Wissen und Tipps

Autor: Cornelia Krappel

Wieso gibt’s den Schlussverkauf?

Der Schlussverkauf verbindet auf interessante Weise Verkaufs-Traditionen, Gesetzgebung und Verbraucherpsychologie im Einzelhandel. Er ein fester Bestandteil des Kaufverhaltens vieler Konsumenten und wird im stationären Einzelhandel wie auch in Onlineshops regelrecht zelebriert.

Drei lächelnde junge Frauen beladen mit Einkaufstüten beim Einkaufen.

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©iStockfoto.com / mihailomilovanovic

Der Ursprung des Schlussverkaufs geht auf das späte 19. Jahrhundert zurück. Damals wurde in den USA der erste dokumentierte Schlussverkauf durchgeführt. Während der industriellen Revolution standen Waren plötzlich massenhaft zur Verfügung. In den Lagern der Warenhäuser kam es zu überschüssigem Lagerbestand. Der sollte durch den Verkauf saisonaler Waren zu reduzierten Preisen abgebaut werden. Ursprünglicher Zweck des Schlussverkaufs war also, Platz für neue Saisonwaren zu schaffen. Diese Praxis breitete sich schnell auch in Europa aus und wurde besonders in Deutschland populär. In den frühen Tagen des Schlussverkaufs wurden Schaufenster zudem oft mit aufwendiger Dekoration gestaltet, um die Kunden anzulocken. Der Schlussverkauf wurde somit zusätzlich auch ein willkommener Anlass für einen Schaufensterbummel.

Offiziell eingeführt wurden Schlussverkäufe in Deutschland allerdings erst 1932. Händler sollten auf diese Weise die Möglichkeit erhalten, saisonale Ware vor dem Wechsel der Kollektionen zu reduzieren. Der Sommerschlussverkauf (SSV) fand traditionell in der letzten Juli- und ersten Augustwoche statt, der Winterschlussverkauf (WSV) Ende Januar und Anfang Februar.

Noch bis 2004 waren die Schlussverkäufe streng reguliert und beschränkt auf bestimmte Warengruppen wie Textilien, Schuhe und Sportartikel. Eine Reform des Gesetzes gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG) im Jahr 2004 hob diese Regelungen jedoch weitestgehend auf. Seitdem können Schlussverkäufe jederzeit und für jede Warengruppe stattfinden. Die meisten Geschäfte nutzen aber weiterhin die den Kunden geläufigen Schlussverkaufsperioden, weil die Kunden mittlerweile daran gewöhnt sind, dann günstig einzukaufen.

 

Skurrile Verkaufsstrategien

Manche Einzelhändler bieten während des Schlussverkaufs extrem hohe Rabatte von manchmal bis zu 90 %. Viele Verbraucher warten daher gezielt bis zum letzten Tag des Schlussverkaufs, in der Hoffnung auf maximale Preisnachlässe. Ein berühmtes Beispiel solcher kurioser Preisreduzierungen war ein Londoner Geschäft, das Designer-Handtaschen zu einem Bruchteil des Originalpreises verkaufte, was zu einem enormen Ansturm führte.
Viele Geschäfte nutzen für den Schlussverkauf auch den psychologischen Trick, Produkte als nur begrenzt verfügbar darzustellen („Nur solange der Vorrat reicht“), um die Leute zum Kauf zu animieren. Es gibt aber auch Geschäfte, die sehr ausgefallene und unkonventionelle Marketingstrategien nutzen, um Kunden anzulocken. So erzeugen sie oft viel Aufmerksamkeit und es kommt zu teils skurrilen Szenen. Eine besonders skurrile (und vermutlich nicht ganz ernst gemeinte) Marketingstrategie verwendete angeblich einmal ein Möbelhaus in Schweden, das „kostenlose Lieferung für diejenigen, die nackt kommen“ anbot. Ob dies tatsächlich so war oder nur ein Gerücht, das sich in der Onlinewelt verselbständigt hat, war nicht mehr zweifelsfrei nachzuprüfen.

Der wohl bekannteste Schlussverkaufstag ist wohl der Black Friday. In den USA ist er DER Schlussverkaufstag des Jahres. Menschenmengen drängeln sich dann in den Geschäften, um die besten Angebote zu ergattern. Es gibt zahlreiche Videos von chaotischen Szenen, in denen Menschenmassen in die Läden stürmen und dabei sogar Türen eintreten oder von Leuten, die über Nacht vor Geschäften kampierten, um am nächsten Morgen als erste hineingelassen zu werden.

 

Schlussverkauf in anderen Ländern

 Schlussverkäufe sind weltweit verbreitet, aber die Zeiträume variieren international stark. In Frankreich beginnt der Sommerschlussverkauf beispielsweise Ende Juni, in Belgien am 1. Juli und in den USA findet er Ende Juli statt. Auf der Südhalbkugel gibt es ebenfalls saisonale Schlussverkäufe, beispielsweise in Australien oder Südafrika. Entsprechend den dort herrschenden Jahreszeiten sind sie jedoch zeitlich stark verschoben: Dort herrscht Sommer, während wir auf der Nordhalbkugel Winter haben und umgekehrt. In Australien ist der "Boxing Day Sale" am 26. Dezember besonders beliebt. Er markiert den Beginn eines großen Schlussverkaufs und zieht jährlich riesige Menschenmengen an, ähnlich wie der Black Friday in den USA.