Natürlich Heilen

Autor: Stella Cornelius-Koch

Ab in die Kur! So kommen Sie hin

Allergien, Bronchitis, Rückenschmerzen: Bei anhaltenden Beschwerden kann eine Kur Ihre Gesundheit stärken.

Ab in die Kur! So kommen Sie hin

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©istockfoto.com / Pheelings Media

Ständig plagt Sie Ihr Rücken, Ihre Atembeschwerden flammen immer wieder auf? Vielleicht würde Ihre Gesundheit von einer Kur profitieren. „Eine ambulante Vorsorgeleistung, auch offene Badekur genannt, ist sinnvoll, wenn Sie schon länger unter gesundheitlichen Beschwerden wie etwa Bronchitis oder einem orthopädischen oder kardiologischen Problem leiden“, erklärt Brigitte Goertz-Meissner, Präsidentin des Deutschen Heilbäderverbandes. „Sie müssen nicht ernsthaft krank sein, könnten es aber bald werden, wenn Sie nichts dagegen tun.“

 

Vorbeugen statt heilen

Was viele nicht wissen: Die offene Badekur ist – als ambulante Vorsorgemaßnahme – in Deutschland seit dem 1. Juni 2021 wieder eine Pflichtleistung der gesetzlichen Krankenkassen, die der Hausarzt verschreibt. Viele Jahre lang war sie eine sogenannte Kann-Leistung. Mit der Folge, dass die Kassen viele Kuranträge ablehnten. Seit gut zwei Jahren aber haben alle gesetzlich Krankenversicherten alle drei Jahre Anspruch auf eine ambulante Vorsorgemaßnahme. „Dies ist gerade jetzt nach der Pandemie wichtig, die die Gesundheit vieler Menschen belastet hat“, erklärt Goertz-Meissner.

In Österreich sind die Sozialversicherungen für die Genehmigung eines Kuraufenthalts zuständig. Ein solcher kann hier bei medizinischer Notwendigkeit innerhalb von fünf Jahren maximal zweimal beantragt werden. Ein Rechtsanspruch auf Bewilligung allerdings besteht nicht. Sinn der offenen Badekur ist es, die geschwächte Gesundheit zu stärken. Mit ihr beugen Sie also vor. In Deutschland können Sie frei unter den mehr als 350 Kurorten und Heilbädern wählen. Ob Sie während Ihrer Kur lieber im Hotel, Privatzimmer oder in einem Apartment wohnen, entscheiden Sie. Allerdings tragen Sie auch den Löwenanteil der Kosten für Kost und Logis. In Österreich werden Sie einer bestimmten Kuranstalt in einem der mehr als 70 Kurorte zugewiesen.

„Bis mir eine Freundin davon erzählte, wusste ich gar nicht, dass es diese Kuren wieder gibt“, erzählt Karin Schrader* aus Ludwigsburg. „Jetzt überlege ich ernsthaft, ob ich es nicht mit einer ambulanten Vorsorgemaßnahme gegen meine Kniebeschwerden versuche.“ Gleich mehrere Familienangehörige der Mittfünzigerin mussten bereits mit Knieprothesen versorgt werden. Ein Eingriff, den Schrader vermeiden möchte.

„Vor zwei, drei Jahren hat mir mein Orthopäde ein paar Einheiten Krankengymnastik verschrieben. Damit habe ich wirklich sehr gute Erfahrungen gemacht“, sagt Schrader. „Ich werde den Arzt beim nächsten Termin auf alle Fälle darauf ansprechen, ob ich nicht auch von einer Badekur profitieren würde.“

 

Abschalten und zur Ruhe kommen

Die ambulante Vorsorgemaßnahme dauert in der Regel drei Wochen und umfasst mehrere Anwendungen pro Tag. Die für Sie geeigneten verordnet nach einer gründlichen Untersuchung der Kur- oder Badearzt. Das können beispielsweise Moorbäder, Krankengymnastik, Massagen oder Heuauflagen sein.

Für den Erholungseffekt spielt neben den eingesetzten Heilmitteln auch der Ortswechsel eine wichtige Rolle. Davon ist Brigitte Goertz-Meissner überzeugt: „Eine offene Badekur bietet die Möglichkeit, einmal raus aus dem Alltag zu kommen und sich nur auf seine Gesundheit zu konzentrieren.“ Dazu kommt, dass Heilbäder und Kurorte meist gute Luftqualität und viel Grün zu bieten haben. Diese Umgebung macht es leichter, zur Ruhe zu kommen und vom Alltag abzuschalten.

„Nutzen Sie Ihre Kur auch, um zu lernen, was Sie selbst für Ihre Gesundheit tun können“, rät die Expertin. Das kann bei einem orthopädischen Problem bedeuten, regelmäßige Übungen und Bewegungspausen bei der Schreibtischarbeit einzubauen. Bei Herzproblemen könnte die Lösung darin bestehen, sich mehr zu bewegen, abzunehmen und mehr Entspannung in den Alltag zu integrieren. Menschen mit Diabetes profitieren womöglich von einem auf ihre Bedürfnisse zugeschnittenen Kochkurs.

 

Die Solidargemeinschaft springt ein

In Deutschland übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen alle Kosten für die ärztliche Behandlung, also für die Eingangs-, Zwischen- und Abschlussuntersuchung. Die Kurmittel, wie die Anwendungen auch genannt werden, finanzieren die Kassen zu 90 Prozent. Das bedeutet: Sie müssen lediglich einen Eigenanteil von 10 Prozent bezahlen – ähnlich wie bei ärztlich verordneten Massagen zu Hause.

Für die übrigen Kosten wie Unterkunft, Verpflegung, Fahrtkosten oder Kurtaxe gewähren gesetzliche Krankenkassen einen pauschalen Zuschuss von maximal 16 Euro pro Kurtag. In der Regel müssen Sie vor Ort in Vorleistung gehen und bekommen den Zuschuss nach dem Ende der Kur von der Krankenkasse erstattet. Am besten klären Sie dies vor Antritt der Kur.

Private Krankenversicherungen erstatten Kosten für ambulante Vorsorgeleistungen meist nicht. Je nach Tarif sind jedoch Ausnahmen möglich. Fragen Sie also nach, falls Sie mit einer offenen Badekur liebäugeln. In Österreich trägt Ihre Pensionsversicherung die Kosten für eine medizinisch notwendige Kur, Sie zahlen einen Selbstbehalt zu. Wie hoch dieser liegt, hängt von Ihrem Einkommen ab. Wenn Sie von einer Kur profitieren könnten, sollten Sie die Kosten, die Sie selbst tragen müssen, nicht scheuen. Schließlich ist die Gesundheit unser höchstes Gut!