Sbrinzkäse: Schweizer Käse mit Geschichte

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Im 17. Jahrhundert zogen wöchentlich bis zu 200 schwer bepackte Lasttiere und ihre Säumerknechte von Luzern am Vierwaldstätter See über steile Pässe bis nach Domodossola in der Nähe des Lago Maggiore. Ihre Handelsware war der Sbrinzkäse, den sie im Süden gegen Wein, Gewürze, Mais, Reis und Stoffe eintauschten. Bis weit ins 19. Jh. blieben Salz und Hartkäse, insbesondere der Sbrinz, die eidgenössischen Exportschlager im Handel mit dem reichen Norditalien. Und auch andere Käsesorten wie Appenzeller, Emmentaler, Gruyère usw. wurden exportiert.
Es gibt viele Wege vom Süden in den Norden Europas, einige der bekanntesten gehen durch die Schweiz. Nicht immer war der Weg über die Alpen so bequem wie heute. Gut ausgebaute Autobahnen und Zugverbindungen bringen die Menschen und ihre Waren schnell über die Gebirgszüge, und Tunnel durch die Berge hindurch machen den Weg wesentlich kürzer. Lange Zeit waren diese Strecken nur zu Fuß mit Lasttieren zu bewältigen, durch wilde Gebirgslandlandschaften und enge Täler. Säumerpfade nannte man in den Alpen diese Wege. Einer der berühmtesten ist die Via Sbrinz, die sogenannte Sbrinz-Route, die kürzeste Verbindung zwischen der Innerschweiz und Italien, auf der der Käse exportiert wurde.
Jedes Jahr feiert die Schweiz daher Mitte August entlang der historischen Route eine Woche das Säumerfest und lässt das alte Kulturerbe wieder aufleben. In den Gasthöfen entlang der Sbrinz- Route werden kulinarische Spezialitäten aufgetischt: Chässuppe (Käsesuppe), Chässchnitten, Käseknöpfli, Sbrinz-Fladen, Sbrinz-Soufflé und Älplermagronen.
Älplermagronen sind ein Wahrzeichen der Schweizer Alpenküche. Spötter behaupten, dieser Eintopf sei der kulinarische Beweis dafür, dass sich die Eidgenossen schon immer gerne Ausländisches einverleibt hätten: Kartoffeln aus den nördlichen Nachbarländern, Magronen (Maccheroni) aus dem Süden. Dazu kommen Sahne und Käse von den heimischen Almen. So entsteht aus Nudeln, Kartoffeln, Zwiebeln, Sahne und Käse ein deftiges Gericht, das traditionell im Kessel über dem offenen Feuer gekocht wird. Es schmeckt nicht nur gut, sondern macht auch nach der schweren Arbeit auf der Alp oder nach einer langen Bergwanderung schön satt. Unverzichtbare Beilage dazu ist zumindest für Schweizer das hausgemachte Apfelmus.