Mittsommernacht und Multebeeren
In Skandinavien ist die Mittsommernacht ein großes Fest. Wenn die Sonne den nördlichsten Punkt ihrer Umlaufbahn erreicht, werden am längsten Tag des Jahres vor allem in Schweden überall Freudenfeuer entzündet.

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Mittsommer – auf Schwedisch Midsommar – ist nach Weihnachten das zweitgrößte Familienfest, zu dem auch Freunde und Bekannte eingeladen werden. Das Mittsommernachtsfest findet immer an einem Freitag zwischen dem 19. und 25. Juni statt. Viele Schweden nehmen Urlaub, um auf dem Land oder im eigenen Sommerhaus mit Musik, Tanz und traditionellen Gerichten zu feiern. Serviert werden Heringsspezialitäten, junge Kartoffeln, frische Waldbeeren, selbstgebackenes Knäckebrot, Bier und schwedischer Schnaps. Einer Legende nach soll man in dieser Nacht das romantische Violinenspiel des schwedischen Wassergeists Neck fast von alleine erlernen können.
Unverheirateten jungen Frauen wird geraten, an Midsommar auf sieben verschiedenen Wiesen sieben unterschiedliche Blumen zu pflücken, zu einem Strauß zu binden und in dieser Nacht unter das Kopfkissen zu legen. Im Schlaf soll ihnen dann ihr zukünftiger Ehemann erscheinen. Doch bis es so weit ist, tanzen alle bis in den frühen Morgen um den mit Blüten und frischem Birkengrün geschmückten Maibaum, dem Symbol für die fruchtbaren Sommertage.
Nordische Köstlichkeiten
Auch im benachbarten Norwegen wird zur Mittsommernacht kräftig gefeiert, gegessen und getrunken. An den Fjorden grillt man frisch gefangenen Fisch, legt Kartoffeln ins Feuer und genießt die ersten reifen Waldbeeren. Sie dürfen nach dem norwegischen Allemasrett (Jedermannsrecht) in freier Natur von jedem gepflückt werden. Einzige Ausnahme sind die gelborangen Multbeeren (Moltebeere), eine Art Brombeeren, die wegen ihres hohen Gehalts an Vitamin C auch als die Apfelsine des Nordens bezeichnet werden. Sie wachsen nur wild und sind nicht besonders ertragreich. Deshalb gelten sie als die teuersten Wildbeeren der Welt.
Für die aromatischen, nach reifen Pfirsichen und Aprikosen schmeckenden Beeren gilt in Nordnorwegen ein eigenes Gesetz: Nur der Eigentümer des Grunds, auf dem die Multbeeren wachsen, darf sie pflücken. Gehört das Land der Gemeinde, haben die Einheimischen das Pflückrecht. Fremde können nur darauf hoffen, zur Mittsommernacht oder an anderen Festtagen auf eine Portion der köstlichen Beeren eingeladen zu werden. Doch zum Glück sind die Skandinavier sehr gastfreundlich.