Gesundheit

Autor: Cornelia Krappel

Mythen und Wahrheiten über Blasenentzündungen

Bei einer Blaseninfektion reagieren viele Menschen mit Scham. Das gilt insbesondere für Frauen.

Auf einen Finger hat jemand mit schwarzem Stift ein traurig blickendes Männchen gezeichnet.

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©iStockfoto.com / Mukhina1

„Jahrelang erklärte man Frauen, eine Blasenentzündung hänge von ihrer Hygiene ab. Aber so ist es nicht“, sagt Dr. Barbara W. Trautner, Ärztin am Michael E. DeBakey VA Medical Center und Professorin am Baylor College of Medicine, beide in Houston, USA. Frauen leiden sehr viel häufiger an Blaseninfektionen als Männer. Der Grund dafür liegt in der Anatomie, nicht in der Hygiene. Eine Blaseninfektion entsteht, wenn Bakterien über die Harnröhre in die Blase gelangen. Da die Harnröhre bei Frauen nicht so lang ist wie bei Männern, müssen die Bakterien einen viel kürzeren Weg zurücklegen. Zudem liegt bei Frauen die Harnröhrenöffnung näher am Anus, wo E.-coli-Bakterien, eine häufige Ursache für Blasenentzündungen, vorkommen.
Ein weiterer möglicher Irrglaube ist, dass eine Blasenentzündung bei Senioren zum Delirium führt. Laut Dr. Trautner gibt es dafür keine Beweise. Eine Ursache kann Fieber sein, das manchmal bei einer Blasenentzündung auftritt, meist ist ein Delirium aber auf eine zugrundeliegende Gehirnerkrankung, die Einnahme mehrerer Medikamente, unbehandelte Schmerzen oder Organversagen zurückzuführen. Zu beachten sei laut Dr. Trautner, dass bei älteren Menschen oft Bakterien im Urin vorhanden seien, ohne Schaden anzurichten – ein Zustand, der als asymptomatische Bakteriurie bezeichnet wird und üblicherweise keine Behandlung erfordere.
Blasenentzündungen häufen sich jedoch im Alter, sowohl bei Männern als auch bei Frauen. Bei Frauen sinkt nach den Wechseljahren der Östrogenspiegel. Dadurch sind in der Vagina weniger schützende Bakterien vorhanden, die schädliche Bakterien in Schach halten können. Bei Männern über 50 Jahren vergrößert sich die Prostata, was dazu führen kann, dass Urin in der Blase verbleibt. Überdies ist bei älteren Menschen die Wahrscheinlichkeit höher, dass Risikofaktoren für Blasenentzündungen hinzukommen. Dazu zählen Nierensteine, die Benutzung eines Katheters und ein unterdrücktes Immunsystem, etwa durch Krankheiten wie Diabetes.

Das sind die Symptome

Typische Symptome für eine Blasenentzündung, und damit einer Infektion der unteren Harnwege sind: Harndrang, ein brennendes Gefühl beim Harnlassen, Blut im Urin oder Schmerzen im Beckenbereich. Sind die oberen Harnwege betroffen, treten Rücken- und Seitenschmerzen, hohes Fieber, Übelkeit, Erbrechen sowie Schüttelfrost auf. Zur Behandlung werden Antibiotika empfohlen. Allerdings besteht ein hohes Rückfallrisiko, vor allem bei Frauen. Dr. Larissa Grigoryan, Assistenzprofessorin für Familien- und Gemeinschaftsmedizin am Baylor College erklärt: „In manchen Fällen liegt das an der zunehmenden Antibiotikaresistenz.“ Der behandelnde Arzt müsse dann ein anderes Antibiotikum verschreiben.

 

So können Sie vorbeugen

Cranberry-Saft gilt seit Langem als ein Mittel, das Blasenentzündungen heilen oder sogar verhindern kann. Einige Untersuchungen bestätigen, dass ein Inhaltsstoff der Beeren das Anhaften der Bakterien an der Blasenwand verhindert, größere Studien konnten die Wirksamkeit allerdings nicht bestätigen. Ob der Saft nun hilft oder nicht – reichlich alkoholfreie Flüssigkeit zu sich zu nehmen, ist eine gute Präventionsstrategie.
Eine 2018 in der Fachzeitschrift JAMA veröffentlichte Studie zeigte, dass Frauen, die ihre tägliche Flüssigkeitsaufnahme um 1,5 Liter erhöhten, ein geringeres Risiko hatten, sich eine Blasenentzündung zuzuziehen. Die beste Präventionsstrategie ist daher: häufiges Wassertrinken und regelmäßige Entleerung der Blase.