Naturrodelbahnen von gemütlich bis rasant

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Winterrodeln ist eine Riesengaudi. Damit ist nicht die kurze Schlittenfahrt auf dem Hügel hinterm Haus gemeint, sondern der wilde Ritt auf gut präparierten Naturrodelbahnen, der 15 Minuten und länger dauern kann. Der Spaß auf zwei Kufen ist eine wunderbare Alternative zum Skizirkus und ein Erlebnis für die ganze Familie. Im Alpenraum kann man aus einer Vielzahl von Rodelbahnen wählen. Manche sind so kurvenreich wie eine Formel-1-Strecke. Es gibt aber auch gemütliche Abfahrten mit längeren geraden und flacheren Abschnitten, die auch für kleinere Kinder geeignet sind. Und für all jene, die sich mit der Rodeltechnik erst einmal vertraut machen wollen. Zur Sicherheit sollte man vorher in Erfahrung bringen, ob die Strecke möglicherweise vereist ist.
Rodeln lässt sich gut mit Winterwandern verbinden
Davon, wie anspruchsvoll die Strecke ist, hängt auch die Ausrüstung ab. Grundsätzlich braucht man einen soliden Schlitten aus Holz, Plastikbobs eignen sich dafür weniger. Wer keinen besitzt, kann sich in der Regel vor Ort einen Davoser Schlitten oder einen Hörner-Rodel mit den rund aufgebogenen Kufen für wenig Geld mieten. Feste Schuhe mit gutem Profil, wasserdichte Bekleidung und Handschuhe sind empfehlenswert. Wer auf tempo- und kurvenreichen Bahnen ins Tal rauschen will, ist mit einem Skihelm und einer Skibrille gut beraten.
Rodeln ist ein naturverträglicher Wintersport, der sich meist hervorragend mit einer Winterwanderung zum Startpunkt verbinden lässt. Also Pudelmütze aufsetzen, heißen Tee und einen Imbiss einpacken und losstapfen. Über schneebedeckte Landschaften abseits der Skipisten und durch stille Wälder. Hin und wieder wird man mit großartigen Ausblicken ins Tal oder auf die umliegenden Berggipfel belohnt. Und bei Sonnenschein wird der Schlitten zur Picknickbank oder zur Sonnenliege.
Oft können sich die Rodler noch am Startpunkt stärken – in einer Alm oder Berghütte. Doch eigentlich will man nur eins: abfahren. Also, auf die Plätze, fertig, los! Ganz so einfach ist das jedoch nicht, denn für die Bahn, das Bremsen und Lenken muss man erst ein Gefühl entwickeln. Schließlich möchte man weder auf halber Strecke stehen bleiben oder umkippen, noch in eine der Holzbanden oder eines der Fangnetze rasen, welche die Bahnen an kritischen Stellen sichern.
Und so rodelt man richtig: aufrecht sitzen, Blick nach vorn, am Schlitten festhalten. Wer sich nach hinten lehnt, legt an Tempo zu. Zum Bremsen drückt man beide Schuhe flach in den Boden. Ist eine Vollbremsung notwendig, wird das Gefährt zusätzlich vorne nach oben gezogen. Es ist ratsam, einmal einen Bremstest zu machen.
Für eine Rechtskurve drückt man die rechte Ferse in den Schnee, für eine Linkskurve die linke. Zusätzlich lehnt man sich leicht in die Kurve. Ganz wichtig: Immer vor einer Kehre abbremsen, nicht erst, wenn man bereits hineingerauscht ist.
Mit der richtigen Technik kann man es laufen lassen
Viele Rodelpisten sind auch mit dem Skilift oder einer Gondel erreichbar. Das hat den Vorteil, dass man mehrfach schlitteln kann. Ist die erste Abfahrt noch ein Herantasten an die Bahn, wird man danach immer sicherer und schneller. „Aus der Bahn!“, tönt es nun vor Überholmanövern. Eltern, die die Technik raushaben, lassen ihre jugendlichen Heißsporne alt aussehen oder umgekehrt: Die Kids sausen jubelnd an Mama und Papa vorbei. Wer jetzt bremsen muss, dem staubt der Schnee ordentlich ins Gesicht.
