Reise

Autor: Jochen Müssig

Passau: Aller guten Dinge sind drei

Wo Donau, Inn und Ilz zusammenfließen, liegt die 3-Flüsse-Stadt Passau. Ihre Altstadt ruht wie gemalt auf einer Landzunge.

Blick auf die Stadt und die Donau bei Passau

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©istockfoto.com / RudyBalasko

Und wo ist die Ilz?“ Diese Frage hört Stadtführerin Lara Dietrich beinahe jeden Tag, immer ganz vorne an der Spitze des 3-Flüsse-Ecks, welches das Ende der Passauer Altstadt markiert. Sie wird vom Dom St. Stephan dominiert, einem Barockjuwel mit drei grünen Zwiebeltürmen. „Die Ilz ist das kleine, schmale Flüsschen dort drüben“, lautet dann Dietrichs Antwort. Dunkelmoorbraun fließt die Ilz von Norden aus den Höhen des Bayerischen Waldes kommend etwas versteckt in die Donau. Darüber thront am steilen Georgsberg die Veste Oberhaus, eine der größten Burganlagen Deutschlands. In der Trutzburg verschanzten sich die Passauer Fürstbischöfe, wenn die Bürgerschaft den Aufstand probte. Was immer wieder mal passierte ...

„Von dort oben hat man natürlich eine super Aussicht“, sagt Florian Noé, Chef der „Donauschifffahrt Wurm & Noé. „Aber den besten Blick auf Passau gibt’s vom Wasser aus, von hier, vom Schönblick.“ Sein Unternehmen bietet 3-Flüsse-Stadtrundfahrten mit dem Schönblick an, in der Saison täglich und jetzt im Winter am Wochenende. Die „MS Sunliner“ liegt in der Strömung, rund 250 Meter östlich vom Drei-Flüsse-Eck. Links von der „Sunliner“ ist die Wasserfarbe durch den Inn graugrün geprägt, rechts setzt sich das Braun der Donau durch. Passagiere machen Selfies und fotografieren, wie sich das Wasser der beiden Flüsse vermengt, wobei der Inn mehr Wasser einbringt als die bei Passau noch recht schmächtige Donau. Der Inn ist auch sichtbar breiter, weshalb Touristen die Donau häufig mit dem Inn verwechseln. Doch da die Donau bei Passau schon mehr Kilometer auf dem Buckel hat als der Inn, trägt der Fluss weiter ihren Namen. Sie wird ab Passau noch 2226 Kilometer fließen und zum längsten Strom Europas werden. „Hier am Schönblick sieht Passau aus wie eine schwimmende Stadt“, sagt Noé. Dann dreht die „Sunliner“ bei und gleitet an der Ilz vorbei. „Die Ilz darf aus ökologischen Gründen nicht befahren werden, außer von einigen Fischern mit alten Rechten“, so Noé.

Es geht weiter auf dem Inn, an der winterlichen Promenade entlang. Im Sommer ist sie üppig grün, jetzt geben die kahlen Bäume den Blick frei auf die barocke Altstadt, die von italienischen Meistern im 17. Jahrhundert geschaffen wurde. Ein buntes Häuschen folgt auf das andere, Rosa, Ocker, Olivgrün, Himmelblau. Romantische Plätze, verwinkelte Gassen und barocke Gebäude zeugen von der bewegten 2000-jährigen Geschichte der Stadt.

 

Auch im Winter ist Passau eine liebenswerte Stadt

Beim Bummeln offenbart sich der Charme der Stadt, in der Geschichte sowie Kunst zum Erlebnis werden, etwa im Alten Rathaus, wenn man die opulente Ausmalung der beiden Rathaussäle bestaunt: Die großen Öl-Decken- und Wandgemälde bilden die Stadt Passau und ihre Geschichte ab. Der Dom St. Stephan wartet vom höchsten Punkt der Altstadt mit der größten Domorgel der Welt auf. Am Residenzplatz plätschert der Wittelsbacher Brunnen, wo Maria mit drei Engeln dargestellt wird, die Passaus drei Flüsse symbolisieren.

„Zum Frühstück sitze ich gerne mit einer Decke über dem Schoß im Café am Paulusbogen, schnabuliere ein Croissant und höre dem Organisten von der Paulskirche nebenan beim Üben zu“, sagt Conny Wimmer, die in dem kleinen Deko-Laden „Bunter Winkel“ unweit von St. Paul Souvenirs verkauft.

Im Winter ist es ruhig in Passau. „Wenn sich der morgendliche Nebel über Donau und Inn langsam lichtet und den Blick auf prachtvolle Häuserfassaden freigibt, hat Passau etwas von einer Märchenstadt: so schön, so liebens- und lebenswert“, sagt Wimmer.

An der Fritz-Schäffer-Promenade mit ihren 17 Anlegestellen herrscht kein Gedränge wie im Sommer. Von A2 legt gerade wieder ein Schiff ab und wird am 3-Flüsse-Eck vorbei zum Schönblick fahren. Aus dem Bordlautsprecher schallt es herüber: „Die drei Flüsse kommen aus drei Himmelsrichtungen – aus dem Westen die Donau, aus dem Süden der Inn und aus dem Norden die Ilz.“ Und dieses 3-Flüsse-Eck ist weltweit die einzige Stelle, an der sich drei Flüsse aus drei Himmelsrichtungen kommend vereinen und gemeinsam in die vierte, nämlich nach Osten, weiterfließen.