com

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"Lache, und die Welt lacht mit dir." So lautet ein Sprichwort. Doch für mich fühlt sich das momentan eher an, wie "Lache, und die ganze Welt glotzt dich an, als wärst du nicht ganz richtig im Kopf". Eigentlich sind es nur zwei Arbeiter in orangefarbenen Warnwesten, die gucken, aber Sie verstehen schon, was ich meine.

Ich kann das den beiden nicht wirklich übel nehmen. Immerhin wedele ich wie ein aufgescheuchtes Huhn wild mit den Armen. In einem öffentlichen Park. Am helllichten Tag. Im Zentrum von Sydney. Oh – und hatte ich bereits erwähnt, dass ich dabei aus vollem Halse lache?

Ganz genau, ich befinde mich in einem Lachklub. Zum ersten Mal. Und damit nicht genug: Ich bin umringt von 15 absoluten Hahaha-Experten, die Lachsalve um Lachsalve loslassen, als wollten sie nie wieder aufhören. Ich komme mir vor, als sei ich in den Dreharbeiten von Einer flog übers Kuckucksnest gelandet.

Verstehen Sie mich nicht falsch, auch ich lache gern Tränen über einen guten Witz, aber das hier ist einfach nur verrückt. Die müssen doch alle eine Schraube locker haben!

Das allerdings ist keineswegs der Fall, wie sich herausstellt. Sie sind Anhänger des Phänomens der Lachklubs. Es gibt weltweit derzeit mehr als 3000 dieser Klubs, Treffpunkte für Leute, die wild entschlossen sind, sich dumm und dusselig zu lachen. (Nein, das ist kein Witz).

Die Geburt dieses Trends liegt schon Jahre zurück. Dr. Madan Kataria, ein fröhlicher Typ aus dem indischen Mumbai, kam die erleuchtende Erkenntnis, dass einfaches Lachen in vielfältiger Weise gesundheitsfördernd wirkt, weil es die Ausschüttung von Endorphinen, den sogenannten Wohlfühlhormonen, auslöst. Also machte er sich schnurstracks in den nächst gelegenen Park auf, trommelte ein paar Spaziergänger zusammen und fing an, Witze zu reißen. Alles im Namen der Wissenschaft wohlgemerkt.

Mit der Zeit wuchs zwar die Teilnehmerzahl, aber allmählich gingen die Witze aus. So ersann der erfindungsreiche Doktor einen Katalog von Methoden, die größere Gruppen auch ohne Witze zum Lachen bringen. Aus unbegreiflichen Gründen war die Formel ein Erfolg und verbreitete sich über den gesamten Globus. Wer hätte gedacht, dass etwas so Sorgloses wie das Lachen zu einem seriösen Geschäftsmodell werden würde?

In meinem eigenen Klub in Newtown beschleicht mich nach einer Weile ein gewisses Unbehagen. Ich bin im Laufe der Jahre und aufgrund einer Vielzahl von Feldversuchen zu der Erkenntnis gekommen, dass nicht jeder meinen sehr speziellen Sinn für Humor teilt. Also mache ich mir langsam Sorgen. Was, wenn ich die ganze Sache hier gar nicht lustig finde? Immerhin kann man ja nicht einfach auf Kommando loslachen. Oder?

Doch, wie ich feststelle, man kann. Und genau das, so empfehlen uns die Kicher-Gurus, sollen wir tun. Es scheint nicht darauf anzukommen, ob wir unser Lachen erzwingen. Rada Millwood, die Leiterin meiner Lachgruppe, erläutert: "Für unseren Körper macht es keinen Unterschied, ob es ein echtes oder ein unechtes Lachen ist, die Endorphine produziert er trotzdem."

Sie unterstreicht ihr Argument, indem sie uns eine Reihe von seltsamen, irgendwie lustigen Übungen machen lässt, die alle ulkige Namen haben und dazu dienen, die Lachmuskeln in Gang zu bringen. Ein bisschen wie Yoga, aber ohne Lycrahosen.

Wir beginnen damit, im Kreis zu stehen und rhythmisch in die Hände zu klatschen. Dazu geben wir den folgenden Singsang von uns: "Hohoho, hahaha." Angeblich soll diese Übung dabei helfen, ein Gruppengefühl entstehen zu lassen und etwaige Nervosität abzuschütteln. (Okay – noch funktioniert das bei mir nicht.)

Die nächste Übung nennt sich "der teuflische Wissenschaftler". Wir sollen uns locker durch den Raum bewegen, uns dabei die Hände reiben und ein manisches Gelächter erklingen lassen – sozusagen das größenwahnsinnige In-sich-hinein-Lachen eines Verrückten mit Allmachtsfantasien. (Ich bin nicht sicher, dass das nervöse Lachen, das ich von mir gebe, die Kriterien hinreichend erfüllt.)

Anschließend kommt der "Rasenmäher": Nach ein paar Fehlstarts, begleitet von bestimmten Bewegungen, bricht jeder von uns in ein lang anhaltendes, brüllendes Gelächter aus. Zu den nicht weniger bizarren Übungen gehören "Mr. Federschwert" (man sticht jemanden mit einem imaginären Lachschwert) und "der Pups im Aufzug". Dabei sollen wir unsere Nase rümpfen und so tun, als habe jemand in einem vollen Aufzug einen mächtigen Wind losgelassen. Dann laufen wir, aus vollem Halse lachend, in alle Richtungen davon. (Zugegeben, diese Übung ist lustig.)

Trotz meines eher zurückhaltenden Starts fängt die Sache an, mir Spaß zu machen. Bevor ich es merke, wiehere ich wie ein Profi. Sogar die Zaungäste in ihren Warnwesten machen mir nichts mehr aus. Stattdessen lasse ich meinen Blick über die bunt zusammengewürfelte Gruppe schweifen und bewundere die Fähigkeit ihrer Mitglieder, sich derart sorglos gehen zu lassen. Irgendwie ist das richtig befreiend.

Ich erfahre, dass die meisten von ihnen regelmäßig an diesen Treffen teilnehmen, also können sie offensichtlich nicht genug davon bekommen.

Und da fällt bei mir plötzlich der Groschen. Was diese Lachklubs so attraktiv macht, ist nicht so sehr das Lachen an sich, sondern die Möglichkeit, andere Leute zu treffen. Denn wie ließen sich besser Freundschaften knüpfen als beim gemeinsamen Lachen? Dass die ganze Gruppe nach dem Kurs gemeinsam Kaffee trinken geht, untermauert meine Theorie.

Als ich nach der 30-minütigen Sitzung nach Hause fahre, fühle ich mich in der Tat irgendwie besser gelaunt und entspannter. Trotz meiner anfänglichen Skepsis muss ich zugeben, dass Lachklubs eine gute Möglichkeit sind, dem Alltagstrubel zu entkommen, und eine wirklich ausgezeichnete Gelegenheit, neue Leute kennenzulernen.

Während ich mich wieder meinen Alltagsgeschäften zuwende, kommt mir ein jiddisches Sprichwort in den Sinn: "Lachen ist für die Seele, was Seife für den Körper ist." Das entlockt mir unwillkürlich ein Lächeln. Wenn das stimmt, müsste ich jetzt duften wie frisch gebadet.