So bezahlen Sie auf Reisen in Europa

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Letzten Sommer erfüllten sich Tanja und Wolfgang Möller einen lang gehegten Wunsch: Drei Monate lang tourte das Ehepaar aus Kiel mit dem VW-Bus durch
Europa. „Es war traumhaft, wir haben so viel erlebt“, schwärmt Tanja. Auch beim Bezahlen hatten die beiden nirgendwo Probleme: „Benzin, größere Einkäufe oder Campingplätze haben wir meistens per Karte bezahlt“, sagt Tanja. Sie selbst hat eine Bankkarte, ihr Mann eine Kreditkarte. Auch etwas Bargeld war bei beiden stets im Portemonnaie. „Ich habe zum Beispiel Kleingeld für die Münz-Waschmaschine oder den Bummel über Märkte und Flohmärkte eingesetzt“, erzählt Tanja. Wolfgang wollte es als Alternative zur Kartenzahlung dabei haben – für den Fall, dass beispielsweise ein Stellplatzbetreiber keine Karten akzeptiert oder bei Problemen mit der Technik.
Genau die richtige Strategie, findet Michaela Roth vom Sparkassenverband Baden-Württemberg. „Verlassen Sie sich nicht auf eine einzige Option, sondern nehmen Sie verschiedene Zahlungsmittel mit“, rät sie. Je nach Reiseziel und persönlichen Vorlieben empfiehlt sich ein Mix aus Bank- und Kreditkarten für alltägliche Einkäufe und größere Ausgaben. Mobiles Bezahlen per Smartphone kann die Reisekasse ergänzen, allerdings funktionieren die meisten mobilen Bezahl-Apps nur im Heimatland. „Geht das Smartphone verloren oder ist nicht geladen, benötigen Sie zum Bezahlen eine Alternative“, warnt die Expertin. Deshalb gehört auch das gute alte Bargeld auf Reisen unbedingt mit ins Portemonnaie.
Hier können Sie mit dem Euro zahlen
Wer in der Eurozone verreist, hat es einfach. In 20 europäischen Ländern ist der Euro das offizielle Zahlungsmittel. Auch auf den Kanarischen Inseln, den Azoren, Madeira und sogar auf ein paar weit entfernten Trauminseln kann man damit bezahlen. So gehören La Réunion im Indischen Ozean oder Guadeloupe und Martinique in der Karibik zu Frankreich und damit zur Eurozone. In dieser müssen Sie sich keine Gedanken über Wechselkurse machen oder Geld umtauschen. An der spanischen Costa Brava, der französischen Côte d’Azur, beim Radeln in den Niederlanden, dem Strandurlaub auf Zypern oder der Bergtour in Österreich zahlen Sie genau wie zu Hause mit Euro. Doch aufgepasst: Nicht alle europäischen Länder nutzen die Gemeinschaftswährung! Dänemark, Schweden, Großbritannien inklusive Nordirland, Island, Polen und die Schweiz haben ihre eigenen Währungen.
Bargeld – ganz ohne geht es nicht
Wie viel Bargeld Sie benötigen, hängt von Ihren Vorlieben, der Reisedauer und den erwarteten Ausgaben ab. Experten raten davon ab, die gesamte Summe für Ihren Urlaub mitzunehmen. Wird das Geld gestohlen oder geht es unterwegs verloren, bleiben Sie auf dem Verlust sitzen. Auf Flugreisen gehört Bargeld deshalb auf keinen Fall in den Koffer, im Hotel sollten Sie es möglichst im Safe einschließen. Denn weder Fluggesellschaft, Reiseveranstalter, Unterkunft noch die private Reisegepäckversicherung kommen für einen Verlust auf. Besser Sie haben nur so viel Bargeld dabei, wie Sie für zwei bis drei Tage benötigen. Für Nachschub sorgen die – allein in der EU mehr als 300 000 – Geldautomaten. Kreditkarten von Visa oder Mastercard funktionieren an fast allen dieser Maschinen überall auf der Welt. Auch viele Bankkarten können Sie im europäischen Ausland einsetzen. Karten mit dem Logo V-Pay oder Visa sind überall dort nutzbar, wo Sie auch mit einer Visa-Kreditkarte Geld abheben können. Trägt Ihre Karte das Logo Mastercard – oder falls sie etwas älter ist, Maestro –, funktioniert sie im weltweiten Netz von Mastercard.
