Abgesichert in jedem Alter

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Für Menschen, die kurz vor der Rente stehen oder bereits im Ruhestand sind, stellt sich gerade heute die Frage, wie sie ihr Erspartes vor der Inflation retten, um den Lebensabend finanziell abgesichert genießen zu können. Wer rechtzeitig handelt, schließt auch Versicherungen zu optimalen Beiträgen ab. Mit unseren Finanztipps machen alle Generationen das meiste aus Zeit und Geld.
20 bis 40 Jahre: Die Aufbauphase
Die Lehre ist erfolgreich beendet, das Studium geschafft, endlich fließt ein ordentliches Gehalt aufs Konto. Zeit, sich gekonnt zu versichern. Spätestens mit Vollendung des 25. Lebensjahres oder dem Eintritt ins Berufsleben endet nämlich die Möglichkeit zur Mitversicherung bei den Eltern. „Der Schutz einer Privathaftpflichtversicherung ist in allen Lebensphasen unverzichtbar. Sie übernimmt im Versicherungsfall den Ausgleich berechtigter Schadenersatzansprüche aufgrund von Personen-, Sach- oder Vermögensschäden“, sagt Claudia Frenz vom Bund der Versicherten. „Sie wehrt aber auch unberechtigte Forderungen ab.“ Das heißt, Sie brauchen keinen Anwalt, notfalls wird die Versicherung gegen unberechtigte Ansprüche gerichtlich vorgehen. Die gute Nachricht: Singles bekommen eine private Haftpflichtversicherung schon ab einem Jahresbeitrag von weniger als 50 Euro.Zu den existenziell wichtigen Policen gehört zudem die Absicherung der eigenen Arbeitskraft. Besonders empfehlenswert ist die Berufsunfähigkeits-Versicherung (BU): „Kann man aus gesundheitlichen Gründen den zuletzt ausgeübten Beruf voraussichtlich dauerhaft nicht mehr oder nur noch teilweise ausüben, so zahlt die BU-Versicherung eine monatliche Rente“, erklärt Frenz. Je jünger Sie eine solche Versicherung abschließen, desto günstiger sind die Prämien. Ein 27-jähriger Betriebswirt beispielsweise zahlt als Nichtraucher für eine Berufsunfähigkeits-Versicherung knapp 50 Euro monatlich. Entschließt sich der Betriebswirt erst mit 45 Jahren, eine BU-Versicherung abzuschließen, muss er etwa mit dem doppelten Beitrag rechnen, bei manchen Anbietern sogar noch mit mehr. Wobei der Beitrag auch davon abhängt, wie hoch die Rente ist, die der Versicherte im Fall der Fälle erhalten möchte. Empfehlenswert ist eine BU-Rente in Höhe von 70 bis 80 Prozent des aktuellen Nettoeinkommens.
Am besten besorgen Sie sich eine entsprechende Police schon während der Ausbildung oder des Studiums, spätestens aber bei Antritt des ersten Jobs.
Wenn dann das erste Gehalt auf Ihrem Konto eingeht, sollten Sie einen kleinen Teil davon in den Vermögensaufbau stecken. Zum Beispiel in einen ETF-Sparplan. „Exchange Traded Funds“ bilden einen Aktienindex eins zu eins ab. Sie werden also nicht aktiv von einem Management betreut, das Anteilscheine kauft und verkauft, um damit Renditechancen wahrzunehmen, wie etwa bei klassischen Aktienfonds. Das macht ETFs deutlich günstiger. Der Vorteil aller ETF-Sparpläne: Sie können sie jederzeit kündigen oder – sobald ihr Einkommen steigt – auch die monatlichen Zahlungen erhöhen. Einschlägige Sparpläne sind bereits ab 25 Euro pro Monat zu haben. Wer ab und zu auf den „Coffee to go“ verzichtet, kann mit dem Gesparten mit dem Vermögensaufbau beginnen.
