Reise

Autor: Andreas Steidel

Saar-Hunsrück: Schöne Aussichten

Von bewaldeten Höhen bis zur Saarschleife erstreckt sich die Region Saar-Hunsrück, in der Edelsteine geschliffen werden und Wildkatzen durchs Dickicht streifen.
Blick auf die Saarschleife von der Cloef in Orscholz aus.
Blick auf die Saarschleife von der Cloef in Orscholz aus.

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©istockfoto.com / aldorado10

Über allen Wipfeln ist Ruh. Von wegen! Heftiger Wind bläst auf der oberen Etage des Baumwipfelpfads an der Saarschleife. 42 Meter hoch ragt der Aussichtsturm in den Himmel und bietet, leicht schwankend, einen grandiosen Blick auf eine der schönsten Flussbiegungen der Welt. Elegant wie eine Halskette legt sich die Saar um die Halb­insel, auf der die Burgruine Montclair thront. Uferbäume spiegeln sich im Wasser, an den Steilwänden leuchten gelbe Schwefelflechten. „Anfangs fraß sich der Fluss durch weichen Bunt­sandstein“, erklärt Gudrun Worms. Im Laufe der Jahrhunderte hoben sich Felswände aus hartem Quarzitgestein. Seither ist das Wasser in seinem Bett gefangen, und der Berg erlaubt einen Blick aus Vogelperspektive auf die Saarschleife.
Gudrun Worms ist Naturführerin. Die 67-Jährige lädt Menschen zu einem Spaziergang über den Baumwipfelpfad an der Saarschleife ein. Manchmal tut sie das auch bei Nacht, bei Vollmond. Es ist ein majestätischer Moment, wenn der Mond hell über dem Flusstal erstrahlt. Sie erzählt dann von allerlei Sagen und Mythen, empfängt ihre Gäste mit einem Räucherpfännchen, aus dem der Qualm von frischem Harz emporsteigt. „Ein ganz besonderer Duft“, sagt sie, „er hilft auch gegen Stechmücken.“


Die Saarschleife liegt im Westen des Naturparks Saar-Hunsrück. Nur ein paar Kilometer weiter ist man schon in Luxemburg oder Frankreich. Moselfränkisch, den Heimatdialekt von Gudrun Worms, verstehen sie diesseits und jenseits der Grenze. Sie selbst ist mit einem Franzosen verheiratet. „Meine Eltern haben noch den Krieg erlebt“, sagt sie. „Ich bin sehr dankbar dafür, dass wir heute in Frieden leben.“


Vom dreckigen Kohlerevier zur neuen Wildnis

Stolz ist sie darauf, dass immer mehr Menschen die Natur im Saarland entdecken: „Früher war das für die meisten ein dreckiges Kohlerevier, doch das hat sich geändert.“ Heute landen viele Flusskreuzfahrer am Saarufer an und folgen Gudrun Worms und ihren Kolleginnen über den Baumwipfelpfad.
Zirka 2000 Quadratkilometer groß ist der Naturpark Saar-Hunsrück. Seine Südhälfte gehört dem Saarland, der Norden zu Rheinland-Pfalz. Umrahmt von den Flüssen Mosel, Rhein, Saar und Nahe hat sich dort eine Kulturlandschaft mit Dörfern und Kleinstädten, Weiden und Streuobstwiesen entwickelt. Wer sie ganz durchstreifen will, geht über den Saar-Hunsrück-Steig. Der rund 400 Kilometer lange Fernwanderweg verbindet Perl an der Mosel mit (...)

 

 

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