Reise

Autor: Andreas Steidel

So schmeckt der Herbst

Wenn die Blätter bunt werden, fallen in der Pfalz Esskastanien vom Himmel. Dann kann man auf den Spuren der Delikatesse wandern und genießen.

Blick auf den Pfälzerwald vom Sprinzelfelsen nahe Dahn
Blick auf den Pfälzerwald vom Sprinzelfelsen nahe Dahn im Dahner Felsenland.

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Verschlungene Wege durchziehen den Pfälzerwald, gesäumt von knorrigen Wurzeln, die sich am Hang festkrallen. Eine Stahlleiter führt auf einen Felsen hinauf. Oben angekommen, steht man auf einem Sandsteinplateau. Es ist der Rest der alten Ritterburg Neukastel. Sie ist beinahe komplett verschwunden, aber ein grandioser Aussichtspunkt. Von einem Felsen der Oberburg reicht der Blick weit in die Rheinebene hinein, ins Pfälzer Weinland, das nun in gelben und roten Schattierungen leuchtet, dazwischen ragen elegante Zypressen empor. Fast wie in der Toskana!

Auch der Pfälzer Wald mutet hier ein wenig mediterran an. Das liegt an den vielen Esskastanienbäumen, welche die Römer einst in den südlichen Zipfel des heutigen Rheinland-­Pfalz brachten. In der Übergangszone zum Weinland sind sie besonders häufig anzutreffen. Am Fuß der Ruine Neukastel etwa wächst ein ganzer Kastanienwald in die Höhe. In der Pfälzer Mundart werden die Früchte Keschde genannt. Auf dem 60 Kilometer langen Keschdeweg kann man auf ihren Spuren wandern. Er verbindet den Ort Hauenstein im Westen des Pfälzer Walds mit Neustadt an der Weinstraße. Eine beschauliche Strecke mit einem Wechsel von Wald und Weite, von schattigen und sonnigen Wegen.
Die Burg Neukastel liegt auf der zweiten Etappe des Keschdewegs von Annweiler nach Albersweiler. Ein Zug bringt einen in nur vier Minuten von dem einen in den anderen Ort, was praktisch für die Rückfahrt ist. Für die 17 Kilometer lange Wanderstrecke mit ihren vielen Schleifen nimmt (...)