Gesundheit

Autor: Jancee Dunn

Wie Sie Medikamente richtig lagern, einnehmen und entsorgen

Unsere Tipps dazu, wie und wo Sie Medikamente am besten lagern sollten, ohne dass sie ihre Wirkung verlieren oder in die Hände von Kindern gelangen können. 

Ein Erste-Hilfe-Kasten-steht auf einem Sofa. Eine Frau sitzt daneben und hält Tabletten-Blister in beiden Händen.

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©iStockphoto.com / Kostikova

Kürzlich besuchte ich meine Eltern. Auf der Suche nach Knabbereien durchstöberte ich ihre Küchenschränke und stieß dabei auf Arzneimittel, die sie in einem Schrank neben dem Backofen aufbewahrten. „Das ist kein guter Ort für deine Medikamente“, klärte ich meinen Vater auf. „Du kochst viel, und da wird es heiß.“ „Das macht bestimmt nichts“, gab mein Vater zurück. Dann sah er mich misstrauisch an und meinte: „Jetzt fragst du sicher wieder irgendwelche Experten, stimmt’s?“ „Sag deinen Eltern, dass es keine gute Idee ist“, riet Myriam Shaw Ojeda, Assistenzprofessorin für pharmazeutische Praxis und Wissenschaft am College of Pharmacy der Ohio State University, USA. „Die Aufbewahrung von Medikamenten in der Nähe einer Wärmequelle kann deren Wirksamkeit beeinträchtigen.“ 
Meine Eltern sind nicht die einzigen, die den einen Aufbewahrungsort für ebenso gut wie jeden anderen halten. Laut einer Studie der US-amerika-nischen University of Minnesota verstauen mehr als 75 Prozent der Teilnehmenden ihre Medikamente nicht richtig. Unsachgemäße Lagerung ist nur einer von vielen möglichen Fehlern im Umgang mit Arzneimitteln. 
Erfahren Sie hier, was Sie darüber hinaus beachten sollten. 

Medikamente gehören nicht in den Badezimmerschrank 

„Genauso wie Arzneimittel nichts in der Nähe eines Herds zu suchen haben, ist es auch keine gute Idee, sie in einem Badezimmerschrank aufzubewahren“, so Mary Bridgeman, klinische Professorin an der Ernest Mario School of Pharmacy der Rutgers University, USA. Der Begriff „Medizinschrank“ ist ihrer Meinung nach völlig irreführend. „Der Dampf im Badezimmer kann die Beschichtung von Medikamenten angreifen, und bei Hitze zersetzen sich die Wirkstoffe“, erläutert Eric MacLaughlin, Vorsitzender der Abteilung für pharmazeutische Praxis am Texas Tech University Health Sciences Center, USA. 
Die Küche könne ein guter Ort sein, solange die Medikamente kühl und trocken platziert und keinen Temperaturschwankungen ausgesetzt sind. Außerdem sollten Medikamente außerhalb der Reichweite von Kindern und Haustieren deponiert werden. 
Viele oral einzunehmende Arzneimittel sollten bei Temperaturen zwischen 20 und 25 Grad aufbewahrt werden, so die United States Pharmacopeia, eine unabhängige gemein­nützige Organisation, die Qualitätsstandards für Medikamente festlegt. MacLaughlin empfiehlt, sich in der Packungsbeilage des Produkts über die richtige Aufbewahrung zu in­-formieren. 

Die richtige Einnahme ist entscheidend für die Wirksamkeit 

Sie glauben vielleicht zu wissen, wie man eine Tablette schluckt oder einen Insulin-Pen benutzt. Doch Untersuchungen in den USA haben ergeben, dass die Hälfte der verschreibungspflichtigen Medikamente unsachgemäß eingenommen wird: Patientinnen und Patienten lassen eine Tablette aus, nehmen die Mittel zur falschen Zeit ein oder brechen die Einnahme ohne ärztliche Rücksprache ab. 
„Wir gehen aus der Apotheke und denken, wir kommen schon damit zurecht“, sagt Shaw Ojeda. „Das ist menschlich.“ Sie rät jedoch, sich nicht nur nach den Nebenwirkungen zu erkundigen, sondern auch den Beipackzettel durchzugehen und in Erfahrung zu bringen, was zu tun ist, wenn man eine Dosis vergisst. 
Wenn Sie unsicher sind, wie Sie zum Beispiel einen Insulin-Pen anwenden oder eine Lösung spritzen, bitten Sie den Apotheker, es Ihnen zu zeigen. Andernfalls, so Ojeda, injizieren manche Patienten ihre Medikamente in die falsche Körperstelle, führen ein Zäpfchen mit der Folie ein oder verwenden einen Inhalator zu oft. „Und wenn Sie Tabletten zerkleinern, weil Sie Probleme beim Schlucken haben, sollten Sie Ihren Apotheker darüber informieren“, fügt MacLaughlin hinzu. In einigen Medikamenten werden Wirkstoffe durch eine bestimmte Beschichtung oder einen anderen Mechanismus verlangsamt freigesetzt. Wenn Sie die Tabletten zerkleinern, „erhalten Sie praktisch die gesamte Dosis auf einmal“, erklärt er.

