Gesundheit

Autor: Lauren Gray

Studie: Viel Sitzen macht uns krank

Viele von uns verbringen einen großen Teil ihres Tages im Sitzen. Das macht uns auf Dauer krank. Was Sie dagegen tun können. 

Ein mann sitzt an seinem Schreibtisch und dehnt seine Schultern. Man  blickt von hinten auf seinen Rücken.

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©iStockphoto.com / AndreyPopov

In einer kürzlich in JAMA Network Open veröffentlichten Studie fanden Forschende der Taipei Medical University in Taiwan heraus, dass Menschen, die überwiegend acht Stunden oder mehr am Arbeitsplatz saßen, ein deutlich höheres Risiko hatten, früher zu sterben. Dafür beobachteten sie 481.688 Per­sonen, die zu Beginn der Studie durchschnittlich 39 Jahre alt waren, über einen Zeitraum von 13 Jahren. Währenddessen wurden 26.257 Todesfälle aus verschiedenen Gründen verzeichnet. „Personen, die überwiegend sitzend arbeiteten, hatten ein höheres Sterberisiko (16 Prozent) sowie ein höheres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen (34 Prozent) im Vergleich zu denen, die bei der Arbeit nicht überwiegend saßen“, so die Mitarbeitenden der Studie.

Tatsächlich hat die Wissenschaft einen Zusammenhang zwischen langem Sitzen und einem erhöhten Risiko für 35 verschiedene gesundheitliche Beeinträchtigungen hergestellt, darunter Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Osteoporose, Gewichtszunahme, tiefe Venenthrombose, metabolisches Syndrom, mehrere Krebsarten und sogar Depressionen sowie Demenz. Sitzen wird zudem mit einer Reihe nicht-lebensbedrohlicher Erkrankungen in Verbindung gebracht, darunter Muskel- und Gelenkschmerzen, Beschwerden im unteren Rücken und Kniesteifigkeit. Dies veranlasst viele Ärztinnen und Ärzte zu der Aussage, Sitzen sei das neue Rauchen.

Den Auswirkungen des vielen Sitzens entgegenwirken

Viele Menschen können ihre sitzenden Tätigkeiten am Schreibtisch, am Lenkrad oder an ihrem Arbeitsplatz in der Fabrik nicht einfach beenden und aufstehen. Zum Glück gibt es aber Möglichkeiten, einigen der daraus resultierenden negativen Auswirkungen entgegenzuwirken. Zunächst einmal ist wichtig, dass Sie die Zeit, in der Sie nicht sitzen, für mehr sportliche Betätigung nutzen. Einige Expertinnen und Experten sind der Meinung, die empfohlene Mindestmenge an Bewegung reiche nicht aus, um die Auswirkungen des ganztägigen Sitzens auszugleichen. Die US-amerikanischen Zentren für Krankheitskontrolle und -prävention raten zu mindestens 150 Minuten mäßig-intensiven aeroben Trainings pro Woche (etwa Laufen, Schwimmen, Radfahren). 

Dies setzt jedoch voraus, dass man den ganzen Tag über auch kleinere Bewegungen auf andere Weise ausübt. In der besagten taiwanesischen Studie fanden die Forschenden heraus, dass bereits 15 bis 30 Minuten zusätzliche körperliche Betätigung pro Tag die erhöhten Gesundheitsrisiken verringerten. Dadurch hatten diejenigen, die am Arbeitsplatz hauptsächlich sitzen, die gleichen Gesundheitsrisiken wie Menschen, die weniger saßen. 
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler schlagen vor, Hilfsmittel zu nutzen, um das tägliche Bewegen nicht zu vergessen. Eine App oder ein trag­bares Gerät wie eine Fitnessuhr könnten Menschen zum Beispiel regelmäßig daran erinnern, aufzustehen oder andere Bewegungen auszuführen. Zudem gebe es Optionen, „die sitzende Zeit beim Job effektiv zu reduzieren, ohne die Leistung zu beeinträchtigen“. Dazu zählen Stehtische sowie das Einrichten von Arbeitsplätzen, die Aktivität zulassen (zum Beispiel die Verwendung von ergonomischen Stühlen mit Bällen).

Zusätzlich zum Sport reduzieren 15 bis 30 aktive Minuten pro Tag die Gesundheitsrisiken

Weitere Strategien können darin bestehen, zu Hause ein Sportgerät vor dem Fernseher zu nutzen, in der Mittagspause eine Runde zu drehen, und sich mit Freunden oder Kolleginnen zum Spazierengehen zu verabreden, anstatt sich in einem Café oder an einem Konferenztisch zu treffen.
Derzeit sind Arbeitsplätze, an denen man größtenteils sitzt, gängig, obwohl die gesundheitsschädliche Wirkung bereits bekannt ist. Doch Forschende hoffen, dass sich das bald ändert und dass die vorgeschlagenen Veränderungen zum Umdenken beitragen. Vielleicht wird die Vorstellung, vollständig im Sitzen zu arbeiten, eines Tages nicht mehr als normal hingenommen, und etwas, das einmal als akzeptabel galt – wie einst das Rauchen –, als großes Gesundheitsrisiko erkannt.