Warum wir Erntedank feiern - wußten Sie's?
Eine gute Ernte ist seit Jahrhunderten ein Grund zu feiern - in der Kirche genauso wie auf den Bauernhöfen.

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Üppig mit prallem Obst und Gemüse gefüllte Körbe – dieses Bild haben wir vor unserem geistigen Auge, wenn wir an Erntedank denken. Es ist ein fröhliches Fest der Dankbarkeit für die lebensnotwendige Ernte, die – so der Glaube – Gott möglich gemacht hat.
In den katholischen Gemeinden Deutschlands feiert man Erntedank am ersten Sonntag im Oktober. Diesen Termin legte die Bischofskonferenz 1972 fest. In evangelischen Gebieten fällt der Tag auf den 29. September – den Michaelstag – oder auf den Sonntag darauf.
Weltweit gibt es keinen einheitlichen Termin für den Erntedank
Der Grund: Die Ernte fällt in den verschiedenen Klimazonen jeweils in andere Zeiten. Das amerikanische Thanksgiving wird beispielsweise immer am vierten Donnerstag im November gefeiert.
Die Ursprünge des Erntedankfests liegen in vorchristlicher Zeit
In der Antike gab es rituelle Feste zur Ernte und Aussaat zu Ehren Demeters, der griechischen Göttin der Fruchtbarkeit und des Ackerbaus. Das Judentum kennt das Laubhüttenfest. Im Laufe der Zeit griff das Christentum die Bräuche auf. Seit dem 3. Jahrhundert feiert die christliche Kirche das Erntedankfest, denn schlechte Ernten galten stets als ein Zeichen dafür, dass die Menschen Gott erzürnt hatten.
Bei uns sind die Feierlichkeiten heute in den Gottesdienst eingebunden
Die Besucher bringen Erntegaben mit zum bunt geschmückten Altar. Auch der Erntekranz ist ein wichtiges Symbol für das Fest. Er wird aus Blumen, Ähren und bunten Bändern geflochten und bis zum nächsten Erntedankfest im Haus aufgehängt. Das soll vor Krankheit und Feuer schützen.
Der Erntedank ist aber nicht nur ein religiöser Feiertag
Vor allem früher war er auf den Bauernhöfen ein rauschendes Fest. Die Gutsherren bewirteten Knechte und Mägde mit üppigen Speisen und Erntebier in den bunt geschmückten Scheunen. Die Stimmung war ausgelassen, denn war die Ernte eingebracht, war das Überleben gesichert. Auch der Tanz des Bauern mit der Erntepuppe aus dicken Bündeln der geernteten Getreidehalme, der Almabtrieb oder Weinfeste gehen auf das Erntedankfest zurück.
Die Erntedankfeiern auf den Höfen wurden zu Kirmes-Festen wie dem Stuttgarter Wasen
In manchen Regionen werden sie auch Kirb oder Kirchweih genannt und bieten Vergnügungs-Angebote wie Karussells und Wurfbuden. Eines davon ist das bekannte Stuttgarter Volksfest Cannstatter Wasen. Der württembergische König Wilhelm I. stiftete es 1818 dem Volk. Das große Landwirtschaftsfest wurde aus Freude über die gute Ernte nach einer vorangegangenen Missernte und Hungersnot gefeiert. Bauern präsentierten beim Wasen stolz ihre Waren und Tiere. Noch heute ist die mit Obst, Getreide und Gemüse geschmückte Fruchtsäule das Wahrzeichen des Volksfests.