„Wer unsicher ist, wo seine Karte akzeptiert wird, sollte sich vor der Abreise bei seiner Bank erkundigen und dabei auch nach den Gebühren fragen“, rät Elphège Tignel vom Europäischen Verbraucherzentrum (ECC) in Frankreich. Denn sowohl die heimische Bank als auch die jeweiligen Automatenbetreiber vor Ort dürfen für den Service Geld verlangen. Üblich sind 2 bis 4 Prozent des Betrages. Außerhalb der Eurozone kommen in der Regel noch Fremdwährungsgebühren dazu.
Zusätzliche Gebühren am Bankautomaten verhindern
Gut zu wissen: Teilweise kooperieren Banken über Ländergrenzen hinweg. „Kunden können dann an den Geldautomaten der Partnerbank im Ausland gebührenfrei Geld abheben“, erläutert die Expertin. Als Beispiel nennt sie die BNP Paribas, die in Deutschland mit der Deutschen Bank und in Großbritannien mit der Barclays Bank zusammenarbeitet. Auch manche Online-Banken ermöglichen ihren Kunden den kostenlosen Karteneinsatz an ausländischen Automaten. Ein Blick ins Kleingedruckte vor der Abreise lohnt also. Tipp: Greifen Sie außerhalb der Eurozone bei Kartenzahlung und am Geldautomaten stets auf die landeseigene Währung zurück. Für Eurozahlungen berechnen Händler oder Automatenbetreiber nämlich oft hohe Aufschläge für die Umrechnung.
An stark frequentierten Orten wie Bahnhöfen, Flughäfen, U-Bahn-Stationen, an beliebten Stränden oder in der Nähe bekannter Sehenswürdigkeiten schlagen private Automatenbetreiber dagegen bei den Gebühren oft kräftig zu. „Letzten Sommer habe ich, weil es schnell gehen musste, am Stuttgarter Hauptbahnhof Geld aus einem Automaten am Gleis geholt. Und fünf Euro dafür bezahlt“, berichtet Doris Kochanek, Leitende Redakteurin der deutschen Ausgabe von Reader’s Digest. „Zwei Ecken weiter hätte mich die Abhebung nichts gekostet.“ Achten Sie darum auf Preisaushänge oder die Anzeige im Display.
Zudem locken touristische Hot-spots stets Taschendiebe und Betrüger an. Es besteht also eher die Gefahr, dass Kriminelle frei zugängliche Geldautomaten manipuliert haben, um Ihre Bankdaten auszuspähen. Oder dass die Gauner sich unter einem Vorwand an Sie heranmachen, nachdem Sie eine größere Summe abgehoben haben. „Achten Sie beim Geldabheben auf Ihre Umgebung, heben Sie Bargeld lieber tagsüber ab und nutzen Sie bevorzugt Automaten in einer Bankfiliale“, empfiehlt Elphège Tignel vom ECC .
Karte – in vielen Ländern auf dem Vormarsch
Auch wenn eine Barreserve sinnvoll ist: Bargeldloses Zahlen ist in Europa auf dem Vormarsch, in Skandinavien wird bereits überwiegend ohne Scheine und Münzen bezahlt. Immer öfter werden diese nicht mehr angenommen. In Finnland oder den Niederlanden akzeptieren beispielsweise viele Geschäfte, Museen und Restaurants nur noch Karten oder mobile Zahlungen.
„Ich habe schon seit Jahren kein Bargeld mehr dabei“, berichtet Hanna Raunio, Chefredakteurin der finnischen Ausgabe von Reader’s Digest. „Ich benutze einfach überall meine Smartwatch. Das geht ganz schnell und ist sicher.“
Auch die Franzosen zücken in der Regel schon für Kleinstbeträge die Kreditkarte. „Jeden Morgen zahle ich beim Bäcker 1,15 Euro für mein Baguette und 1,20 Euro für die Lokalzeitung am Kiosk mit meiner Carte Bancaire CB“, sagt Etienne Thierry-Aymé, Journalist aus Angers. „Ich habe extra gefragt, aber es gibt kein Minimum für Kartenzahlungen.“
Mit einem größeren Schein zu bezahlen kann dagegen vielerorts schwierig werden, denn oft haben Händler nur wenig Wechselgeld in der Kasse. In der Regel zeigen Schilder an der Kasse von Geschäften, Tankstellen, Hotels, Restaurants oder Museen an, welche Zahlungsmittel akzeptiert werden. Achten Sie auf Hinweise und Symbole.
