Wissen und Tipps

Autor: Michael Brückner

Retten Sie Ihr Geld!

Immer mehr Banken verlangen Strafzinsen für Einlagen. Wohin also mit Ihrem Erspartem?

 

© istockfoto.com / porcorex

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Kaum zu glauben, aber wahr: Die Deutschen bunkerten im Jahr 2020 rund eine Billion Euro unverzinst auf Girokonten! Auf diese Guthaben schlägt die Inflation voll durch, sie verlieren also täglich an Wert. Sollte Ihnen ein (winziger) Teil der Billion gehören, oder sollten Sie auf der Suche nach lohnenderen Anlagen sein, finden Sie hier wichtigste Tipps für Sparer in Niedrigzinszeiten.

Tipp 1: Konten gekonnt managen

Sparen macht keinen Spaß mehr. Im Gegenteil, es macht Sie ärmer. Angenommen, Sie zahlen 10.000 Euro auf ein Tagesgeldkonto ein. Mit viel Glück bekommen Sie derzeit bei einer Bank im EU-Ausland dafür 0,5 Prozent Zinsen pro Jahr. Allerdings nur als Neukunde und meist lediglich für wenige Monate. Selbst wenn Sie sich ein ganzes Jahr über 0,5 Prozent Zinsen freuen dürfen, schreibt Ihnen die Bank am Ende magere 50 Euro gut. Dem steht bei einer Inflationsrate von rund 0,6 Prozent ein Kaufkraftverlust Ihrer Einlage von 60 Euro gegenüber. Sie büßen also zehn Euro ein!
Besser sieht es bei Festgeldkonten aus. Ausländische Banken gewähren zum Teil Zinsen, die zumindest die Inflationsrate ausgleichen. Allerdings: Über die Einlagen auf dieser Art Konto können Sie für einen längeren Zeitraum nicht verfügen.
Lösen Sie Ihre Tagesgeld- oder Festgeldkonten trotzdem nicht auf: Damit trennen Sie Ihre flüssigen Mittel – die aufs Girokonto gehören – von kurzfristig verfügbaren Rücklagen. Befinden sich Liquidität und Rücklagen auf demselben Konto, verleitet das so manchen zu höherem Konsum. Der Mainzer Finanzcoach Antonio Sommese empfiehlt: „Etwa zwei bis drei Nettogehälter gehören auf ein Tagesgeldkonto für Notfälle. Auf einem Festgeldkonto werden Rücklagen für die in den nächsten sechs bis zwölf Monaten anstehenden Anschaffungen geparkt“. Noch ein Tipp: Achten Sie darauf, dass sowohl Giro- als auch Tages- und Festgeldkonto gebührenfrei sind.

Tipp 2: Schauen Sie über die Grenzen

Banken jenseits der Grenzen bieten häufig eine deutlich höhere Verzinsung für Tagesgeld- und Festgeldeinlagen als deutsche Institute: Für eine einjährige Festgeldanlage werden mancherorts noch um 1 Prozent Zinsen pro Jahr geboten. Damit schlagen Sie der Inflation ein Schnippchen.
Günstige Festgeldangebote ausländischer Geldinstitute finden Sie im Internet zum Beispiel unter biallo.de oder fmh.de. Was aber passiert, wenn Ihre Bank auf Malta, in Lettland oder Rumänien pleitegeht? In den Ländern der Europäischen Union greift dann die EU-weite Einlagensicherung von bis zu 100. 000 Euro pro Kunde. Höhere Summen sollten Sie also auf keinen Fall bei einem einzigen Institut anlegen. In letzter Konsequenz steht immer der Staat für die Guthaben gerade. Achten Sie darum auf eine gute Bonität der Nation, in der die betreffende Bank ihren Sitz hat: Sie sollte ein „A“-Rating haben, das je nach Abstufung für überdurchschnittliche Bonität bis Top-Bonität steht. Über diese Bonitätsratings informiert beispielsweise das Verbraucherportal fmh.de (Stichwort „Festgeld-Vergleich“). Von Anlagen außerhalb der EU lassen Sie besser die Finger.

