Alex Beer
Die Erfolge, die Alex Beer mit ihren Emmerich-Romanen bei Publikum wie Preisjurys feiert, gelten der 1977 in Bregenz geborenen und seit etlichen Jahren in Wien lebenden Autorin als Bestätigung dafür, dass sie mit ihrer anfänglichen Motivation goldrichtig lag. Es sei ihr wichtig gewesen, eine Ära zu beleuchten, die ihres Erachtens in der allgemeinen Wahrnehmung zu kurz komme: »Fragt man die Menschen, was sie mit Wien assoziieren, so ist das meist die lebenswerte Stadt von heute oder Glanz und Glorie der Habsburgermonarchie. Dass es dazwischen eine Zeit gab, in der Wien ein ziemliches Drecksloch war, wird oft vergessen. Mir ging es darum, dass die Menschen die Stadt nach der Lektüre mit anderen Augen betrachten.«
Das Wien der frühen 1920er-Jahre war ein zwiegespaltener Ort: »Das Polizeipräsidium, in dem Emmerich eingangs seinen Fauxpas begeht, war als Hotel für die Weltausstellung 1873 erbaut worden, die Amtsgeschäfte wurden teilweise von Samttapeten umrahmt und unter Kronleuchtern abgehalten; nur in den Arrestzellen wurde das Interieur entfernt. In der Stadt herrschte ein extremes Nebeneinander von schlimmstem Elend und überbordendem Luxus. Aufgrund der immer stärker werdenden Nachkriegsinflation konnten sich Ausländer mit ihren Devisen viele Annehmlichkeiten leisten, während der Großteil der einheimischen Bevölkerung darben musste. Bars und Bordelle schossen wie Pilze aus dem Boden. Man sprach von einer >Inflation von Moral und Werten<.« Ihren Helden Emmerich legte Beer bewusst so an, dass er in diese Zeit passt: »Die Kindheit im Waisenhaus und den zynischen, abgeklärten Blick auf die Welt finde ich den Umständen angemessen.«
Klara Jahn
»Klara Jahn« ist ein Pseudonym der Bestsellerautorin Julia Kröhn. Die gebürtige Linzerin, Jahrgang 1975, studierte Theologie, Philosophie und Geschichte in Salzburg mit dem Ziel, Lehrerin zu werden, absolvierte dann aber danach eine Ausbildung zur Fernsehjournalistin und arbeitete unter anderem für ZDF, ProSieben und RTL. Parallel dazu begann sie, historische Romane zu schreiben. Dabei kam ihr ihre Leidenschaft für Geschichte – »Ich konnte schon als Kind keiner Burgruine widerstehen« – und für das Geschichtenerzählen zugute. Ihr erstes Buch »Engelsblut« erschien 2005.
Nach der Geburt ihrer Tochter im Jahr 2011 machte Kröhn das Schreiben zum Hauptberuf. Pro Jahr verfasst sie drei Romane, 42 sind bereits erschienen. »So viel kann man unter einem einzigen Namen und in einem Verlag gar nicht veröffentlichen«, erklärt die vielseitige Autorin schmunzelnd, die neben ihrem eigenen auch die Autorennamen Kiera Brennan, Catherine Aurel, Carla Federico und Sophia Kronberg verwendet. Als Klara Jahn entführt sie ihre Leserinnen und Leser erstmals in den hohen Norden, in die »einsame und raue Landschaft«, der sie sich seit einem Literaturstipendium in Schleswig-Holstein zutiefst verbunden fühlt. Es ist ihr deshalb auch ein Anliegen, auf die Bedrohung hinzuweisen, der die Halligen seit jeher ausgesetzt sind: »Das, was mir einen tiefen Seelenfrieden schenkt, ist keine heile Welt, sondern ein Ort, an dem sich häufig Katastrophen zugetragen haben.« Zum Lehrberuf, der die beiden Hauptpersonen in »Die Farbe des Nordwinds« miteinander verbindet, hat Julia Kröhn übrigens auch noch gefunden: Seit 2013 unterrichtet sie Kreatives Schreiben an der Universität Salzburg.