Gut zu wissen: Unternehmen, die Kartenzahlungen annehmen, müssen dafür an ihren Zahlungsdienstleister Gebühren entrichten. In der EU, aber auch in der Schweiz, Großbritannien und Norwegen dürfen sie diese nicht an private Kunden weitergeben – das sogenannte Surcharging-Verbot. Außerhalb Europas kann es dagegen passieren, dass Ihnen ein Aufpreis berechnet wird, wenn Sie mit Ihrer Kreditkarte bezahlen. Auch Firmenkreditkarten und Kreditkarten von American Express fallen nicht unter das Surcharging-Verbot. Doch egal, wohin die Reise geht: Kartenzahlung geht schnell und erspart Ihnen lästiges Hantieren mit großen Scheinen und kleinen Münzen. Zudem ist sie heute viel sicherer als noch vor Jahren.
Was tun beim Verlust oder Diebstahl Ihrer Karte?
Wer seine Karte bei Verlust, Diebstahl oder Verdacht auf Missbrauch sofort sperren lässt, haftet maximal bis zur gesetzlich festgelegten Obergrenze, in Deutschland sind das beispielsweise 50 Euro. Aufgepasst: Dies gilt nicht, wenn eine unberechtigte Abbuchung mit der PIN erfolgt ist, also der vierstelligen Geheimzahl. Vermerken Sie diese also keinesfalls auf der Karte oder in Ihrer Geldbörse! Damit Sie im Notfall umgehend reagieren können, sollten Sie die Telefonnummer Ihrer Bank oder der jeweiligen Kartengesellschaft griffbereit haben. Deutsche Bankkunden erreichen den zentralen Sperr-Notruf für alle deutschen Banken und Karten aus dem Ausland beispielsweise per Anruf unter +49 116 116 oder elektronisch über die Sperr-App 116 116.
Ob Sie – nicht nur auf Reisen – mit einer Bank- oder einer Kreditkarte zahlen, kann bei größeren Ausgaben einen erheblichen Unterschied machen. Bei einer Bankkarte wird das Girokonto sofort belastet. Bei Kreditkarten erfolgt die Abrechnung üblicherweise erst am Monatsende.
Dieser Unterschied ist wichtig, wenn Sie zum Beispiel einen Mietwagen buchen. Die Kaution – oft mehr als 1000 Euro – hinterlegen Sie in der Regel per Karte. Bei einer Bankkarte wird der Kautionsbetrag sofort blockiert. Auch wenn das Geld noch auf dem Konto ist, können Sie dann so lange nicht mehr über den Betrag verfügen, bis Sie den Wagen unversehrt wieder abgeben.
Für beide Kartenarten gilt: Prüfen Sie vor Reiseantritt das Ablaufdatum, den Kontostand und den Verfügungsrahmen. Reicht das Tageslimit nicht aus, beispielsweise um eine vierstellige Kaution zu hinterlegen oder einen längeren Hotelaufenthalt zu bezahlen, bitten Sie Ihre Bank vorab, den zulässigen Höchstbetrag für die Dauer der Reise heraufzusetzen.
Mobiles Zahlen im Überblick
Bezahlen mit dem Smartphone ist überall auf dem Vormarsch. Beliebte Apps wie TWINT in der Schweiz, MB Way in Portugal, MobilePay in Dänemark und Finnland, Bluecode in Deutschland und Österreich oder Bizum in Spanien funktionieren aber nur, wenn man in dem jeweiligen Land ein Bankkonto hat. Weltweit einsetzbar sind Apple Pay und Google Pay. Dabei handelt es sich um digitale Geldbörsen auf dem Smartphone (sogenannte Wallets), in denen verschiedene Bezahlkarten hinterlegt werden können. Zum Speichern von Reisedokumenten und Eventtickets benötigt man entsprechende Apps.
Frankreich
Selbst kleinste Beträge wie für einen Kaffee zahlen viele Franzosen inzwischen mit der Karte. Trinkgeld geben sie hingegen meist in bar, sie lassen einfach ein paar Münzen auf dem Tisch zurück. Gut zu wissen: Die meisten Autobahnen sind gebührenpflichtig. An Mautstationen wird entweder bar oder mit Kreditkarte (Mastercard, Visa) bezahlt. Auf einigen Autobahnen wie der A4 oder der A79 wird die Maut streckenweise elektronisch über Kennzeichenerfassung erhoben. Dann zahlen Sie unter Angabe des Kfz-Kennzeichens entweder online oder an Zahlungsterminals entlang der Strecke bar.
