Stars im Interview

Autor: Rüdiger Sturm

Diane Kruger: Im Ausland fühle ich mich sehr deutsch“

Filmstar Diane Kruger über den Wunsch nach Privatsphäre, Heimat und ihren merkwürdigsten Job.

© Getty Images / Andreas Rentz

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©© Getty Images / Andreas Rentz

Diane Kruger gilt als der wohl größte deutsche Filmstar der Gegenwart. Der ehemaligen Ballettschülerin aus Niedersachsen gelang ein bemerkenswerter Spagat: Sie drehte mit Regiegrößen wie Quentin Tarantino, spielte Hauptrollen in Hollywood-Blockbustern wie Das Vermächtnis der Tempelritter, etablierte sich zugleich in der französischen Filmbranche und wurde für den deutschen Film Aus dem Nichts in Cannes geehrt. Aktuell ist die 43-Jährige im Spionagethriller "Die Agentin" in den Kinos zu sehen.

Reader’s Digest: In den letzten Jahren gab es große Umbrüche in Ihrem Leben. Mit dem Darstellerpreis in Cannes feierten Sie den größten Erfolg Ihrer Laufbahn, im November 2018 wurden Sie Mutter. Wie sehr haben Sie sich dadurch verändert?
Diane Kruger:
Ich habe das Gefühl, noch viel privater sein zu müssen. Ich möchte mich weniger als früher in der Öffentlichkeit offenbaren, da ich als Schauspielerin in meinen Rollen glaubhaft bleiben möchte. Je weniger man über mich weiß, desto eher nimmt man mir Figuren wie eine Mossad-Spionin in Die Agentin ab. Und seit ich Mutter geworden bin, ist das Bedürfnis nach Privatheit noch extremer geworden.

Allerdings respektiert die Öffentlichkeit dieses Bedürfnis nur bedingt.
Ich möchte einfach mein Leben so führen können, wie ich mir das vorstelle. Und ich bitte die Öffentlichkeit, das zu respektieren.

Wie vermeiden Sie es, sich vom schönen Schein Ihrer Branche den Kopf verdrehen zu lassen?
Das fällt mir schon deshalb leicht, weil ich seit meiner Jugend immer nur gearbeitet habe. Zu Hause war es ein bisschen schwierig; meine Eltern haben sich scheiden lassen, als ich 13 war. Und ich habe damals auch einen sehr merkwürdigen Job gehabt, bei dem ich meine Menschenkenntnis gelernt habe.

Nämlich?
Im Alter von zehn bis zwölf war ich Altarmädchen auf Beerdigungen. Da habe ich dreimal die Woche vor einem Sarg gestanden und die Kerzen gehalten. Dabei bekommst du natürlich die ganzen Widersprüche mit: Helmut kann nicht schon wieder der tollste Mann gewesen sein, der je gelebt hat. Und du siehst auch, wenn Leute nicht wirklich traurig sind, dass die Person gestorben ist.

Die deutsche Branche machte viele Jahre einen Bogen um Sie.
Richtig. Da ich in Frankreich lebe, dachten die Leute vielleicht, dass ich nicht in Deutschland arbeiten wollte. Aber ich wollte eben auch keinen x-beliebigen deutschen Film drehen.

2017 bescherte Ihnen dann die deutschsprachige Produktion „Aus dem Nichts“ einen spektakulären Erfolg. Dachten Sie danach daran, wieder in die Heimat zu ziehen?
Ich kann ehrlich nicht sagen, wo meine Heimat liegt. Ich lebe jetzt in New York und Paris.

Fühlen Sie sich eigentlich noch in irgendeiner Weise deutsch?
Das hängt davon ab, wo ich mich aufhalte. Wenn ich in Deutschland bin, komme ich mir wie eine Ausländerin vor. Aber im Ausland fühle ich mich sehr deutsch. Pünktlichkeit ist für mich nach wie vor sehr wichtig. Ebenso Sparsamkeit. Abgesehen davon kann ich natürlich ein Schnitzel braten.

Zur Person: Diane Kruger

Diane Kruger wurde am 15. Juli 1976 im niedersächsischen Algermissen geboren. Nach einer Modelkarriere erhielt sie 2004 ihre erste große Rolle in Troja. Danach setzte sie sich mit Filmen wie Quentin Tarantinos Inglorious Basterds in Hollywood durch. Parallel dazu drehte sie zahlreiche künstlerisch anspruchsvolle Projekte in ihrer Wahlheimat Frankreich. 2017 erhielt Kruger in Cannes die Auszeichnung als beste Schauspielerin für Fatih Akins Rachedrama Aus dem Nichts. Mit ihrem Kollegen Norman Reedus hat sie eine kleine Tochter.

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