Peter Gallert/Jörg Reiter
Der 1962 in Bonn geborene Peter Gallert und der Düsseldorfer Jörg Reiter, Jahrgang 1952, bilden ein auch freundschaftlich verbundenes Schriftstellerteam mit viel Lebenserfahrung – die Spanne reicht vom Dienst als Nachtportier bis hin zum Doktortitel in Ethnologie – und einer in etlichen Jahren als Drehbuch- und Kriminalautoren erworbenen Professionalität. »Bevor wir anfangen zu schreiben, sitzen wir wochenlang an Jörgs Küchentisch«, erzählt Peter Gallert. »Zuerst entwickeln wir die Charaktere. Dann Schritt für Schritt die Handlung.« Sein Partner ergänzt: »Es ist eher ein Finden als ein Erfinden. Wir finden die Geschichte zusammen mit unserer Hauptfigur – ein Prozess, der uns selbst immer wieder überrascht.« Bis zu zweihundert Zettel auf besagtem Tisch bilden den Grundstock für bis zu fünf Telefonaten am Tag und ein bis zwei Treffen pro Woche, bei denen die einzelnen Kapitel im Detail besprochen werden.
Recherche gehört natürlich ebenfalls zur Arbeit. Über fundierte Bibelkenntnisse, so gestehen die Autoren, verfügen sie nicht, sodass neben Zeitungsartikeln, Erfahrungsberichten und Fachliteratur über Polizeiseelsorge auch Konkordanzen – Verzeichnisse biblischer Textstellen – zurate gezogen werden. »Die benutzen auch Pfarrer. Sie kennen die Bibel ja auch nicht auswendig«, betont Jörg Reiter. »Wir müssen das jedes Mal recherchieren«, fügt Peter Gallert hinzu. »Das ist eine Fleißarbeit, aber die machen wir auch.« Den größten Gewinn, so Gallert, zog er allerdings aus dem persönlichen Kontakt mit echten Polizeiseelsorgern: »Wir haben erstaunlich offene Gespräche mit beeindruckenden Menschen geführt.«
Ulrike Herwig
Ulrike Herwig wurde in Jena geboren und studierte in Leipzig Anglistik und Germanistik. Nach dem Studium zog sie nach London, wo sie als Deutschlehrerin arbeitete. Heute lebt sie mit ihrem Mann auf einer kleinen Farm bei Seattle in den Vereinigten Staaten. Unter verschiedenen Pseudonymen schreibt sie erfolgreiche Unterhaltungsromane für Erwachsene sowie Kinder- und Jugendbücher.
Seit einigen Jahren ist Herwig in ihrer Wahlheimat ehrenamtlich in einem Tageszentrum für obdachlose Frauen tätig – ein Ort, der sie überrascht hat: »Ich habe da die Menschen hinter dem Etikett >obdachlos< kennengelernt, Frauen mit Geschichten, Herzenswärme und Humor. Das hat mich so beschäftigt und beeindruckt, dass ich unbedingt darüber schreiben wollte.« Gerade in den USA, so die Autorin, führten Lebenskrisen mangels sozialer Absicherung oft direkt in die Obdachlosigkeit. Sie beträfen »sogar Frauen, die einen Job haben, sich aber keine Wohnung leisten können, weil die Mieten so hoch sind. Die leben dann in ihren Autos und kommen in das Tageszentrum, um sich zu regenerieren« – ähnlich wie Herwigs Romanheldin Elli, deren reales Vorbild eine »Afroamerikanerin von ausgesuchter Höflichkeit und Freundlichkeit« ist, »immer sauber angezogen, immer mit einer schicken Kette oder Ohrringen. Wenn ich sie auf der Straße gesehen hätte, wäre ich nie auf die Idee gekommen, dass sie obdachlos ist.«
Ulrike Herwig ist es wichtig, den Menschen am Rande der Gesellschaft eine Stimme zu verleihen. Mit »Das Glück am Ende der Straße« ist ihr das auf beeindruckende Weise gelungen.
Bibliografische Hinweise
Die Reader's Digest Auswahlbücher – die erfolgreichste Buchidee der Welt!
© 2022 Reader's Digest – Deutschland, Österreich, Schweiz – Verlag Das Beste GmbH, Stuttgart, Wien, Appenzell
ISBN: 978-3-95619-482-5
Alex Beer: Das schwarze Band
© 2020 by Limes, München, in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Straße 28, 81673 München
Klara Jahn: Die Farbe des Nordwinds
© 2021 by Wilhelm Heyne Verlag, München, in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Straße 28, 81673 München
Peter Gallert/Jörg Reiter: Todestreue
© 2020 by Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin
Ulrike Herwig: Das Glück am Ende der Straße
© 2021 by dtv Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG, München