Italien
Viele Italiener halten am Bargeld fest. Im europäischen Vergleich zahlen sie überdurchschnittlich häufig noch mit Scheinen und Münzen. Als angemessenes Trinkgeld gelten im Restaurant 5 bis 10 Prozent des Rechnungsbetrages. Falls das coperto, also das Gedeck, berechnet wird, darf das Trinkgeld auch etwas kleiner ausfallen.
Gut zu wissen: In Italien ist der Einsatz von Bargeld gesetzlich auf 5000 Euro pro Zahlung begrenzt. Sollten Sie etwas Teureres
erwerben, müssen Sie die Rechnung per Karte oder Überweisung begleichen. Mehr als 50 Münzen auf einmal muss übrigens kein Händler annehmen.
Niederlande
„Sogar Straßenverkäufer und Verkäufer von Obdachlosenzeitungen akzeptieren in meinem Heimatland Kartenzahlungen. Einige Geschäfte nehmen überhaupt kein Bargeld mehr“, erklärt Paul Robert, Chefredakteur der niederländischen Ausgabe von Reader’s Digest. Ein Trinkgeld von etwa 5 Prozent ist üblich, wenn Sie mit dem Service zufrieden sind. Lassen Sie etwas Bargeld auf dem Tisch liegen oder runden Sie den Rechnungsbetrag auf, wenn Sie mit Karte bezahlen.
Gut zu wissen: Nutzen Sie öffentliche Verkehrsmittel, kaufen Sie sich am besten eine wiederaufladbare OVPay-Card. Damit können Sie Bus und Bahn fahren.Abgerechnet wird bargeldlos am Fahrtende.
Spanien
„In Supermärkten, Geschäften oder öffentlichen Einrichtungen bezahlen die meisten Menschen mit ihrer Debitkarte oder ihrem Handy“, sagt Natalia Alonso, Chefredakteurin unserer spanischen Ausgabe. „In ländlichen Gebieten oder bei kleinen Unternehmen ist Bargeld dagegen noch gebräuchlich.“ Beim
Trinkgeld gelten 5 bis 15 Prozent des Rechnungsbetrags als angemessen. Gut zu wissen: Insbesondere jüngere Spanier zahlen per Mobiltelefon. Vor
allem der Gebrauch der mobilen Bezahl-App Bizum wächst kräftig.
Großbritannien
„Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal bar bezahlt habe“, überlegt Alice Gawthrop, Juniorredakteurin der britischen Ausgabe von Reader’s Digest. „Es gibt einige kleinere Unternehmen, die immer noch Bargeld bevorzugen, aber im Allgemeinen ist es nützlicher, eine Debit- oder Kreditkarte zur Hand zu haben.“ Trinkgelder sind oft in der Gesamtrechnung enthalten, wenn Sie in ein Restaurant gehen. Gut zu wissen: Mit dem britischen Pfund Sterling kann man überall in Großbritannien bezahlen. In Schottland, Nordirland oder auf der Isle of Man herausgegebene Scheine können Sie in der Regel nur dort verwenden.
Deutschland
Sie können fast überall noch mit Bargeld zahlen. Viele Deutschen zücken die Karte erst für größere Beträge. Als Trinkgeld geben Sie etwa 10 Prozent.
Gut zu wissen: Auf Märkten, aber auch in manchen Restaurants oder an Imbissbuden werden Karten oftmals nicht akzeptiert.
Finnland
Gut 80 Prozent der Finnen zahlen im Alltag mit Karte. Manche Restaurants in Städten nehmen gar kein Bargeld mehr an. Obwohl Trinkgeld nicht erwartet wird, runden viele Restaurantbesucher die Rechnung auf. Gut zu wissen: Entgegen dem Trend akzeptieren in ländlichen Gebieten manche kleine Geschäfte und Restaurants nur Bargeld. Dies wird an der Tür oder in der Nähe der Kasse deutlich angegeben.
Portugal
„Ich bezahle fast nie mit Bargeld, sondern mit meiner Bankkarte oder mit MB Way, einer Bezahl-App auf dem Smartphone“, sagt Maria Cedete, Studentin aus Lissabon. Gut zu wissen: Waren Sie mit dem Service zufrieden, geben Sie 5 bis 10 Prozent des Rechnungsbetrags als Trinkgeld. Gern in bar auf dem Tisch lassen.