Essen und Trinken

Autor: Emily Tyra

Curry-Wissen für Feinschmecker

Wenn zartes Fleisch oder Gemüse auf eine duftende, kräftig gewürzte Sauce trifft, steht wahrscheinlich ein Curry auf dem Tisch. Und man braucht fluffigen Basmatireis oder kissenförmiges Naan-Brot, um jeden einzelnen Tropfen davon aufzusaugen.
Massaman Curry in einer schwarzen Schüssel auf dunklem Schieferhintergrund
Ein Chicken Massaman Curry. Massaman Curry ist ein Gericht der Thai Cuisine Gericht mit Hühnerfleisch, Kartoffeln, Zwiebeln und vielen Gewürzen.

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©iStockphoto.com / Andrei Kravtsov
Obwohl das Curry eines der weltweit bekanntesten Gerichte ist – man findet Rezepte aus Indien, Thailand, Japan und der Karibik – kann es durchaus Verwirrung stiften. „Wenn man bei einem Inder ein Curry bestellt, wird er wahrscheinlich entgegnen: ‚Welches?‘“, erklärt die Lebensmittelredakteurin Amrita Thakkar. „Curry war ein Sammelbegriff, der von den Briten während der Kolonialisierung für eine Vielzahl von ausländischen Gerichten verwendet wurde. In der indischen Küche gibt es nicht nur ein einziges Gericht namens Curry.“
Curry ist weder eine bestimmte Geschmacksrichtung noch ein einzelnes Gewürz. Allein die indischen Variationen sind so vielfältig wie die Regionen des Subkontinents: Chana Masala ist eine beliebte nordindische Variante aus Kichererbsen, die mit Zwiebeln, Tomaten, Ingwer, Knoblauch und Gewürzen gekocht wird. Korma hin­gegen ist ein nussiges, cremiges Curry, oft mit Cashewnüssen zubereitet. Eines der begehrtesten Currys ist der Menüklassiker Chicken Tikka Masala. Tikka bedeutet „kleine Stücke“ (hier vom Huhn), während masala „Gewürzmischung“ heißt – in diesem Fall ein traumhafter Mix aus Kurkuma, Chili­pulver und Koriander in einer sam­tigen Tomatensauce.Das Chicken Tikka Masala von Chefköchin Sukhi Singh enthält Jalapeño, karamellisierte Zwiebeln, Kardamom, Zitronengras, Kurkuma, Paprika und mehr. Nachdem sie 1985 in die USA gezogen war, gründete sie 1992 Sukhi’s Gourmet Indian Food in der San Francisco Bay Area. Heute gehört Sukhi’s zu den größten indischen Lebensmittelmarken in Nordamerika.

Doch wenn der Begriff „Curry“ so vielschichtig ist, was verbirgt sich dann hinter dem Currypulver in der eigenen Speisekammer? Es kann eine ganze Palette an Zutaten enthalten, etwa Kurkuma, Koriander, Kreuzkümmel, Ingwer, Pfeffer, Nelken, Kardamom, Muskatnuss, Fenchel, Ajowan-Samen, Basilikum, Senfkörner, Muskatblüte und Zimt. Zweifellos verleiht die goldene Mischung Gerichten Geschmack. Letzten Endes handelt es sich jedoch nicht um viel mehr als ein grobschlächtiges koloniales Konstrukt, das von den aus Indien zurückkehrenden britischen Soldaten geschaffen wurde, damit sie zu Hause weiterhin „Currys“ zubereiten konnten.

In Indien dagegen lässt man vielerlei Gewürze und Aromastoffe in Öl oder Ghee (Butterschmalz) aufblühen. „Indische Köche nehmen es mit ihren Gewürzen sehr genau“, sagt Thakkar. Ein Masala Dabba, ein Gewürzbehälter, enthält in der Regel bis zu sieben kleine Dosen für die am häufigsten verwendeten Gewürze, zusammen mit kleinen Löffeln zum einfachen Schöpfen und Abmessen. Wenn Sie also das nächste Mal Korma oder Tikka Masala genießen, machen Sie sich bewusst, dass die jeweiligen Nuancen des Gerichts einem herrlich komplexen Zusammenspiel bestimmter, fein abgemessener Gewürze zu verdanken sind.