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Autor: Dorothee Fauth

Ekke Nekkepenn, Schrecken der Nordsee

Halb Fisch, halb Zwerg: Der Meermann Ekke Nekkepenn treibt in der Nordsee sein Unwesen. Er rührt das Meer auf und lässt Schiffe untergehen.
Ekke Nekkepenn, Schrecken der Nordsee

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©istockfoto.com / Matthieu_Photoglovsky
Der Alte hat sich gründlich verzockt, und seither müssen die Sylter dafür büßen. In seiner Wut entfacht er Stürme, in denen Schiffe untergehen und die tobende See die Küste der Insel davonträgt. Ekke Nekkepenn heißt diese bösartige Sagenfigur – ein Meermann, der mit seiner Frau Rahn auf dem Grund der Nordsee lebt. Er ist halb Fisch, halb Zwerg, was nun überhaupt nicht zusammengeht, da der eine im Wasser, der anderen im Bauch der Berge haust. Allein diese schizophrene Situation kann übellaunig machen.

Ekke Nekkepenn verliebt sich in eine Menschenfrau

Erfunden beziehungsweise zusammengeschustert wurde die Geschichte um Ekke Nekkepenn von dem Sylter Heimatforscher und Sagensammler Christian Peter Hansen Mitte des 19. Jahrhunderts. Er verknüpfte die Sage von einem Wassermann kurzerhand mit einer nordfriesischen Version des Rumpelstilzchens. Und so geht die Geschichte: Ekke Nekkepenn bittet die Frau eines Kapitäns um Hilfe bei der Geburt seines Kindes. Sie folgt ihm auf den Meeresgrund und taucht anschließend mit Gold und Silber beladen wieder auf. So weit, so gut – hätte sich der Meermann nicht in die Kapitänsfrau verliebt. Um sie heiraten zu können, lässt er sein Weib Salz mahlen, sodass ein Strudel entsteht, in dem der Kapitän mit seinem Schiff versinkt. Nebenbei, erzählt man sich, ist die Nordsee dadurch salzig geworden.



Der Meermann hat von Rumpelstilzchen nichts gelernt

Auf dem Weg nach Rantum auf Sylt begegnet Ekke Nekkepenn zufällig Inge, der jungen, schönen Tochter des Kapitänspaars. Er entscheidet sich um und erklärt sie gegen ihren Willen zur Braut – es sei denn, sie errät seinen Namen. Das tut sie dann auch, weil der Alte in einem Berg vor sich hinträllert: „Heute soll ich brauen, morgen soll ich backen (...) Ich heiße Ekke Nekke­penn...“ Der genarrte Meer­mann-­Zwerg zerreißt sich aber nicht vor Wut, sondern rührt in seinem Groll gegen alle Sylter fortan die See auf und lässt Schiffe untergehen. Noch heute denken die Sylter bei Sturmfluten an Ekke Nekkepenn.
Wenige Jahre nach der Publikation von Christian Peter Hansens Geschichte in einem Sagenband griff Theodor Storm den Stoff auf. In seinem Kunstmärchen „Die Regentrude“ wird aus Eckeneckepenn ein garstiges Feuermännlein, das dafür sogt, dass die Felder verdorren und das Vieh verdurstet. Seine Gegenspielerin ist die Regenmacherin, die an Frau Holle erinnert. Auch der prahlerische, blasierte Feuerzwerg verrät durch das Singen eines Zauberreims die Lösung für das Problem. Und am Ende siegt das Gute. Nur der nordfriesische Ekke Nekkepenn darf weiterhin Schaden anrichten und Unglück über Sylt bringen.