Wie gesund frühstückt die Welt?
Frühstücken Sie gern? Ich für meinen Teil liebe es! Am besten lang und ausgiebig, am Wochenende gern in netter Gesellschaft von Familie und Freunden mit Kaffee, frischem Saft, Brötchen, einem Ei, etwas Schinken und Marmelade. Eine Schale mit Obstsalat zum Abschluss – perfekt!

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"Frühstücken ist wichtig, weil die Nährstoffspeicher nach der Nachtruhe aufgefüllt werden müssen. Der Körper braucht Kohlenhydrate, Ballaststoffe, Vitamine und Mineralien", bestätigt auch Claudia Thienel, Diplom-Oecotrophologin aus Bonn.
Doch in welcher Form sollten wir unserem Organismus diese Stoffe am besten zuführen? Spätestens seit ich in einem Frankfurter Messehotel zum ersten Mal japanische Misosuppe mit Tofu zum Frühstück hatte, ist mir klar, dass die Antwort auf diese Frage je nach Kulturkreis anders ausfällt. Deshalb habe ich einige Kollegen in Reader's Digest-Redaktionen auf fünf Kontinenten gefragt, was sie als typisches Frühstück zu sich nehmen. Die Rückmeldungen hat Ernährungswissenschaftlerin Claudia Thienel auf Grundlage der Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) bewertet. Dabei habe ich gelernt, dass ich beispielsweise wie mein Kollege Ilkka aus Finnland frühstücken sollte, denn, so die Expertin: "Ein gutes Frühstück besteht aus einem Vollkornprodukt kombiniert mit fettarmer Milch sowie Obst oder Gemüse." Guten Appetit!
USA
Markus Ward
Art-Direktor
Beim Frühstück unterscheiden viele meiner Landsleute zwischen Werktagen und Wochenenden:
- Unter der Woche essen sie eine gut gefüllte Schüssel Cornflakes mit Milch und etwas Zucker.
- Samstags und sonntags wird häufig üppiger gefrühstückt. Dann kommen pro Person zwei Spiegeleier, 2-3 Streifen gebratener Speck und 2-3 Esslöffel Bratkartoffeln auf den Tisch.
- An allen Tagen trinken wir morgens eine Tasse Milchkaffee und ein Glas Orangensaft.
Das sagt die Expertin:
_ Das Glas Orangensaft gilt als eine Obstportion. Die DGE empfiehlt zwei Portionen Obst (250 g) pro Tag.
_ Cornflakes sind häufig an sich schon gezuckert. Zusätzlicher Zucker liefert nur Kalorien ohne weitere Nährwerte.
Das Wochenendfrühstück enthält deutlich zu viel Fett.
Argentinien
Daniel Weigandt
Chefredakteur
So sieht unser Frühstück aus:
- Weiß- oder Roggenbrot mit Butter oder Quark. Manchmal bestreichen wir die Brotscheiben zusätzlich mit Marmelade oder Gelee.
- Am Wochenende ersetzen wir das Brot gern durch süße oder salzige Croissants.
- Dazu gibt es 250 ml Milchkaffee.
Das sagt die Expertin:
_ Milchkaffee und Käse liefern Kalzium, das wichtig ist für Knochen und Zähne. Empfehlenswert sind fettarme Milch und Käse mit 30 bis 40 % Fett in der Trockenmasse.
_ Es fehlen Obst und Gemüse. Ein einziges Croissant enthält bis zu 25 g Fett. Die Hälfte der von der DGE empfohlenen Tagesmenge!
Brasilien
Raquel Zampil
Chefredakteurin
Im Südosten meines Landes besteht ein typisches Frühstück aus:
- 1 Brötchen (50 g) mit 1 Esslöffel Butter bestrichen. Viele Brasilianer belegen ihr Brötchen zusätzlich mit einer Scheibe Weißkäse oder je einer Scheibe gekochtem Schinken und Schnittkäse.
- 1 Tasse Kaffee mit Vollmilch und Zucker sowie 1 Glas frisch gepresster Orangensaft.
Im Nordosten von Brasilien kommt dagegen oft Folgendes auf den Tisch: - Mais-Couscous (eine Art Gries), serviert mit Eiern oder Kokosmilch und Pfannkuchen aus Tapioka (Stärkemehl aus der
Maniokpflanze).
Das sagt die Expertin:
_ Gekochter Schinken ist eine gute, fettarme Eiweißquelle – und deshalb empfehlenswert.
