Reise

Autor: Dorothee Fauth

Naturwunder Weltall

Das Weltall ist das größte aller Naturwunder. Bei seinem Urknall entstanden Raum, Zeit und Materie.
Naturwunder Weltall

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©istockfoto.com / gremlin
Kaum etwas übersteigt unsere Vorstellungskraft so sehr wie das Universum. In den Denkmodellen zu seinem Anfang und Ende sowie seiner Größe vermischen sich Physik, Philosophie und Glau­bens­lehren. Schon der einfache Blick in den Nachthimmel lässt erahnen, dass wir in das größte Wunder aller Zeiten schauen. Hier ist die Unendlichkeit zu Hause. Die heute gültige Theorie geht davon aus, dass das Weltall mit einem – übrigens lautlosen – Urknall vor 13,8 Milliarden Jahren seinen Anfang nahm. Davor war es winzig klein und unendlich heiß. Mit der Explosion dieser komprimierten Energie entstanden Raum, Zeit und Materie – die Grundbausteine des Lebens, das vor rund 3,5 Milliarden Jahren auf der Erde begann. Die Frage, was davor, also vor der Zeit war, beantworten wohl nur Religionen. Was man aber weiß: Seither breitet sich das Universum mit hoher Geschwindigkeit aus.
Das Weltall ist unfassbar groß und voller Sterne. Sie bestehen aus Gaswolken, die so heiß sind, dass sie glühen. Unsere Sonne ist einer dieser Sterne und ein riesiger Kernfusionsreaktor. Die Energie, die sie dabei freisetzt, strahlt in Form von Licht und Wärme ab­ – wie ein Lagerfeuer im kalten, dunklen Weltall.

Unser Sonnensystem befindet sich am Rand der Milchstraße

Es gibt Sterne, die so weit weg sind, dass ihr Licht noch nicht bei uns angekommen ist. Neue entstehen, andere sind bereits erloschen. In etwa fünf Milliarden Jahren wird auch unsere Sonne ausgebrannt sein. Bis dahin ist noch etwas Zeit, das Wunder des Universums zu bestaunen, dessen Gesetzmäßigkeiten fein aufeinander abgestimmt sind. So sorgen Gravitation, also die Anziehungskraft von Masse, und Fliehkräfte dafür, dass unsere Erde und andere Himmelskörper in einer stabilen Umlaufbahn um die Sonne kreisen. Unser Sonnensy­­stem ist wiederum Teil einer riesigen, stabilen Ansammlung von Sternen, Planeten, Monden, Staub und Gas: einer Galaxie.
Durchs Weltall rasen Milliarden Galaxien mit Milliarden von Sternen. Unsere heißt Milchstraße. Wir sehen sie in dunklen, klaren Nächten wie ein milchiges Band am Himmel und sind dennoch ein Teil von ihr – quasi eine Randnotiz auf einem winzigen Planeten in einem kleinen Sonnensystem. Unbedeutend angesichts dieser Weite. Unsere Nachbargalaxie, der Andromedanebel, ist zwei Millionen Lichtjahre entfernt. An Orten ohne Lichtverschmutzung können wir mit bloßem Auge 3000 bis 6000 Sterne unserer Galaxie am Himmel erkennen. Sichtbar sind nur die hellsten – funkelnde Pünktchen, bei denen es sich in Wirklichkeit um sogenannte Gasriesen handelt.


Sirius ist unser hellster Stern, der Polarstern ein zuverlässiger Fixstern am Nordhimmel. Er geht nie unter und war für die Seefahrt daher von großer Bedeutung. Ansonsten ist viel Bewegung am Firmament. Der Mond – einen kosmischen Katzensprung von 384 400 Kilometern entfernt – geht ebenso auf und unter wie die Wandel­sterne, unsere Planeten, darunter der Abend­stern Venus sowie Mars und Merkur. Sie alle leuchten, weil sie von der Sonne angestrahlt werden.
Ein Riesenspektakel können Sternschnuppen sein: Meteore, die beim Eintritt in die Erdatmosphäre verglühen. Vor allem im August veranstalten sie ein regelrechtes Feuerwerk.