Den Überblick Behalten 

„Gehen Sie Ihre Medikamente regelmäßig durch, um sicherzustellen, dass Sie alle auch wirklich noch brauchen und sie Ihren aktuellen Bedürfnissen entsprechen“, empfiehlt Bridgeman. Nehmen Sie dauerhaft (ab 28 Tagen) mindestens drei verschreibunspflichtige Arzneimittel zu sich, die in Ihre Blutbahn gelangen? Dann haben Sie Anspruch auf einen bundeseinheit­lichen Medikationsplan (BMP), den es auch elektronisch gibt. Darin werden all Ihre Arzneimittel übersichtlich mit Dosierungs- und Einnahmehinweisen dokumentiert. Darunter fällt auch die Selbstmedikation. 
Sofern Sie noch nicht über einen BMP verfügen, sprechen Sie Ihre Hausärztin oder Ihren Hausarzt darauf an. Diese erstellen den BMP in aller Regel und aktualisieren ihn. Informieren Sie sie  auch über sämtliche Nahrungsergänzungsmittel, die Sie konsumieren. Deren Einnahme sowie der Zeitpunkt dieser könnten die Wirksamkeit der Arzneimittel beeinflussen. 
In Österreich können diese Informationen mit der elektronischen Gesundheitsakte (ELGA) über die Funktion e-Medikation gespeichert werden. Ziel ist es, alle verschreibungspflichtigen sowie wechselwirkungsrelevante rezeptfreie Arzneimittel  auf der e-card für 18 Monate zu speichern. So kann das medizinische Fachpersonal sehen, was bisher verordnet wurde.
 
Einen guten Preis finden 

„Mit einer einfachen Frage sparen Sie möglicherweise Geld: Erkundigen Sie sich bei Ihrer Apothekerin oder Ihrem Apotheker, ob es ein Generikum gibt“, schlägt MacLaughlin vor. Dabei handelt es sich um ein günstigeres Präparat (unter anderem Namen) mit derselben Wirkstoffzusammensetzung wie die des gewünschten Medikaments. Erkundigen Sie sich auch, ob es eine Rabattaktion gibt. „Manchmal haben Hersteller auch Gutscheine, die die Apotheke anrechnen kann.“ 

Arznei richtig entsorgen 

„Es mag bequem sein, unbenutzte oder abgelaufene Medikamente einfach die Toilette hinunterzuspülen, aber sie könnten in unsere Wasserversorgung gelangen“, warnt MacLaughlin. Kläranlagen sind nicht dafür ausgelegt, sie herauszufiltern, so die Umweltschutzbehörde. Daher sollten wir Medikamente verantwortungsbewusst entsorgen. In Deutschland gibt es regionale Unterschiede bei den Entsorgungsweisen für unverbrauchte Medikamente. Hilfreiche Informationen zu Ihrer Region finden Sie im Internet unter arzneimittelentsorgung.de/
Gängige Wege sind die Abgabe bei Schadstoffmobilen oder -sammelstellen, bei Apotheken oder auch die Entsorgung über die Restmülltonne. Sofern Letzteres in Ihrer Region für das entsprechende Medikament erlaubt ist, werfen Sie es nicht einfach hinein. Um Dritte (etwa Kinder) nicht zu gefährden, mischen Sie es unzerkleinert mit etwas Ungenieß­barem wie Kaffeesatz oder dem Staubsaugerbeutelinhalt. Füllen Sie die Mischung in eine Tüte und verschließen diese. Machen Sie gegebenenfalls alle persönlichen Daten auf dem Etikett unkenntlich. 
In Österreich bieten Apotheken kostenlos die Rücknahme alter Medikamente an.

Ich erzählte meinen Eltern, dass Pro­fessor Shaw Ojeda empfehle, Medikamente woanders zu lagern. Sie entschieden sich für die Vorratskammer neben den Suppendosen. Bei meinem nächsten Besuch machte ich sie darauf aufmerksam, dass das Haltbarkeitsdatum der Minestrone abgelaufen war. Mein Vater seufzte. „Ruf jetzt bitte nicht die Experten an.“