Tipp: Investieren Sie nicht in einen Dax-ETF, denn dann sind Sie zu sehr auf einen Markt fokussiert. Besser ist ein ETF-Sparplan auf den MSCI World. Dieser Weltaktienindex gilt als solide Basis, weil Sie mit einem ETF auf ihn weltweit in die führenden Aktien investieren, ihr Vermögen also breit streuen. Ihr Geld fließt in alle in diesem Index enthaltenen Aktien. In die Zeit zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr fallen für die meisten Deutschen und Österreicher weitere wichtige Ereignisse: Heirat und Familiengründung. Falls sich Nachwuchs einstellt, brauchen Sie vermutlich eine größere Wohnung. Und schon stellt sich die Frage: mieten oder kaufen?
40 bis 60 Jahre: Die Konsolidierungsphase
Angenommen, Sie haben sich dafür entschieden, eine Immobilie zu kaufen. In diesem Fall sollten Sie zunächst auf Entschuldung und erst danach auf Kapitalbildung setzen. „Denn wenn eine Immobilie abbezahlt ist, kann Monat für Monat richtig gespart werden“, sagt der Mainzer Finanzstratege und Buchautor Antonio Sommese. Achten Sie beim Abschluss des Darlehensvertrags auf die Möglichkeit von Sondertilgungen. Dadurch können Sie bei unverhofften Geldeinnahmen – zum Beispiel Erbschaften oder Abfindungen – die Restschuld verringern und das Zinsänderungsrisiko bei der Anschlussfinanzierung reduzieren. Schließlich weiß niemand, wie hoch die Zinsen in fünf oder zehn Jahren sein werden. Sollten sie deutlich gestiegen sein, ist es vorteilhaft, wenn Ihre Restschuld möglichst gering ist, denn dann sparen Sie Zinsen.Entscheiden Sie sich für eine Immobilie und finanzieren diese – wie in den meisten Fällen – mit einem Baudarlehen, empfiehlt sich der Abschluss einer Risikolebensversicherung. Wählen Sie deren Höhe so, dass Ihre Hinterbliebenen die Restschuld des Kredits bezahlen können, falls Ihnen etwas zustößt.
Auch ohne Immobilienschulden kann eine Risikolebensversicherung sinnvoll sein. „Meist reichen die Ansprüche aus gesetzlichen Versorgungssystemen nicht aus, um die Versorgung von Hinterbliebenen sicherzustellen“, gibt Versicherungsexpertin Frenz zu bedenken. „Dies gilt vor allem dann, wenn die Hinterbliebenen wirtschaftlich von der verstorbenen Person abhängig sind, weil sie nicht oder nur einen geringfügigen Teil zum Haushaltseinkommen beitragen.“ Da die Risikolebensversicherung im Gegensatz zur Kapitallebensversicherung kein Vermögen aufbaut, sondern nur ein Risiko versichert, halten sich die Prämien in Grenzen. Vergleichsangebote einholen lohnt sich: der Jahresbeitrag bei einer Versicherungssumme von 200.000 Euro kann bei einer Laufzeit von 20 Jahren für eine Person Mitte dreißig zwischen 100 und 300 Euro liegen.
Als Immobilienbesitzer sollten sie unbedingt auch eine Wohngebäudeversicherung abschließen. Brennt Ihr Haus beispielsweise ab, kann Ihr Darlehensgeber den Kredit kündigen. In diesem Fall müssten Sie womöglich eine hohe Summe auf einen Schlag aufbringen. Sie wohnen zur Miete, der Kauf einer Immobilie gehört nicht zu Ihrer Lebensplanung oder Haus und Hof sind bereits schuldenfrei? Dann sollten Sie Ihr frei verfügbares Geld in Aktien oder Aktienfonds mit Zukunftspotenzial investieren, und zwar für einen Zeitraum von mindestens zehn Jahren. Experte Sommese empfiehlt Aktien von Technologie-Unternehmen, wie etwa Alphabet, Microsoft oder Apple, von Aktiengesellschaften, die sich der Nachhaltigkeit verpflichtet haben, wie Disney oder Nvidia, dem US-Entwickler von Grafikprozessoren, oder globalen Konsumtrends wie E-Sport, also dem sportlichen Wettkampf mit Computerspielen, zum Beispiel Unternehmen wie Sony.
