Warum ist Onlineshopping so kompliziert?

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Wann ist Einkaufen so nervig geworden? Alles, was ich will, ist ein kleines Ersatzteil für meinen Staubsauger bestellen, aber zuerst muss ich ein Kundenkonto eröffnen. Na gut, ich eröffne ein Konto. Der Onlineshop fragt nach meinem Namen, meinem Alter, meiner Anschrift, meiner E-Mail-Adresse und meiner Telefonnummer. Ich muss ein Passwort mit mehr als acht Zeichen erstellen, von denen eines eine Zahl und ein anderes ein Symbol sein muss.
Außerdem werden die Antworten auf drei Sicherheitsfragen benötigt: der Name meines Lieblingslehrers, jener meines ersten Haustiers und der zweite Vorname meiner Mutter. Und natürlich meine Kreditkartennummer. Ich gehe meine Brieftasche suchen, die ich schließlich unter der Couch im Wohnzimmer finde. Als ich wieder am Computer bin, ist das Zeitlimit überschritten und ich wurde ausgeloggt.
Also fange ich noch mal von vorn an, gebe alle erforderlichen Daten ein. Beim Lieblingslehrer aber kann ich mich nicht entscheiden, und hieß mein erstes Haustier Mischa oder Mascha? Wenn ich nur einen Buchstaben falsch schreibe, werde ich womöglich nie wieder Ersatzteile für Haushaltsgeräte bestellen können!
Dann fällt mir ein, dass Mischa oder Mascha mich fast umgebracht hat, als ich gerade einmal 18 Monate alt war. Der Hund packte mich am Kopf und schüttelte mich in einem Anfall von Eifersucht. Ich wurde während eines längeren Aufenthalts im Krankenhaus zusammengeflickt, der Hund auf Drängen der örtlichen Behörden eingeschläfert.
Beweisen Sie, dass Sie kein Roboter sind!
Eigentlich möchte ich nur bald wieder den Flur staubsaugen können – stattdessen breche ich nun fast in Tränen aus. Früher, als man Staubsaugerteile noch in der Stadt kaufte, wurde ich vom Verkäufer nicht über meine Kindheitstraumata ausgefragt. „Hören Sie, ich weiß, dass Sie nur einen neuen Staubfilter wollen, aber zuerst eine Frage unserer hauseigenen Psychotherapeutin: Wie steht es um die Beziehung zu Ihrer Mutter?“ Außerdem fordert der Onlineshop mich nun auf, zu beweisen, dass „ich kein Roboter bin“, indem ich die Brücken in einer Reihe schlecht fotografierter Straßenszenen identifiziere.
Endlich bin ich drin, sogar ein „Mitglied“. Ich bestelle das Ersatzteil und lege es in meinen „Warenkorb“. Wie jede andere Website setzt auch diese auf die Erinnerung an die grundlegenden Mechanismen des Einkaufens. Also werde ich aufgefordert, meinen „Warenkorb“ zur „Kasse“ zu bringen. Dort kommen Kosten für Porto, Verpackung, Waren- und Dienstleistungssteuer, Kreditkartengebühr und eine Spende an eine Delfinschutzorganisation dazu. Mein Ersatzteil kostet jetzt nicht mehr 27,50 australische Dollar, sondern 58,93. Ich lasse den „Einkaufswagen“ an der „Kasse“ stehen und stürme aus dem „Laden“.
Ein neuer Versuch bei einem anderen Unternehmen
Dieses besteht ebenfalls darauf, dass ich meine Lebensgeschichte erzähle. Ich kreuze Kästchen an und spreche Beschwörungsformeln. Bei den Freimaurern wäre der Beitritt wohl einfacher.
Ein Drop-down-Menü erscheint, in dem man die bevorzugte Anrede aus einer Liste auswählen muss, die Herr, Frau, Fräulein, Leutnant und Dalai Lama umfasst. Das Passwort muss hier zwölf Zeichen haben, ich kann also nicht jenes verwenden, das ich vorhin erstellt habe. Mein erstes Haustier ist nicht von Interesse, dafür soll ich meinen Lieblingsgroßelternteil nennen.
Das ist ein wunder Punkt, da ich nur einen der vier kennengelernt habe. In Gedanken bin ich wieder im Laden in der Stadt und schütte der hauseigenen Therapeutin mein Herz aus. „Ja, ich glaube, mein Leben wäre anders verlaufen, wenn ich die Liebe guter Großeltern erfahren hätte.“ Ich wische mir ein paar Tränen weg und fülle das Formular aus. Endlich bin ich drin! Ich klicke das Ersatzteil an, und erfahre, dass es ausverkauft ist.
Endlich klappt es!
Und so melde ich mich bei einem dritten Unternehmen an. Name, Alter, Lieblingssportteam. Auch dieses Mal muss ich ein Kästchen anklicken, um zu bestätigen, dass ich „die Allgemeinen Geschäftsbedingungen verstanden habe“: 96 Seiten eng getippter Juristenjargon. Vermutlich stimme ich zu, meine Familie für die nächsten 16 Generationen in die Knechtschaft dieses Unternehmens zu bringen.
Egal. Tatsächlich kommt das Teil ein paar Tage später an, und es ist sogar das richtige. Für einen Moment bin ich ein glücklicher Kunde. Das heißt, bis E-Mails und SMS von allen drei Unternehmen eintreffen, in denen ich aufgefordert werde, ihren Service zu bewerten. Klar, dass alle drei dreimal täglich E-Mails und SMS senden, bis ich nachgebe.
Ich beschließe, mich einzuloggen. Wenn ich mich nur daran erinnern könnte, wie man den Namen unseres Hundes buchstabiert.