Gesundheit

Autor: Anna-Kaisa Walker

Haustiere machen gesund & glücklich

Von tierischen Familienmitgliedern profitieren Sie mehr, als Sie ahnen.
Haustiere machen gesund & glücklich

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©istockfoto.com / fotografixx

Haustiere helfen dabei, aktiv zu bleiben

Wer einen Hund hat, geht mindestens 30 Minuten am Tag mit ihm spazieren, wahrscheinlich sogar länger. Das hält fit. Eine britische Studie aus dem Jahr 2017, die in der Fachzeitschrift BMC Public Health veröffentlicht wurde, ergab: Der Spaziergang mit einem Hund bedeutet im Durchschnitt 2700 zusätzliche Schritte oder 20 Minuten mehr Bewegung pro Tag im Vergleich zu Menschen, die keinen Hund haben. Das Tempo während der Spaziergänge ist meistens moderat. Das heißt, schnell genug, um das Herz in Schwung zu bringen und sich gleichzeitig unterhalten zu können. Der britische National Health Service empfiehlt Erwachsenen 2,5 Stunden pro Woche mit dieser Mindest­intensität zu gehen. Wenn Sie 30 Minuten am Tag mit Ihrem Hund spazieren gehen, kann das Ihr Leben verlängern. 150 Minuten moderate Bewegung pro Woche verringern das Risiko von Herz­erkrankungen um bis zu 15 Prozent, zudem senken sie das Risiko von Brust-, Magen-, Nieren- und anderen Krebsarten um bis zu 20 Prozent und helfen Typ-2-Diabetes vorzubeugen und zu behandeln. Außerdem scheint mehr Bewegung auch eine gute Voraussetzung für besseren Schlaf zu sein. Laut einer Umfrage mit 6500 pensionierten Londoner Verwaltungsbeamten, die vor zehn Jahren durchgeführt wurde, gaben Hundebesitzer häufiger an, nachts schneller einschlafen zu können als die­jenigen, die keinen Hund besaßen.

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Sie können das Immunsystem stärken

Nach der Hygienehypothese aus den späten 1980er-Jahren führt übertriebene Hygiene dazu, dass wir auf harmlose Stoffe überreagieren und dadurch anfälliger für Allergien und Asthma sind. Hunde und Katzen bescheren uns mit ihren schmutzigen Pfoten, zahlreichen Hautschuppen und ihrer Vorliebe, uns abzulecken, eine mikro­bielle Vielfalt, die für unser Immunsystem von Vorteil ist. Natürlich kann man durch Haustiere auch mit gefährlichen Bakterien in Kontakt kommen. Untersuchungen zeigen jedoch, dass Kinder, die von Geburt an mit Haustieren leben, seltener an Allergien und Asthma erkranken – und je mehr Tiere es sind, desto größer ist der Schutz. Es gibt bei Erwachsenen neue Hinweise, dass Haustiere eine positive Wirkung auf die Darmflora haben können – was sowohl für die geistige als auch die körperliche Gesundheit gut ist. Forscher an der University of Arizona, USA, untersuchten, inwiefern der Austausch von Bakterien zwischen Hunden und ihren Besitzern deren Mikrobiom verändert – die Gesamtheit der Mikroorganismen im Körper – und ob sich sogar unsere Gehirnchemie verändert. Denn so könnten schwere Depressionen gelindert werden. „Wir waren fasziniert von früheren Forschungsergebnissen, wonach Hunde und Menschen die gleichen Darmbakterien aufweisen, allein dank der Tatsache, dass sie im selben Haus leben. Von seinem Hund erhält man die gleiche Menge an Darmbakterien wie von seinem Ehepartner“, erläutert Dieter Steklis, Co-Direktor der Human-Animal Interaction Re­search Initiative (Forschungsinitiative Mensch-Tier-Interaktion).

 

Das Risiko, einen tödlichen Herzinfarkt zu erleiden, sinkt

Wissenschaftler der University of Minnesota, USA, begleiteten 4000 Menschen und fanden heraus, dass Katzenbesitzer ein um 30 Prozent geringeres Risiko hatten, an einem Herzinfarkt zu sterben. Was ist der Grund für das geringere Risiko? Die Forscher stellten folgende Hypothese auf: Die angeborene Unbekümmertheit der Katzen hat eine beruhigende Wirkung. Der Umgang mit einem Haustier – ebenso wie Bewegung – baut Stress ab. Und Stress ist ein wichtiger Risikofaktor bei Herzerkrankungen. Studenten der Washington State University, USA, zeigten deutlich niedrigere Werte des Stresshormons Cortisol in ihrem Speichel, nachdem sie nur zehn Minuten lang eine Katze oder einen Hund gestreichelt hatten. Andere Studien konnten belegen, dass die Interaktion zwischen Mensch und Tier den Blutdruck senkt und das Bindungshormon Oxytocin freisetzt. Oxytocin lindert Ängste und Schmerzen und verbessert die Herz-Kreislauf-Funktion.