Tipp 3: Hände weg von Kombiprodukten

Manche Kreditinstitute locken Kunden mit Kombiprodukten aus Festgeld und Fonds. Die Hälfte davon fließt in eine Festgeldanlage mit 1 Prozent Zinsen pro Jahr, für die anderen 10 000 Euro kauft die Bank für den Kunden Anteile an einem Aktienfonds. Für die Fondsanteile zahlt der Anleger einen Ausgabeaufschlag von 5 Prozent, also 500 Euro. Ein gutes Geschäft – für die Bank. Denn für sein Festgeld bekommt der Kunde gerade einmal 100 Euro. Verlust im ersten Jahr: 400 Euro. Um diesen Betrag müssten seine Fondsanteile steigen, damit er nach zwölf Monaten weiterhin 20 .000 Euro sein eigen nennt. Gelingt dies nicht oder fährt der Aktienfonds ein Minus ein, hat der Anleger Geld verloren.
Dazu kommt: Ab dem zweiten Jahr darf die Bank die Zinsen für die Festgeldanlage anpassen und wird sie im aktuellen Umfeld mit ziemlicher Sicherheit senken. Schließen Sie also keine Kombiprodukte ab. Investieren Sie separat in Fonds, zum Beispiel bei einer Direktbank mit günstigeren Ausgabeaufschlägen, und in eine Festgeldanlage.

Tipp 4: Halten Sie an alten Sparverträgen fest

Haben Sie in den vergangenen Jahren Prämiensparverträge bei einer Sparkasse abgeschlossen? Tatsächlich waren diese Produkte lange Zeit attraktiv: Als Sparer bekamen Sie zusätzlich zu Ihren Zinsen eine jährliche Prämie, deren Höhe mit der Laufzeit anstieg. In Null- und Niedrigzinszeiten werden die Verträge für die Sparkassen nun zur Belastung. Viele Sparer erhielten in den vergangenen Monaten daher Kündigungsschreiben.
Nach einem Urteil des Bundesgerichtshofs vom 14. Mai 2019 dürfen die Anbieter solche Prämiensparpläne in der Tat kündigen – vorausgesetzt die höchste Prämienstufe ist erreicht. Dies ist meist nach 15 Jahren der Fall. Vielfach suggerierte die Werbung der Sparkassen aber längere Laufzeiten, oft 25 Jahre. Die Verbraucherzentralen empfehlen daher, Kündigungen nicht vorschnell zu akzeptieren und vor allem nicht über die angesparten Guthaben zu verfügen. Denn damit nehmen Sie die Kündigung hin und verlieren eventuelle Ansprüche. Der Rat der Verbraucherschützer: Widersprechen Sie der Kündigung, zahlen Sie die Sparraten zunächst weiter, und kontaktieren Sie die örtliche Verbraucherzentrale. Trotz des BGH-Urteils kann eine Kündigung seitens des Geldinstituts nämlich ungültig sein, wenn zum Beispiel die höchste Prämienstufe noch nicht erreicht wurde, eine fest vereinbarte Laufzeit nicht vorüber ist oder der Vertrag durch Zusatzvereinbarungen erweitert oder verändert wurde.
Auch Bausparverträge, die vor rund 20 Jahren abgeschlossen wurden, bringen noch Zinsen von rund 3 Prozent ein. Da erstaunt es nicht, dass die Anbieter diese angesichts des derzeitigen Zinsumfelds kündigen. Ein Vorgehen, das der Bundesgerichtshof für rechtens erklärt hat: Bausparverträge dürfen gekündigt werden, wenn die Bausparsumme komplett angespart wurde oder der Vertrag seit mehr als zehn Jahren zuteilungsreif ist, sogar wenn dieser noch nicht voll bespart ist. Hat Ihnen Ihre Bausparkasse hingegen einen Zins- oder Treuebonus zugesagt, kann eine Kündigung möglicherweise ausgeschlossen sein. Ob dies der Fall ist, sollten Sie von einer Verbraucherzentrale oder einem Fachanwalt für Bank- und Kapitalmarktrecht klären lassen.

