Reise

Autor: Dorothee Fauth

Heidelberger Schloss: Die schönste Ruine

Die Franzosen und ein verheerender Blitz­einschlag hatten unverhofft ganze Arbeit geleistet: Nachdem die Türme zerborsten, die Renaissance-­Paläste ausgebrannt und unbewohnbar waren, wurde dieser badische Schutthaufen plötzlich berühmt.
Heidelberger Schloss: Die schönste Ruine
Das Heidelberger Schloss thront hoch über der Stadt.

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©istockphoto.com / Freeartist

Romantiker weckten das Heidelberger Schloss aus seinem Dornröschenschlaf und stillten ihre Sehnsucht nach der Schönheit des Verfalls. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Schließlich ist es eine der schönsten Ruinen der Welt.

Würdevoll thront sie über der baden-württembergischen Stadtperle am Neckar. Wenn die Sommertouristen abgezogen, die frühen Nächte stimmungsvoll beleuchtet sind und Fledermäuse in den Mauerritzen träumen, ist eine gute Zeit für einen Besuch.
Vom Kornmarkt fahren Bahnen auf den Königstuhl, den Heidelberger Hausberg. Im Ticket ist der Eintritt in den Schlosshof, den Fasskeller mit dem größten jemals befüllten Weinfass der Welt und das Deutsche Apotheken-­Mu­seum bereits enthalten. Im fahlen Winterlicht hat der Streifzug durch die alten Gemäuer, die jeder Kurfürst nach seinem Geschmack umgestaltete, einen ganz eigenen Reiz.
Von der Scheffelterrasse im Schlossgarten schweift der Blick über Heidelberg, die Alte Brücke und den Neckar. Dort unten quert eine der längsten
Fußgängerzonen die Stadt, flankiert von barocken Gebäuden. Eins aber stiehlt mit seiner verspielten Renais­sance-­Fassade allen die Schau: das Haus zum Ritter Sankt Georg gegenüber der Heilig-­Geist-­Kirche. Es ist das älteste und schönste Gebäude Heidelbergs.


In der Vorweihnachtszeit schmücken viele kleine Buden die Hauptstraße und die Plätze. Dort wird nicht nur Glühwein, sondern auch Heidelberger Melonenschnaps ausgeschenkt – das Kultgetränk unter den Studenten an Deutschlands ältester Universität.
In den gemütlichen Seitengassen reihen sich Kneipen an Restaurants und Cafés. Die Steingasse führt direkt zur Alten Brücke mit ihrem mittelalterlichen Tor und ihren Steinbögen. Mitten auf dem Neckar geht der Blick zurück. Hinüber zum Schloss, Spielball der Geschichte. Scheinwerfer übergießen es mit farbigem Licht. Schön!
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Auch sehenswert: Studentenkarzer und Philosophenweg

Auf der Rückseite der Alten Universität (Augustinergasse 2) befindet sich das Studentengefängnis. Bis 1914 saßen hier Übeltäter wegen Kava­liersdelikten sowie Streichen in Bierlaune ein und vertrieben sich die Zeit damit,
Bilder und Sprüche an die Wände zu kritzeln. Ein amüsantes Zeitzeugnis.
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Die Heidelberger Studenten schätzen diesen zwei Kilometer langen Weg seit jeher für romantische Zweisamkeit und wegen des Panoramas. Hier eröffnet sich ein Postkartenblick auf die Altstadt und das Schloss. Ein Zugang führt über die Alte Brücke und den steilen Schlangenweg. Ob die Strecke tatsächlich einst Philosophen entlang wanderten, ist nicht belegt. Doch beim Spazieren zwischen Stadt und Natur, Zypressen, Zitronenbäumen und Palmen kann man schnell ins Philosophieren kommen.

Historische Bahn: Mit 7,2 Stundenkilometern müht sich die älteste Standseilbahn Baden-Württembergs mit ihren Holzwaggons Richtung Schloss und Aussichtspunkt Molkenkur – auch im Winter ein besonderes Fahrerlebnis. Die Bergbahn ab Kornmarkt mit Halt am Schloss endet beim Aussichtspunkt hier und man kann in die historische Standseilbahn zum Königstuhl umsteigen. Der Blick übers Neckartal ist phänomenal und reicht bei guter Sicht bis ins Elsass.
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Anreise
Die Universitätsstadt ist ICE-Halt und zudem mit dem FlixTrain zu erreichen. Mit dem Auto kommt man über die A 6 und/oder die A 5, die direkt an Heidelberg vorbeiführt.

Übernachten
Studierzimmerflair am Neckar: Im Stadthotel zur Alten Brücke wohnten, feierten und lernten früher Studenten (DZ ab 100 €). Das Hotel
Perkeo befindet sich in der Fußgängerzone. Hier ist man mittendrin (DZ ab 125 €). Außerhalb des Zentrums wird es günstiger: etwa im Hotel
Heidelberg mit Lounge, Terrasse und Straßenbahnanschluss (DZ ab 70 €).

Essen & Trinken
Gutbürgerliche Küche, Studentenlieder und ein besonderes Ambiente: Das historische Studentenlokal Zum Roten Ochsen ist einzigartig. Für Wildspezialitäten und Pfälzer Küche samt „Sauerkrautorgie“ geht man ins Restaurant Hackteufel. Die Kulturbrauerei Heidelberg serviert Brauhaus-Klassiker und frisch gezapftes Bier in rustikaler Eleganz.
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hackteufel.de
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