Als besonderer Spaß wird manchmal Nachtrodeln angeboten. Auf beleuchteten Bahnen fährt man fast so komfortabel wie am Tag. Ist man jedoch nur mit einer funzeligen Stirnlampe am Helm in der Dunkelheit unterwegs, wird der wilde Ritt ins Tal zu einem adrenalingeladenen Abenteuer.
Wurmberg
Die 1600 Meter lange Strecke im niedersächsischen Harz startet bei der Mittelstation der Gondel. Eine Beschneiungsanlage sorgt für gute Rodelbedingungen.
www.wurmberg-seilbahn.de/rodeln.html
Fichtelberg
Gerodelt wird im erzgebirgischen Oberwiesenthal mindestens seit 1924. Aus diesem Jahr stammt die Schwebebahn. Der Startpunkt auf dem Fichtelbergplateau ist auch mit dem Auto erreichbar. Länge der Strecke: 1740 Meter.
www.oberwiesenthal.de/rodeln-oberwiesenthal.cfm
Augustusburg
Es geht hinauf, indem man sich mitsamt dem Schlitten an eine Drahtseilbahn hängt. Die Naturrodelbahn auf den Rost’s Wiesen in Sachsen führt 1,5 Kilometer durch den Wald.
www.rosts-wiesen.de/winter/rodeln.html
Breitenberg
30 bis 45 Minuten ist man auf der sieben Kilometer langen Naturbahn im Allgäu unterwegs. Mit der Breitenbergbahn ab Pfronten und einem Sessellift erreichen die Rodler den Startpunkt. Auf der Strecke wechseln sich gemütliche Passagen und sportliche Kurven ab. Ein kostenloser Rodelbus fährt zurück zur Talstation.
www.breitenbergbahn.de
Imberger Horn
Gleich drei Rodelbahnen finden Wintersportler in Bad Hindelang. Mit der Gondel gelangt man auf den Aussichtsberg Imberger Horn. Die Strecken sind jeweils 3,5 Kilometer lang und ausgewiesen als gelbe (rasant), rote (mittelschwer) und blaue Route (Familienabfahrt).
www.hornbahn-hindelang.de/winter/rodelbahn-allgaeu.html
Wallberg
6,5 Kilometer, 825 Höhenmeter, 30 Minuten Rodelspaß – die täglich präparierte Strecke im oberbayerischen Rottach-Eggern ist sportlich. Die Wallbergbahn bringt Ausflügler und Rodler nach oben.
www.wallbergbahn.de/winter/die-rodelbahn
Hocheck
Die drei Kilometer lange Rodelbahn am Erlebnisberg Hocheck in Oberaudorf (Chiemsee-Alpenland) ist ideal für Einsteiger und Kinder. 35 Flutlichtmasten sorgen zudem für Rodelspaß bis in die Nacht. Aufstieg mit der Hocheck-Sesselbahn oder zu Fuß in einer knappen Stunde. Die Rodelschule bei der Talstation bietet Basiskurse an.
www.hocheck.com/winter-rodelbahn
Brünnsteinhaus
Nichts für Anfänger und schwache Nerven ist diese spektakuläre Schlittenabfahrt in Oberaudorf. Nach dem zweistündigen Aufstieg vom Parkplatz Mühlau saust man fünf Kilometer und 700 Höhenmeter ins Tal. Das Gefälle sorgt für ordentlich Tempo.
www.bruennsteinhaus.de/tourenvorschlaege/rodelbahn
Hirscheckblitz
Gestartet wird an der Bergstation der Hirscheck-Sesselbahn bei Ramsau im Berchtesgadener Land. Die erreicht man auch über einen aussichtsreichen Winterwanderweg (1,5 Stunden) mit Blick auf den Watzmann.
16 Kurven gilt es, auf der 2,3 Kilometer langen Strecke zu meistern. Sie wurde von der Rodellegende Georg Hackl mit erarbeitet.
www.hochschwarzeck.info/de/hirscheckblitz