Tipp 5: Ziehen Sie Investitionen vor

Sie planen eine größere Investition, zum Beispiel ein neues Auto oder eine neue Küche anzuschaffen? Steht der Umbau des Badezimmers an? Dann tätigen Sie diese Ausgaben bald, nach Möglichkeit bis spätestens Ende des Jahres. Auch mit solchen Sachwerten lässt sich in Niedrigzinszeiten der Teuerungsrate quasi ein Schnippchen schlagen. Dazu kommt: Bis zum 31. Dezember 2020 profitieren Sie zusätzlich von der im Zuge der Corona-Krise vorübergehend gesenkten Mehrwertsteuer von 16 statt 19 Prozent.

Tipp 6: Streuen Sie Ihre Anlagen richtig

Wer gut streut, rutscht nicht aus, heißt eine alte Börsenregel. Das heißt: Setzen Sie auf mehrere Anlageformen, zum Beispiel auf Aktienfonds oder ETFs, Immobilienfonds, Gold und Festgeld. Ihre Risikobereitschaft und Ihr zeitlicher Anlagehorizont bestimmen darüber, wie Sie aufteilen. Solange sich an diesen Werten nichts ändert, behalten Sie die Gewichtung bei. Dazu müssen Sie immer wieder nachjustieren.
Angenommen, Sie haben 30 Prozent in Aktien und Aktienfonds investiert. Mit etwas Glück und steigenden Kursen liegt Ihr Gewinn nach wenigen Jahren bei mehreren 1000 Euro. Jetzt machen diese Anlagen mehr als 30 Prozent Ihrer Gesamtinvestition aus. In dieser Situation sollten Sie die Gewinne mitnehmen, Aktien, Fondsanteile und ETFs verkaufen und dieses Geld in Ihre anderen Anlageklassen, also etwa in Gold oder Festgeld umschichten. So stellen Sie die ursprüngliche Balance in Ihrem Depot wieder her.

Tipp 7: Investieren Sie bei Preis-Rückschlägen in Gold

„Gold bringt keine Zinsen“, heißt es oft. Das ist zwar richtig, doch wer in Münzen und Barren investiert, hat andere Motive. Er wünscht sich einen Stabilitätsanker für seine Geldanlage. Denn obgleich auch der Goldpreis oft stark schwankt, hat das Edelmetall anders als Papiergeld einen inneren Wert. Bei welchen Preisen sollten Sie also zugreifen? Im September 2020 mussten Sie für eine Feinunze Gold rund 1645 Euro zahlen. Zehn Jahre zuvor waren es rund 959 Euro. Sollte der Preis kurzfristig wieder unter 1400 Euro fallen, wäre das eine gute Gelegenheit, um zuzugreifen. Wer monatlich zwischen 150 und 300 Euro übrig hat, kann regelmäßig in goldene Minibarren (2,5 oder 5,0 Gramm schwer) investieren. So kaufen Sie mal teurer und mal günstiger ein und profitieren bei schwankenden Preisen vom Durchschnittskosten-Effekt.

Tipp 8: Sparen Sie sich die Schuldzinsen

Bevor Sie größere Summen auf Tages- oder Festgeldkonten einzahlen, prüfen Sie, ob Sie stattdessen Schuldzinsen sparen können. Reduzieren Sie laufende Kreditverpflichtungen, vor allem den teuren Dispokredit. Nach Berechnungen der Frankfurter Finanzberatung FMH liegt der durchschnittliche Dispozins bei deutschen Banken bei satten 10 Prozent! Falls Sie ein Immobiliendarlehen abzahlen, klären Sie, ob Sie dessen Laufzeit durch gebührenfreie Sondertilgungen verkürzen und so Zinsen sparen können. Ein Blick in den Darlehensvertrag gibt Auskunft. Oder fragen Sie Ihre Bank. Sollten Ihnen keine Sondertilgungen gewährt werden, empfiehlt es sich, bei einer möglicherweise anstehenden Anschlussfinanzierung darauf zu bestehen oder das Kreditinstitut zu wechseln.