Eine Alternative ist, Ihre Investitionen in ETFs oder Mischfonds, bestehend aus Aktien, Anleihen und Rohstoffen, zu erhöhen. Mit einem Teil Ihrer Einnahmen können Sie darüber hinaus physische Edelmetalle erwerben, also Barren oder Münzen. Tipp: Gold ist mehrwertsteuerfrei, Platin und Palladium sind es nicht!
60 Jahre plus: Die Verrentungsphase
Mit Anfang 60 sind viele Männer und Frauen noch berufstätig, eine Berufsunfähigkeitsversicherung benötigen sie aber nun nicht mehr, weil sie in Kürze ihre Rente beziehen. Kündigen Sie diese Police, falls sie nicht automatisch ausläuft. Nach dem Eintritt in den Ruhestand ist Vermögensaufbau kein Thema mehr, eher dessen Verrentung. Das heißt, das vorhandene Vermögen wird mithilfe von Entnahmeplänen in monatlichen Renten ausgezahlt. Ein Beispiel: Sie verfügen zu Beginn der Entnahmeperiode über 100.000 Euro auf einem Sparkonto mit 2 Prozent Zinsen pro Jahr. Sie entscheiden sich für eine Laufzeit des Entnahmeplans von 20 Jahren. In diesem Fall erhalten Sie eine monatliche private Zusatzrente von 504,18 Euro. Am Ende der Laufzeit ist Ihr Ausgangskapital von 100.000 Euro allerdings aufgebraucht.Passen Sie die Verteilung Ihres Ersparten den neuen Gegebenheiten an. 100 minus Lebensalter ergibt den Aktienanteil im Depot. Diese einfach klingende Formel liest man oft. Folgen Sie ihr, hätten Sie als 70-Jähriger noch 30 Prozent Aktien, Aktienfonds oder ETFs im Depot. Eindeutig zu viel! Ein Börsencrash würde Sie in diesem Alter viel härter treffen als einen 40- oder 50-Jährigen. Diese können in Ruhe warten, bis sich die Kurse wieder erholen. Ihnen aber bleibt – statistisch gesehen – deutlich weniger Zeit. Wenn überhaupt, sollte die Aktienquote im Depot im Ruhestand maximal 10 Prozent ausmachen. Es sei denn, Sie verfügen über ein hohes sechs- oder gar siebenstelliges Vermögen, dann können Sie auch größere Summen an der Börse investieren.
Steckt der Großteil Ihres Ersparten in einer Immobilie? Das Haus zu verkaufen und eine kleinere Eigentumswohnung zu erwerben, ist eine Möglichkeit, größere Summen zu erlösen. Wollen Sie Ihre Immobilie behalten und trotzdem finanziell von ihr profitieren, haben Sie mehrere Möglichkeiten: In Deutschland noch verhältnismäßig unbekannt ist die Umkehrhypothek, eine „Reverse Mortgage“. Sie erhalten einen Kredit, als Einmalbetrag oder in monatlichen Raten. Die Immobilie dient der Bank als Sicherheit, bleibt jedoch Ihr Eigentum. Der Nachteil: Der ausgezahlte Kredit ist vergleichsweise gering, außerdem müssen Sie weiterhin für die Instandhaltungskosten aufkommen. Deshalb ist von dieser Form der Immobilien-Verrentung eher abzuraten. Besser ist der Verkauf des Objekts auf Leibrentenbasis. Sie trennen sich von Ihrem Haus, erhalten eine monatliche Rente und dürfen in Ihrer Immobilie bis zum Lebensende wohnen. Um die Instandhaltung kümmert sich fortan der Käufer.
Die aus Sicht des Verkäufers günstige Lösung ist die Vereinbarung eines grundbuchlich gesicherten lebenslangen Wohnrechts. Sie erhalten eine sofortige Einmalzahlung und müssen fortan nicht mehr für Reparatur- und Instandhaltungskosten aufkommen. Allerdings: Für Ihre Nachkommen ist die Immobilie verloren.