Reise

Autor: Andreas Steidel

Triers Porta Nigra: Tor zur Geschichte

Ein Besuch der römischen Prachtbauten und christlichen Kirchen in Trier gleicht einer Reise in die Vergangenheit.

Die Porta Nigra in Trier

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©istockfoto.com / tichr

Napoleon Bonaparte traute seinen Augen nicht. Als der Kaiser der Franzosen 1804 in Trier weilte, starrte er wie gebannt auf einen großen Kirchenbau. Darin war ein komplett erhaltenes Stadttor zu erkennen, integriert in ein Gotteshaus, das man im Mittelalter einfach daraufgesetzt hatte. Napoleon, dessen Truppen kurz zuvor die Stadt an der Mosel erobert hatten, fackelte nicht lange und ordnete den Abriss der Kirche und die Freilegung des römischen Bauwerks an. So wurde aus St. Simeon die Porta Nigra, das Wahrzeichen von Trier. Das Stadttor ist beinahe komplett erhalten, ein 30 Meter hohes Monument aus 7200 Sandsteinblöcken. Diese färbten sich erst im Laufe der Jahrhunderte schwarz – aufgrund von Witterung, Umwelteinflüssen und dem im Stein enthaltenen, korrodierten Eisenoxid. 

Stadtführer David Kunz erzählt die Geschichte um St. Simeon und die Porta Nigra gern, zeigt sie doch, wie eng verwoben christliche und römische Vergangenheit in Trier sind. Die Bischöfe folgten den Caesaren – und ihre Sakralbauten den Palästen der Römer. Sie etikettierten sie einfach um und erweiterten sie nach ihren Bedürfnissen. „Zum Glück“, sagt Kunz, „denn so blieb vieles aus der Antike erhalten.“ Seit 1986 sind die wichtigsten römischen Gebäude und christlichen Kirchen in Trier Unesco-Weltkulturerbe. Kaum irgendwo sonst nördlich der Alpen gibt es eine solche Fülle bestens erhaltener Bauwerke aus der Antike wie in Trier an der Mosel. „Alles Originale, keine Nachbauten“, merkt Stadtführer Kunz nicht ohne Stolz an. Auch die fünf Pfeiler der ältesten Moselbrücke stammen noch aus römischer Zeit. Stoisch ertragen sie selbst den Auto- und Schwerlastverkehr, der täglich darüber donnert.

Eine pulsierende Stadt mit Tempel und Theater

Die Römer hatten Trier vor mehr als 2000 Jahren als Residenz- und Provinzhauptstadt gegründet. Sie wuchs zu imposanter Größe heran, mit rund 60.000 Einwohnern und allem, was das römische Kulturleben in der damaligen Zeit ausmachte: Thermen, Tempel, Paläste und ein Amphitheater. Dessen Überreste stehen heute am Rande der Altstadt, wo die Katakomben besichtigt werden können. Vormittags Tierhatzen, zur Mittagszeit Hinrichtungen, zum Ausklang Gladiatorenkämpfe. „Grausig“, entfährt es einer Besucherin, die sich gar nicht vorstellen mag, was reiche Römer damals amüsierte.

Konstantin der Große war der berühmteste von ihnen. Von 306 bis 316 residierte er an der Mosel. Trier war seine Hauptstadt, von hier aus regierte er zunächst als Unterkaiser das weströmische Reich von Britannien bis Spanien. Später stieg er zum alleinigen Herrscher auf und schrieb diesen Erfolg einer Religion zu, welche die Römer jahrhundertelang bekämpft hatten: dem Christentum. 313 legalisierte er die Ausübung des Glaubens und stattete ihn nach und nach mit Privilegien aus. Klug, gewitzt, skrupellos: So wird Konstantin oft beschrieben. Es waren vermutlich auch machttaktische Gründe, die ihn den Glauben wechseln ließen. Das Christentum galt als aufstrebende Religion in jener Zeit, extrem widerstandsfähig und nicht kleinzukriegen. Überdies imponierte ihm der Monotheismus der Christen, der wohl auch seinem Herrschaftsverständnis entsprach: ein Gott, ein Kaiser, mehr brauchte es nicht. 

Ein Palast mit wechselvoller Geschichte

In Trier ließ Konstantin sich einen riesigen Thronsaal bauen, eine Palast-Aula, die er für Audienzen zu nutzen gedachte. Sie steht noch heute und wird (...)

 

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