Cool bleiben bei großer Hitze
Vielleicht gehören Sie zu den Menschen, die ihren Pullover ausziehen, während sich alle anderen über die Kälte beschweren. Möglicherweise frieren Sie aber auch, wenn andere schwitzen. Der Punkt ist: Es gibt keine Temperatur, die alle als angenehm empfinden.

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„Die Temperatur, bei der Menschen sich unwohl fühlen, ist individuell und variabel“, sagt Dr. S. Tony Wolf, Assistenzprofessor in der Abteilung für Kinesiologie an der University of Georgia, USA. Tatsächlich hängt unsere Wahrnehmung von Hitze und Kälte nicht nur von der Temperatur ab, sondern auch von Faktoren wie Luftfeuchtigkeit und Luftströmung. Darüber hinaus beeinflussen individuelle Umstände wie das Alter, Geschlecht, Körpergewicht, der Gesundheitszustand und die Medikamenteneinnahme, wie wir Temperaturen empfinden. Mit der Zeit können sich Menschen an höhere (oder niedrigere) Temperaturen gewöhnen. Diejenigen, die in Regionen mit wechselnden Jahreszeiten leben, fühlen sich am Ende des Sommers oft wohler in der Hitze als zu Beginn.
„Es gibt jedoch Menschen in heißen Klimazonen, die sich nie wirklich anpassen, weil sie nie wirklich draußen sind“, gibt Robert Kenefick zu bedenken, Professor für Biomedizin und Ernährungswissenschaften an der University of Massachusetts in Lowell, USA. „Sie bewegen sich zwischen klimatisierten Häusern, klimatisierten Autos und klimatisierten Büros.“ Ob akklimatisiert oder nicht – besonders im Sommer empfinden viele die Temperaturen als unangenehm hoch. Glücklicherweise gibt es einiges, was wir tun können, um uns trotz der Hitze wohlzufühlen:
- Trinken Sie viel Wasser! „Durch Schwitzen regulieren wir unsere Körpertemperatur“, erklärt Kenefick. „Und wenn Sie schwitzen, dehydrieren Sie durch den Schweiß. Es hilft, reines Wasser oder Flüssigkeiten mit Elektrolyten [wie Sportgetränke] zu trinken.“ Ob Sie dehydriert sind, können Sie an Ihrem Urin erkennen: Er sollte klar, hell oder strohfarben sein. Eine dunklere Farbe deutet auf Dehydration hin.
- Versuchen Sie, sich so wenig wie möglich hohen Temperaturen auszusetzen. „Gehen Sie früher oder später am Tag nach draußen, wenn es kühler ist“, rät Wolf. „Und halten Sie sich so oft wie möglich im Schatten auf.“
- Wählen Sie leichte Kleidung: dünne Stoffe, helle Farben und lockere Passformen. Letzteres sorgt für eine bessere Luftzirkulation und hält Sie kühl. Trainingskleidung aus neuen Stoffen, die Schweiß verdunsten lassen, gelten ebenso als gute Wahl.
- Halten Sie Fenster mit Jalousien, Rollos oder Vorhängen verdeckt. Denken Sie daran, wie sich ein verschlossenens Auto aufheizt, wenn es in der Sonne steht – das nennt man Treibhauseffekt. Das Gleiche kann zu Hause passieren, wenn unbedeckte Fenster Sonnenlicht und Wärme im Raum einschließen.
- Verwenden Sie Ventilatoren, um die Luft im Raum ständig in Bewegung zu halten. „Die Geräte bewegen die Luft über Ihren Körper und lassen den Schweiß verdunsten“, erläutert Kenefick.
- Halten Sie eine Sprühflasche mit kühlem Wasser griffbereit. Wenn Sie sich mit diesem benetzen und in der Nähe eines Ventilators befinden, kann Ihr Körper das Wasser verdunsten und Wärme über die Haut abgeben. Sie können auch kalt duschen oder baden. „Je mehr Körperoberfläche Sie kühlen, desto besser geht es Ihnen“, weiß Wolf.
Zu guter Letzt können Sie folgende ungewöhnlicheren Herangehensweisen ausprobieren:
Kenefick, der für die US-Armee gearbeitet hat, berichtet, dass er einmal gebeten wurde, einen Kühlmechanismus zu entwickeln, der keinen Strom verbraucht und im Feld eingesetzt werden kann. „Man wollte die Leute in Uniform kühlen, wenn sie draußen in der Hitze sind, beispielsweise während Trainingsübungen“, sagt er.
Die Lösung bestand darin, dass die Männer und Frauen ihre Hände sowie Arme bis zu den Ellbogen in kaltes Wasser tauchten. „Dieser Teil des Körpers hat viele Blutgefäße und eine große Oberfläche, sodass die Kühlung eine schnelle Möglichkeit ist, viel Wärme abzugeben.“
Sehen Sie sich einen Film an, der in einer kalten Umgebung spielt, zum Beispiel Frozen, Snowpiercer oder Doktor Schiwago. Klingt albern? Temperaturansteckung nennt sich das Phänomen, dass man selbst Kälte empfindet, wenn man jemanden sieht, der offensichtlich friert. Eine Studie ergab, dass die Temperatur der Hände von Menschen, die ein Video von Schauspielern sahen, die ihre Hände in eisiges Wasser tauchten, leicht sank. Experten bezweifeln, dass die Körpertemperatur auf diese Weise wirklich beeinflusst werden kann, aber die Kraft der Suggestion könnte zumindest eine gewisse Linderung verschaffen.