Essen und Trinken

Autor: Emily Tyra

Die Geschichte der Brezel

Das geschlungene Laugengebäck ist weltweit beliebt. Ihre Geschichte führt von einem mittelalterlichen Mönch zu einem Hollywoodstar.

Drei Laugenbrezeln liegen auf einem Holztisch

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©iStockphoto.com / Natalie_B

Einer Legende nach flocht um das Jahr 610 n. Chr. ein Mönch in Norditalien Stränge aus Brotteig so, dass sie wie zum Gebet verschränkte Arme aussahen. Er backte die Leckereien und verteilte sie an seine Klosterschüler. Es gibt aber zahlreiche weitere Entstehungsmythen, etwa die eines Bäckers aus Bad Urach, dem sein Landesherr Graf Eberhard aufgetragen haben soll, einen Kuchen zu backen, „durch den die Sonne dreimal scheint“.

Im Mittelalter begannen Bäcker im deutschsprachigen Raum damit, die Brezel als Zunftzeichen zu verwenden. Die Schilder über den Türen der Backstuben waren „ein Zeichen dafür, dass man dort frisch gebackenes Brot bekam“, erklärt der US-amerikanische Foodblogger Ben Crair. Deutsche Auswanderer brachten die Brezel in die Neue Welt mit, insbesondere nach Pennsylvania. In diesem Bundesstaat werden heute noch rund 80 Prozent der in den USA verkauften Brezeln hergestellt. Die erste Brezel­bäckerei dort wurde 1861 in Lititz eröffnet. Ihr Gründer, der in Deutschland geborene Bäcker Julius Sturgis, begann auch, harte Brezeln herzustellen, die lange gelagert werden können. Diese in den USA beliebten „Pretzels“ sind besonders knusprig.

Leckeres Duo: Bier und Brezeln

Dass salzige Laugenbrezeln perfekt zu einem kühlen Bier passen, weiß man nicht nur in Deutschland, sondern beispielsweise auch in Milwaukee, wo es etliche Bier­gärten gibt. Auf der South Shore Terrace mit Blick auf den Michigansee kann man die Brezeln der Milwaukee Pretzel Co. genießen. Die beiden Gründer Matt und Katie Wessel verliebten sich während eines Aufenthalts in München in das bayrische Gebäck und begannen nach ihrer Rückkehr in die USA mit dem Brezelbacken. 

Zurück nach Deutschland: Hier haben sich über die Jahrhunderte regionale Unterschiede entwickelt, die schwäbische Laugenbrezel beispielsweise hat besonders dünne, knusprige Ärmchen. Anders die gleichmäßig dicke, eher weiche bayrische Brezen, wie man sie zum Beispiel vom Oktoberfest kennt. Einer Überlieferung zufolge tunkte ein Münchner Bäcker seinen Brezelteig ver­sehentlich in Lauge und entdeckte, dass die Brezeln beim Backen eine kastanienbraune Kruste bekamen.

Die Geschichte der Brezel ist nicht vollständig ohne eine Hommage an Anne Beiler, die 1988 auf einem Bauernmarkt in Pennsylvania mit dem Verkauf von Brezeln begann, um den Traum ihres Mannes zu finanzieren, kostenlose Familienberatungsdienste anzubieten. Heute ist Auntie Anne’s mit mehr als 1700 Filialen die größte Brezelback-Kette der Welt.

Eher ungewöhnlich ist auch diese Episode: Während der Coronapan­demie wurde der Schauspieler Adam „Shappy“ Shapiro in Hollywood zum Brezel­mann, als er zu backen begann und seine Freunde mitversorgte. Shappy-Brezeln wurden auch bei der Oscar-Verleihung 2023 verteilt, Kristen Bell, Ryan Seacrest und Tyra Banks bekannten sich alle zu ihrer Brezelliebe. Das geschlungene Gebäck kommt eben überall gut an.