Was gegen Zähneknirschen hilft
Wer mit den Zähnen knirscht oder sie zusammenpresst, sollte unbedingt sein Gebiss schützen!

©
Dass mein Zahnarzt mir vorschlug, nachts eine Kunststoffschiene zu tragen, überraschte mich nicht. Ich hatte beim Aufwachen Kopf- und Kieferschmerzen, die auf Zähneknirschen und -pressen, den sogenannten Bruxismus, zurückzuführen waren. Ich wusste, dass mein Kiefer stark verspannt war, aber ich nahm morgens einfach eine Ibuprofen-Tablette und machte weiter. Als mein Zahnarzt jedoch feststellte, dass mein Zahnfleisch zurückging, weil es sich durch das Zähneknirschen und -zusammenpressen entzündet hatte, wurde mir klar, wie viel Schaden diese Angewohnheit anrichtet.
Weit verbreitetes Problem
Bruxismus ist weitverbreitet, insbesondere Schlafbruxismus. Experten haben in den letzten Jahren einen Anstieg von Patienten mit Zahn- und Zahnfleischschäden durch Zähneknirschen und -pressen festgestellt, vor allem während der belastenden Lockdowns im Lauf der Coronapandemie.
„Wenn man wirklich gestresst ist, kann es sein, dass die Kaumuskeln stark angespannt sind“, erklärt die Zahnärztin Dr. Pujaa Patel. „Da alles im Kopf- und Nackenbereich miteinander verbunden ist, kommen Patienten mit Spannungskopfschmerzen, Kiefer-, Ohren- und Schulterschmerzen zu uns.“ Unabhängig davon, ob Bruxismus im Wachzustand oder im Schlaf auftritt, merken die meisten Menschen nicht, dass sie mit den Zähnen knirschen, bis die ersten Symptome auftreten. Dann ist es wichtig, einen Experten aufzusuchen, um die Ursache zu ermitteln. Der häufigste Faktor ist Stress. Bruxismus kann aber auch ein Symptom für eine Grunderkrankung oder eine Schlafstörung sein, erklärt die Kinderzahnärztin Dr. Mirissa Price. In diesen Fällen kann Bruxismus oft durch die Behandlung der zugrunde liegenden Ursache behoben werden.
Eine Schiene kann helfen
Die Bewegung, die der Kiefer beim Pressen und Knirschen ausführt, ist ähnlich wie beim Kauen, aber die Kraft ist bis zu zehnmal größer. Das entspricht einem Druck von etwa 17 Kilogramm pro Quadratzentimeter. Mit der Zeit führt dies zu rissigen Zähnen oder abgenutzten Backenzähnen. Ständiges Knirschen schwächt auch das Band, das den Zahn an seinem Platz hält, was zu dessen Verlust führen kann.
Bei stressbedingtem Bruxismus empfiehlt Dr. Patel Entspannungstechniken wie Meditation oder Yoga. „Einige Patienten haben auch Erfolg mit kognitiven Verhaltenstherapien, um ihren Stress zu bewältigen und anders damit umzugehen“, erzählt Dr. Price. Bei Bruxismus, der tagsüber auftritt, schlägt sie vor, in stressigen Situationen Kaugummi zu kauen, um den Knirsch-Impuls zu unterdrücken, oder ein Gummiband am Handgelenk zu tragen und hin und wieder daran zu ziehen, als Erinnerung, den Kiefer zu entspannen.
Wenn Sie im Schlaf mit den Zähnen knirschen, kann Ihr Zahnarzt einen Abdruck Ihrer Zähne nehmen und eine individuelle Kunststoffschiene erstellen lassen. „Der Schutz nimmt den Druck von den Zähnen“, erklärt Patel. Da er verhindert, dass Ihr Kiefer vollständig zusammenpresst, reduziert er die Aktivität des Kaumuskels und hilft ihm, sich zu entspannen. Dr. Price warnt davor, sich für ein rezeptfreies Produkt zu entscheiden. „Wenn man einen Mundschutz kauft, der nicht richtig passt, kann man das Problem sogar noch verschlimmern“, sagt sie.
Lähmung des Kaumuskels
Bei einer anderen Behandlungsmethode wird Botulinumtoxin (z. B. Botox) in den Kaumuskel auf beiden Seiten des Kiefers injiziert, wodurch die Nervensignale vorübergehend blockiert werden und der Muskel im Wesentlichen gelähmt wird. An der Injektionsstelle kann es zu Blutergüssen kommen, aber die Behandlung ist sicher und einfach, und das Ergebnis ist bereits nach zwei bis sechs Wochen zu spüren. Die Behandlung lindert auch Spannungskopfschmerzen sowie Schulter- und Nackenschmerzen. Die Patienten erhalten die Injektionen ungefähr alle vier bis sechs Monate, und mit der Zeit, wenn sich die Muskeln entspannen, können die Abstände zwischen den Behandlungen verlängert werden. „Es ist eine gute Option für Menschen, die fast ausschließlich im Wachzustand unter Bruxismus leiden“, so Dr. Price, „da eine Kunststoffschiene nicht dafür gedacht ist, beim Sprechen und Essen getragen zu werden.“
Unterdessen arbeiten Forscher der Nottingham Trent University in Großbritannien an einem intelligenten Stirnband, das dem Träger beibringt, den Knirsch-Impuls zu kontrollieren. Das Gerät, das nachts getragen wird, entspannt durch sanfte Vibrationen die verkrampften Kiefermuskeln, während es gleichzeitig eine unterbewusste Wahrnehmung für die Angewohnheit schafft. Ein Prototyp befindet sich in der Entwicklung.