Wissen und Tipps

Autor: Barbara Erbe

Wieviel Fairtrade landet in Ihrem Einkaufswagen?

Erzeuger in den Ländern der Dritten Welt sollen einen fairen Preis für ihre Produkte erhalten. Das ist die Idee, die hinter dem Fairtrade-Handel steckt. Klassiker des fairen Handels sind Kaffee, Kakao, Schokolade und Südfrüchte. Inzwischen ist aus der Fair-Handels-Bewegung der 70er Jahre ein Milliarden-Geschäft geworden. Immer mehr Supermärkte haben fair gehandelte Waren im Angebot.

© lil_22 / Fotolia.com

©

©© lil_22 / Fotolia.com

Die Idee des fairen Handels kam in den 1970er-Jahren auf. Aus Protest gegen die als ungerecht empfundenen Mechanismen des Welthandels boten Anhänger der Dritte-Welt-Solidaritätsbewegung auf Märkten, nach Gottesdiensten und in sogenannten Dritte-Welt-Läden fair gehandelte Ware an: Die Erzeuger dieser Produkte sollten einen größeren Anteil am Verkaufserlös bekommen, sie sollten nicht den Preisschwankungen an den internationalen Börsen ausgesetzt sein, und der Löwenanteil des Gewinns sollte nicht bei Zwischenhändlern hängen bleiben.  Um diese Ziele zu erreichen, versprachen – und versprechen – die Fair-Handels-Importeure, Kleinbauern und Textilgenossenschaften durch langfristige Handelsbeziehungen und faire Preise als Partner auf Augenhöhe zu behandeln.  

Ein Milliardengeschäft - und mehr Geld für die Erzeuger der Waren

Heute verkaufen nicht nur Weltläden in Deutschland, Österreich und der Schweiz fair gehandelte Produkte. Auch Supermärkte und Discounter bieten sie mehr und mehr an. Der Umsatz mit diesen Produkten hat  inzwischen die Milliardengrenze überschritten, berichtet Manuel Blendin, Geschäftsführer des Forums Fairer Handel.  Spitzenreiter beim Kauf einschlägiger Ware in Europa sind übrigens die Schweizer: Sie geben 62 Franken, also etwa 57 Euro jährlich pro Kopf dafür aus. „Das scheint zwar im Vergleich zum Gesamtumsatz mit Lebensmitteln ein Tropfen auf den heißen Stein zu sein“, erklärt Blendin, „für die einzelnen Produzenten bedeutet es aber unter Umständen die Möglichkeit, ihre Kinder in die Schule schicken zu können.“  

Kaffee ist der Klassiker  Mit ihm hat alles angefangen, und er steht noch immer hoch in der Gunst: Kaffee hält mit 35 Prozent die Spitzenposition im Gesamtumsatz der Fair-Händler. Weitere Klassiker des fairen Handels sind Kakao und Schokolade sowie Südfrüchte. Neben den Lebensmitteln wird das Angebot an fair gehandelten Blumen – vor allem Rosen – und Textilien immer größer. 

Fair Trade-Siegel – die Kriterien 

Wer mit Fairness wirbt, muss nachweisen, dass er sein Versprechen hält. Dazu haben sich eine ganze Reihe „fairer“ Siegel etabliert. Anders als bei staatlichen Siegeln – etwa dem  Biosiegel der Europäischen Union – gibt es aber beim fairen Handel keine gesetzlichen Vorgaben. Organisationen wie beispielsweise Fairtrade International oder Unternehmen wie Naturland legen eigene Standards für ihre Siegel fest.  Zu den häufigsten Kriterien gehört ein garantierter Mindestpreis für die Ware. Er sorgt dafür, dass beispielsweise Kleinbauernkooperativen, die Kakao anbauen, dem Auf und Ab der Weltmarktpreise weniger ausgesetzt sind und ihre Produktion besser planen können. Auch Mindestlöhne für Beschäftigte sowie humane Arbeitsbedingungen – beispielsweise das Verbot von Kinderarbeit – sind oft Bedingung dafür, dass Produkte ein Siegel tragen dürfen.  Häufig fließen in die Siegelvergabe zusätzlich ökologische Kriterien ein wie der Verzicht auf Kunstdünger oder Pestizide.  


Marktführer in Deutschland, Österreich und der Schweiz: das Fair-trade-Siegel.

Es prangt auf rund 3000 Produkten. Mindestpreise für Rohware und festgelegte Sonderzahlungen, über deren Verwendung die Produzenten selbst entscheiden – etwa für den Bau von Schulen – sind bei der Zertifizierung Pflicht, biologischer Anbau hingegen nicht. Die Stiftung Warentest bescheinigt dem Fairtrade-Siegel gute Kontrollmechanismen.  Anders als beim Marktführer Fairtrade müssen die rund 600 Produkte mit dem Naturland-Fair-Label nicht nur sozialen Kriterien genügen, sondern auch aus ökologischem Anbau stammen. Stiftung Warentest bestätigt diesem Siegel die strengsten Kriterien.  Auch das „Hand in Hand“-Siegel von Rapunzel, das rund 100 Produkte auszeichnet, bestätigt sowohl Mindestpreise als auch ökologische Produktion.  Gepa zählt zu den Pionieren des fairen Handels. Die meisten Produkte mit dem Gepa-Siegel sind Fairtrade-zertifiziert, andere genügen den Ansprüchen von Naturland Fair.  Die Siegel der Rainforest Alliance  und von Utz Certified sind weniger anspruchsvoll: Um ihnen gerecht zu werden, braucht es keine Mindestpreise oder Sonderzahlungen für die Produzenten. Auch sie stehen aber für nachhaltigen Anbau, Umweltschutzmaßnahmen und angemessene Arbeitsbedingungen.