Souflaki, Genuss am Spieß aus Griechenland
Im Laufe der Jahrtausende hat das Fleischgericht von Griechenland aus die Welt erobert. Griechische Auswanderer brachten es einst mit in ihre neue Heimat.

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Ob eine Straßenecke in der Stadt, der Marktplatz in Dörfern oder ein Strand – in ganz Griechenland haben solche Orte eins gemeinsam: den Duft von brutzelndem Fleisch. Das Gericht, das in Restaurants und Imbissbuden unter dem Namen souvlatzidikos verkauft wird, ist älter als die klassischen Gebäude des Landes. Das Wort leitet sich vom Griechischen souvla ab, was Spieß bedeutet – in Athen und Südgriechenland wird das Gericht allerdings kalamaki (kleines Schilfrohr) genannt. Es ist wunderbar einfach: kleine Würfel aus Schweinefleisch, die über Nacht in Olivenöl, Oregano, Zitronensaft, Salz und Pfeffer mariniert wurden. Die Würfel steckt man auf Holzspieße und grillt sie über Holzkohle. Souflaki schmeckt direkt vom Grill oder eingewickelt in weiches Fladenbrot mit Tomate, Petersilie, Zwiebeln und der knoblauchhaltigen Joghurtsauce Tzatziki.
„Die frühesten Hinweise auf Fleischspieße finden sich in Homers epischen Gedichten Ilias und Odyssee“, sagt Mariana Kavroulaki, Autorin eines Wörterbuchs über die Geschichte und Kultur der griechischen Küche. Diese Zubereitung ist sogar noch älter als Homers Erwähnungen im 7. Jahrhundert v. Chr.: Ausgrabungen von Siedlungen aus der Bronzezeit auf der griechischen Insel Santorin haben die Geschichte des Souflaki um weitere 3600 Jahre zurückdatiert. Laut Lara Gonzalez Carretero, Dozentin für Bioarchäologie an der University of York, Großbritannien, fanden Archäologen Beweise für die Zubereitung am Spieß.
Populäres Straßengericht in Athen
In den 1960er-Jahren wurde Souflaki in Athen als Straßengericht populär, nachdem Verkäufer aus Böotien, einer Region in Mittelgriechenland, es in die Hauptstadt gebracht hatten. Das war erst der Beginn der Popularität. Im 20. Jahrhundert trugen griechische Auswanderer, die vor dem Bürgerkrieg in den 1940er-Jahren und der Militärdiktatur geflohen waren, Souflaki in die ganze Welt. Viele von ihnen ließen sich in Deutschland, den USA, Kanada und Australien nieder. Heute leben mehr als fünf Millionen Menschen griechischer Herkunft in 140 Ländern rund um die Welt. Kein Wunder, dass so viele von uns mit dem wohl berühmtesten Gericht Griechenlands vertraut sind.
Allein in New York gibt es mehr als 200 Souflaki-Lokale. In Paris ist Souflaki auf Fladenbrot als "un sandwich grec" bekannt. Obwohl Schweinefleisch als das klassische Souflaki-Fleisch gilt, ist Lamm-Souflaki in Australien, wo Schafe gezüchtet werden, sehr beliebt. Allein in Melbourne leben 400 000 Menschen mit griechischer Herkunft – mehr als in jeder anderen Stadt außerhalb Griechenlands.
Kriegen Sie auch nicht genug von Souflaki, so wie die Einwohner der Stadt Livadia in Böotien? Aus 300 Kilogramm Schweinefleisch zauberten 30 Freiwillige im Jahr 2018 ein 201 Meter langes Souflaki, das über den Marktplatz reichte, und brieten es über 150 Kilogramm Holzkohle. Das Ergebnis: ein Guinness-Weltrekord für den längsten Fleischspieß, der selbst den griechischen Göttern geschmeckt hätte.