Weltraumteleskope blicken in die kosmische Vergangenheit

Viele Sterne bilden auffällige Gruppierungen, welche die Menschen schon in Frühzeiten zu Sternbildern zusammenfassten. 88 gibt es heute offiziell. Weil sich die Erde um ihre Achse und um die Sonne dreht, gibt es Sternbilder des Nord­himmels und des Südhimmels, außerdem Jahreszeitenbilder. Orion, Zwillinge und Stier sind typische Winterbilder. Einige wenige wie den Großen Wagen kann man immer sehen. Er ist selbst für Laien leicht erkennbar.
Nicht nur Seefahrer orientierten sich an den Sternen. Wegen ihres immer gleichen Auftauchens zu den Jahreszeiten bestimmten sie früher auch Aussaat und Ernte. Sie waren der allererste Kalender.
Das Universum befeuert seit jeher die Fantasie von Schriftstellern und Filmemachern. Astronauten forschen im Weltraum, Roboter landen auf fernen Planeten, Satelliten suchen nach außerirdischem Leben. Sterngucker staunen mithilfe von Fernrohren über Krater auf dem Mond, den Ring des Saturn, den Großen Roten Fleck des Jupiters.
Weltraumteleskope wie Hubble und seine Nachfolger schauen sogar bis zu 13 Milliarden Lichtjahre tief ins All, in die Zeit kurz nach dem Urknall. Wer einmal ihre unfassbar schönen Bilder von explodierenden Sonnen, kollidierenden Galaxien und Sternenkinderstuben gesehen hat, wird diese wohl nie mehr vergessen.
Tatsächlich aber ist selbst das Universum nicht unendlich. Irgendwann könnte ihm die Energie ausgehen. Am Ende aller Zeiten bliebe daher: nichts.



Hier können Menschen selbst ins Weltall schauen:

Hubble 3d im imax-Kino
Das Technikmuseum in Sinsheim zeigt täglich den Film „Hubble 3D – Das Auge ins Weltall“. Zu sehen sind die spektakuläre Reparatur des 2008 erblindeten Weltraum­teleskops sowie seine atemberaubenden Aufnahmen. Ein galaktisches Filmerlebnis.
sinsheim.technik-museum.de

Planetarien
Projektoren beamen die Besucher vom Sessel direkt ins All. Die Kuppelkinos können heute nicht nur
jeden Sternenhimmel simulieren. Sie ermög­lichen als Multi­media­theater auch Expeditionen in den Weltraum – etwa mit der Voyagersonde zu unseren entfernten Planeten. Das Zeiss Planetarium in Jena ist nicht nur das älteste der Welt, es verfügt zudem über die größte Kuppel und modernste Technik in Deutschland.
www.planetarium-jena.de
planetarium-hamburg.de
www.planetarium.berlin
planetarium-mannheim.de

Sternenparks
Diese Regionen mit nur sehr geringer Lichtverschmutzung sind echte Astro-Hotspots. Dort werden auch geführte Sternenwanderungen angeboten. Zertifizierte Sternenparks in Deutschland gibt es in den Bio­sphärengebieten Schwäbische Alb und Rhön, auf der bayerischen Winklmoos-­Alm, im Westhavelland und im Nationalpark Eifel. Über diesen Inseln der Dunkelheit zeigt sich bei guten Bedingungen die Milchstraße in ihrer ganzen Schönheit.
sternenpark-schwaebische-alb.de
biosphaerenreservat-rhoen.de/
reitimwinkl.de/sternenpark
sternenpark-westhavelland.de
nationalpark-eifel.de/de/nationalpark-erleben/sternenpark

Sternwarten
Observatorien bieten in klaren Nächten einen realen Blick ins Weltall. Meist befinden sie sich an erhöhten Standorten mit wenig Störlicht. Mittels Teleskopen zoomen sie die Himmelskörper unseres Sonnensystems, die Milchstraße und sogar extragalaktische Objekte heran – besonders interessant bei astronomischen Ereignissen wie einer Mondfinsternis oder Meteo­ritenschauern.