Gesundheit

Autor: Reader's Digest Book

Studie: Ekel kurbelt das Immunsystem an

Gammelfleisch, die tropfende Nase des Gegenübers oder ein verwesender Tierkadaver – alles, was ekelt, scheint eine physiologische Immunantwort (PIA) auszulösen. 

Eine junge Frau verzieht angeekelt das Gesicht

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©iStockphoto.com / drbimages

Das hat zumindest eine deutsche Forschungsgruppe der Universität Hamburg anhand von Ekelvideos nachgewiesen. Im Menschen ist ein Mechanismus angelegt, der Ekel hervorruft, wenn ein Anblick mit einem Krankheitsgeschehen in Verbindung gebracht werden kann: Dieser als Behavioral Inhibition System (BIS) bezeichnete Mechanismus dient dazu, eine gesundheitsfördernde Distanz zu schaffen. Frühere Studien wiesen bereits auf mögliche Wechselwirkungen zwischen BIS und PIA hin. Die Hamburger Biologin Judith Keller wollte nun herausfinden, ob und wie das BIS auch das PIA aktiviert.

Dazu zeigten sie und ihr Team insgesamt 116 Versuchspersonen unappetitliche Videos. Nach jedem Film wurde den Testpersonen Speichel abgenommen und darin die Konzentration des sekretorischen Immunglobulins A (sIgA) bestimmt: Beim Anblick von niesenden Menschen, die sich nicht die Hand vor den Mund hielten, stieg der sIgA-Wert um 83 %, bei Grippekranken um 101 %, bei Kakerlaken, verdorbenen Lebensmitteln oder Tierkadavern um 45 %. Das vierte Video, das als Kontrolle diente, zeigte Landschaftsaufnahmen und führte zu keinem Anstieg der Antikörper.

Die Studie lieferte klare Hinweise darauf, dass allein die Vorstellung einer möglichen Infektion durch einen Erreger ausreicht, um eine Reaktion in Form einer PIA auszulösen. Dementsprechend wurde die stärkste Immunreaktion beim Anblick von ansteckenden Virusinfektionen beobachtet. Offenbar ist das Immunsystem proaktiv und nicht nur reaktiv, „denn es reagiert auch, bevor der Erreger in den Körper eindringt“, so Keller.