_ Kokosmilch ist relativ fettreich, wie auch die gebratenen Pfannkuchen.
Indonesien
Bayu Maitra
Autor
Für uns ist das Frühstück die wichtigste Mahlzeit des Tages. Wir essen zum Beispiel Nasi Goreng:
- 1 kleine Schüssel gebratener Reis mit süßer Sojasoße und 1 Spiegelei, etwas Hähnchenfleisch, 2 Scheiben Gurken, 1 Scheibe Tomate, Krabbencracker und Chilisoße. Manchmal isst man zusätzlich eine kleine Tasse Gemüsesuppe mit Karotten und Blumenkohl.
- Dazu trinken wir Tee oder Kaffee mit 2-3 Teelöffeln Zucker.
Das sagt die Expertin:
_ Hähnchenfleisch ist mager und deshalb empfehlenswert. Die DGE rät zu drei Portionen Gemüse (400 g) pro Tag. Gemüsesuppe ist also eine gute Wahl!
_ Die DGE empfiehlt, Zucker nur gelegentlich zu verzehren.
Indien
Mohan Sivanand
Chefredakteur
In Indien gibt es zahllose Frühstücksvarianten. Die folgende stammt aus Kerala in Südindien:
- Einige Reisteigpfannkuchen, zubereitet im Wok. Man tunkt sie in ein Curry aus Zwiebeln, Karotten, Kartoffeln, grünem Chili, Kokosmilch und verschiedenen Gewürzen, manchmal auch etwas Fleisch. Eine Alternative ist ein scharfes Curry aus angebratenen Zwiebeln und hart gekochten Eiern.
- 1 bis 2 Tassen Kaffee mit etwas Milch und Zucker.
Das sagt die Expertin:
_ Das Gemüse im Curry liefert Vitamine, Mineral- und Ballaststoffe.
_ Pfannkuchen, die ja gebraten werden, enthalten viel Fett. Bei diesem Frühstück fehlen Vollkornprodukte.
Singapur
Siti Tohani
Chefredakteurin
In Singapur treffen sich viele Kulturen, die unsere Essgewohnheiten prägen.
Malaysisch inspiriert ist:
- Nesi Lemak: 1 Tasse gekochter Reis mit Kokosmilch und Sambal (Chilipaste) und 1 handtellergroßes Stück gebratenen Fisch, 1 Esslöffel gebratene Erdnüsse und gebratene Anchovis.
Chinesisch inspiriert ist:
- Kaya Toast: 2 Scheiben Brot mit Kokosnuss-Marmelade und 1 weich gekochtes Ei mit 1 Spritzer Sojasoße.
- Dazu trinken wir jeweils Kaffee oder Tee mit süßer Kondensmilch.
Das sagt die Expertin:
_ Fisch ist ein guter Jodlieferant. Fetter Fisch enthält zusätzlich Omega-3-Fettsäuren, die sich positiv auf den Fettstoffwechsel auswirken.
_ Eier liefern Cholesterin. Davon sollte man nicht mehr als 300 mg pro Tag verzehren. Viele Speisen wie Teigwaren und Kuchen enthalten bereits Ei. Die DGE empfiehlt deshalb, nicht mehr als drei Eier pro Woche zu essen.
Taiwan
Raycine Chang
Redaktionsleiterin
Ich frühstücke entweder:
- 1 Schüssel Reisporridge (300 g Reis) mit jeweils 50 g sauer eingelegten Gurken, Erdnüssen oder getrocknetem Fleisch. Oder:
- Kuchen aus Weizenmehl mit aufgestreutem und eingebackenem Sesam (etwa 200 g) mit frittiertem Teigstift (100 g Mehl). Oder:
- Im Dampf zubereitete gefüllte Brötchen (Mehl, Gemüse und etwas Hackfleisch, zusammen etwa 400 g).
- 1 Tasse Sojamilch.
Das sagt die Expertin:
_ Die Zubereitung der Brötchen im Dampf ist empfehlenswert. Das schont die Vitamine im Gemüse.
_ Die Mengen sind sehr üppig. Nach den Empfehlungen der DGE gelten 150 bis 180 g gegarter Reis als eine Portion. 50 g Erdnüsse enthalten 48 g Fett – fast schon der gesamte Tagesbedarf!