Chronisch Kranke profitieren von Haustieren

Tiere haben Erwartungen an ihre Besitzer. Das kann für Menschen mit chronischen Krankheiten eine große Hilfe sein. Dass Tiere sich vorteilhaft auf die Gesundheit auswirken, wurde erstmals 1860 von Florence Nightingale festgehalten: Eine Schildkröte namens Jimmy spendete verwundeten Soldaten im Krankenhaus Trost. In den 1960er-Jahren beobachtete der amerikanische Kinderpsychologe Boris Levinson, dass ein verschlossenes Kind, das mit niemandem redete, zu sprechen anfing, als Levinsons Hund Jingles im Raum war. Das war der Beginn der Therapie mit Haustieren. Heute gehören Besuche von ausgebildeten Therapietieren in Krankenhäusern und Pflegeheimen zum Standardprogramm. Haustiere können Menschen auch bei der Bewältigung langfristiger Gesundheitsprobleme helfen. Dies gilt insbesondere für chronische Schmerzpatienten. Im Jahr 2019 leitete Mary Janevic, Wissenschaftlerin an der University of Michigan, USA, eine Studie mit älteren Erwachsenen, die unter anderem an Arthritis und Rückenschmerzen litten. Durch die Haustiere verbesserte sich nicht nur deren Stimmung, sondern sie wurden auch dazu gezwungen, Routinen einzuhalten, was ihre Schmerzen auf lange Sicht linderte. Außer den tägliche Spaziergängen gehörten dazu auch das Füttern, Säubern Streicheln und Spielen. Janevic erklärt, dass im Kampf gegen chronisches Leiden die besondere Gabe der Haustiere darin bestehe, die ganze Aufmerksamkeit und Konzentration auf sich zu ziehen. „Ist man von den Schmerzen abgelenkt, nimmt man sie weniger wahr und hat folglich weniger Schmerzen“, sagt sie. Kelly Redmon, eine Therapeutin aus dem US-Bundesstaat Virginia, leidet an chronischen neuropathischen Schmerzen. Sie erzählt, dass ihr die Pflege ihrer Meerschweinchen hilft. „Wenn ich mich um meine Tiere kümmere, muss ich auch während einer Attacke präsent bleiben“, sagt sie. „Ich frage mich dann nicht ständig, ob die Schmerzen ewig anhalten werden. Wenn ich sehe, wie die Tiere in ihrem Stall herumtoben, weiß ich, dass sie glücklich sind, und das macht mich glücklich.“

Haustiere helfen, Entzündungswerte zu senken


Eine Entzündung ist die Reaktion des Körpers auf eine Verletzung oder Infektion. Damit wehrt er schädliche Bakterien oder Viren ab. Doch manchmal schaltet das Immunsystem nicht ab, wenn die Wunde oder Infektion geheilt ist. Dann kann die Entzündung chronisch werden und unbemerkt zu lebensbedrohlichen Krankheiten wie Diabetes oder der chronisch obstruktiven Lungen­erkrankung führen. In einem kleinen Vorversuch teilten Forscher der University of Wisconsin- Madison, USA, einer Gruppe von Freiwilligen im Alter von 50 bis 80 Jahren Pflegehunde eines Tierschutzvereins zu. Nach drei Monaten zeigten Blutuntersuchungen einen Rückgang der Entzündungsmarker um bis zu 30 Prozent. Zu diesen Markern zählt Interleukin-6 (IL-6), das man mit vielen Krankheiten in Verbindung bringt, darunter Diabetes, rheumatoide Arthritis, Demenz und Krebs. „Einige der Probanden berichteten, dass sie sich wohler fühlten und sich ihr soziales Verhalten verbessert hatte“, berichtet Charles Raison, Psychiater und Studienleiter. „Wir wissen nicht mit Sicherheit, ob es einen Zusammenhang zwischen dem IL-6-Wert und der psychischen Gesundheit gibt. Es könnte ein positiver Kreislauf sein. Wer einen Hund besitzt, fühlt sich wohler, wodurch die Entzündungswerte sinken, und das wiederum macht glücklich.“

Die psychische Gesundheit verbessert sich

Die 40-jährige Sharmeen Abeysinghe musste 2019 ihren Job als Erzieherin in Toronto aufgeben, weil sie an Depressionen und Burn-Out litt. „Es gab Tage, an denen vergaß ich sogar zu essen“, erzählt sie. Ihr Arzt verschrieb ihr Antidepressiva, und sie fühlte sich wieder besser. Doch dann kam die Pandemie, was zu mehr Stress führte. Glücklicherweise kauften Abeysinghe und ihr Mann eine neun Monate alte Hündin namens Suki. „Sie hat unser Leben komplett verändert“, berichtet Abeysinghe. „Ich fühle mich durch ihre Lebensfreude, ihre Energie und ihre bedingungslose Liebe so beschwingt. Ich habe sogar meinem Arzt gesagt, dass ich meine Medikamente nicht mehr brauche.“ Eine Reihe von Studien belegen, dass die Haltung von Haustieren für Menschen mit Depressionen, Angstzuständen, Schizo­phrenie und anderen langfristigen psychischen Erkrankungen von Vorteil ist. Tierhalter selbst berichten, dass ihre tierischen Freunde sie bedingungslos emotional unterstützen, ihre Selbst­akzeptanz fördern, ihnen helfen, soziale Bindungen einzugehen, und von beunruhigenden Symptomen oder Episoden ablenken. Ein Haustier kann sogar ein wertvoller Achtsamkeitstrainer sein. „Wenn ich nachts nicht schlafen kann, setze ich mich neben meinen Hasen Gus und streichle ihn“, berichtet Hina Low, eine 30-jährige Bankangestellte in Toronto, die an einer bipolaren Störung leidet. „Das ist wie Meditation für mich. Ich konzentriere mich auf sein weiches Fell, die Wärme seines Körpers – das beruhigt mich.“

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