Australien
Sally McMullen
Büroleiterin
Gar nicht so einfach, zu sagen, was ein typisch australisches Frühstück ist! Ich esse morgens gern:
- 2 Scheiben Toast aus Soja-Quinoa oder Mehrkornmehl mit 1 Teelöffel Butter, 1 Teelöffel Vegemite (konzentrierter Hefeextrakt) oder:
- ca. 40 g Weizenvollkornflocken mit 200 ml fettarmer Milch.
- Dazu trinke ich entweder 1 Tasse Milchkaffee mit einem Teelöffel Zucker oder 1 Glas Orangensaft.
- Wir lieben Obst! Deswegen gibt es dazu noch 1 Banane oder 1 Apfel.
Das sagt die Expertin:
_ Vollkornprodukte, wie hier Mehrkorn- oder Soja-Quinoatoast, liefern Ballaststoffe und halten länger satt. Fettarme Milch (1,5 %) liefert Kalzium und ist der Vollmilch vorzuziehen.
_ Mit 1 Glas Orangensaft und 1 Stück Obst sind die empfohlenen 2 Portionen Obst schon erreicht. Mehr Obst liefert mehr Zucker und Kalorien.
Deutschland
Doris Kochanek
Leitende Redakteurin
Laut Studien teilen sich die Deutschen beim Frühstück in eine süße und eine herzhafte Fraktion, ich kombiniere gern:
- 2 Scheiben Roggenbrot, 2 Teelöffel Marmelade, etwa 15 g Butter, 2 Scheiben Käse oder Aufschnitt (etwa 40 g).
- 1-mal pro Woche 1 gekochtes Ei.
- 2 Tassen Kaffee (etwa 300 ml Kaffee und 100 ml Milch).
Das sagt die Expertin:
_ Roggenbrot liefert Eisen, das unser Körper zum Beispiel für den Sauerstofftransport im Blut benötigt.
_ 15 g Butter auf zwei Scheiben Brot sind üppig. Es fehlen Obst und Gemüse.
So essen Sie vollwertig:
- Reichlich Getreideprodukte (bevorzugt Vollkorn) sowie Kartoffeln.
- 2 Portionen Obst und 3 Portionen Gemüse. Sowohl Getreide als auch Obst und Gemüse enthalten Vitamine, sekundäre Pflanzen-, Mineral- und Ballaststoffe.
- Nicht mehr als 300-600 g Fleisch und Wurst pro Woche, möglichst fettarm. Fleisch liefert Eiweiß, Mineralstoffe und Vitamine.
- Täglich Milch- und Milchprodukte. Sie enthalten viel Kalzium. Bevorzugen Sie fettarme Produkte.
- Fett liefert lebensnotwendige Fettsäuren und Vitamine. 60-80 g pro Tag reichen aus. Mehr fördert Übergewicht.
England
Alex Finer
Leiter europäisches Büro
Das "typisch englische" Frühstück aus Eiern, Schinken, Würstchen, in Fett ausgebackenem Brot, Pilzen und Bohnen in Tomatensoße wird eigentlich nur in Hotels und zu Hause manchmal am Wochenende serviert. Ansonsten essen wir Briten:
- 1 Schüssel Zerealien mit fettarmer Milch oder Vollmilch und 1 Scheibe Toast aus Weißmehl oder Vollkorn mit Butter/
Margarine und Marmelade. - Dazu trinken wir 1 Tasse Tee oder Kaffee und 1 kleines Glas Orangensaft. Im Winter ersetzen viele Briten die Zerealien durch warmen Porridge mit etwas Milch, Zucker oder Marmelade.
Das sagt die Expertin:
_ Zerealien aus Vollkorn, möglichst ungezuckert, sind wegen ihres Ballaststoffgehalts empfehlenswert. Ob man Tee oder Kaffee trinkt, ist reine Geschmackssache. Auch schwarzer und grüner Tee enthalten Koffein, sie sind also als Wachmacher genauso geeignet wie Kaffee.
_ Das berühmte "full English breakfast" ist, was Cholesterin-, Fett- und Kaloriengehalt angeht, eigentlich nicht mehr zu überbieten – und daher alles andere als empfehlenswert!
Finnland
Ilkka Virtanen
Chefredakteur
Drei von vier Finnen würden nie aufs Frühstück verzichten! Auf den Tisch kommen:
- 1-2 Scheiben Roggen- oder Haferbrot mit Butter oder Margarine, belegt mit 1 Scheibe Käse, Schinken und Gurke oder Tomate.
- 100_200 g Müsli oder Haferbrei mit Blau- oder Preiselbeeren und Milch.
- 1-2 Tassen Filterkaffee mit etwas Milch (10_20 ml).
Das sagt die Expertin:
– Roggen und Hafer sind eisenreiche Getreide. Kombiniert mit Schinken und etwas Gemüse ist das ein wirklich gesundes Frühstück. Das gilt auch für die Kombination aus Haferbrei und Früchten.
Russland
Olga Owchinnikowa
Redakteurin
Jeder Russe, den ich kenne, hat individuelle Vorlieben. Aber typisch ist:
- 1 Scheibe Weizenbrot mit 15 g Butter, 40-50 g Schnittkäse oder Aufschnitt und dazu
- 1 Schüssel Hafer- oder Hirsebrei in Wasser oder Milch gekocht, etwa 200-250g. Oder:
- 2 Spiegeleier bzw. 1 Omelett.
- Brei und Eierspeisen essen viele im täglichen Wechsel.
- Dazu gibt es 1 Tasse Tee oder Kaffee.
Das sagt die Expertin:
_ Hafer und Hirse sind eisenreich. Mit Milch zubereitet liefert so ein Brei dazu noch Kalzium.
_ Auch wenn man zwischen Brei und Eierspeisen abwechselt, kommt man doch auf mehr als die drei empfohlenen Eier pro Woche.
Frankreich
Stéphane Calmeyn
Chefredakteur
Wir Franzosen unterscheiden uns beim Frühstück vor allem durch eines: ob wir das Croissant oder Baguette in den Kaffee tunken oder nicht!
- 2 Scheiben Baguette (70_80 g) mit reichlich Butter (25 g) und 40 Gramm Erdbeer-, Aprikosen- oder Orangen-Marmelade.
- 1 Croissant (45 g).
- Sonntags gibt es zusätzlich ein Stück Brioche (süßes Hefeteiggebäck).
- Dazu trinken wir 2 Tassen Kaffee oder Milchkaffee und 1 Glas Orangensaft.
Das sagt die Expertin:
_ Der Orangensaft liefert eine der zwei empfohlenen Obstportionen am Tag.
_ Mit 25 Gramm Butter auf dem Baguette ist die DGE-Tagesempfehlung von 15-30 g Streichfetten schon zum Frühstück erreicht. Dazu noch ein Croissant oder Brioche? Insgesamt zu viel Fett und leider keine Ballaststoffe.
Spanien
Natalia Alonso
chefredakteurin
Außer Haus zu frühstücken, ist bei uns Spaniern ziemlich beliebt. Im Café: besteht ein typisches Frühstück aus:
- 3 Churros (in Olivenöl frittiertes Spritzgebäck aus Salz, Wasser und Mehl). Essen wir zu Hause, dann gibt es eher:
- Getoastetes Baguette mit Olivenöl und leicht gesalzenen Tomatenstücken.
- 1 Tasse Kaffee mit Milch und 1 Glas frischer Orangensaft.
Das sagt die Expertin:
_ Olivenöl ist reich an einfach ungesättigten Fettsäuren. Diese wirken sich günstig auf unseren Fettstoffwechsel aus und helfen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorzubeugen.
_ Beim starken Erhitzen können im Olivenöl und anderen Frittierfetten gesundheitsschädliche chemische Verbindungen entstehen. Frittierte Speisen sind extrem fetthaltig!
Schweiz
Alexander Vitolic
Redakteur
Viele Schweizer essen tatsächlich unser berühmtes Müsli, aber es kommen auch noch andere Dinge auf den Tisch:
- 2 Scheiben halbweißes oder Roggenmischbrot mit Butter und Himbeermarmelade, manchmal zusätzlich belegt mit etwas Käse (10_15 g).
- Dazu essen manche noch eine kleine Schüssel Zerealien oder Vollkornmüsli (30 g) mit kalter Milch (120 ml).
- Sonntags wird das Brot durch Weißbrotzopf ersetzt.
- 1 Tasse Kaffee mit etwas Kaffeesahne.
Das sagt die Expertin:
_ Vollkornflocken im Müsli und im Roggenmischbrot liefern Ballaststoffe, Käse und Milch auch Kalzium.
_ Ein Teelöffel Marmelade zum Frühstück ist in Ordnung. Grundsätzlich gilt Marmelade aber, genau wie Trockenfrüchte im Müsli, als Süßigkeit.