Haus und Garten

Autor: Lisa Fields

Kohlenmonoxid-Melder: kleine Lebensretter

Kohlenmonoxid-Melder warnen vor einer unsichtbaren, oft unterschätzten Gefahr.

 

Kohlenmonoxid-Melder vor einem Behälter mit Holzscheiten

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©istockfoto.com / Karl-Hendrik Tittel

Ende 2019 bereitete ich abends das Essen für Gäste zu, als ich plötzlich einen Schwächeanfall erlitt. Außerdem bekam ich starke  Kopfschmerzen, was bei mir eigentlich selten vorkommt. Ich schob es auf den Stress, denn ich hatte erst spät mit dem Kochen angefangen und die Gäste würden bald da sein. Als dann unser Kohlenmonoxid-Melder laut piepste, wurde mir bewusst, dass mein Zustand durch die gefährlichen Gase verursacht wurde, die aus dem übervollen Ofen kamen. 

Die herbeigerufenen Sanitäter stellten fest, dass ich Kohlenstoffmonoxid (CO, meist Kohlenmonoxid genannt) im Körper hatte. Sie behielten mich etwa eine Stunde lang unter Beobachtung, bis die Werte gesunken waren. Außerdem maß die Feuerwehr die Gaskonzentration in unserem Haus und lüftete, bis kein Gas mehr festzustellen war. Erschreckend: In den Schlafräumen im Obergeschoss war der Kohlenmonoxid-Wert fast doppelt so hoch wie in der Küche. Zum Glück hatten sich die Kinder bei geschlossener Tür in einem anderen Zimmer aufgehalten, als das Gas austrat. Kohlenmonoxid ist unsichtbar und geruchlos. Hätten wir keinen Melder gehabt und wären ahnungslos schlafen gegangen, wären wir vielleicht nie wieder aufgewacht.

Unterschätzte Gefahr

Eine Kohlenmonoxid-Vergiftung ist ein ernstes, wenig beachtetes und vermeidbares Problem. Jedes Jahr sterben daran in Europa rund 350 Menschen, wie die Fachzeitschrift Indoor Air berichtet. Und mindestens 340 Europäer landen jährlich im Krankenhaus, weil sie Kohlenmonoxid ausgesetzt waren. „Die Zahlen sind niedrige Schätzwerte,“ sagt Sarah Jones, Beraterin für öffentliche Gesundheit des britischen Gesundheitsdienstes NHS in Wales. Da das Gas mit menschlichen Sinnen nicht wahrnehmbar ist, wissen manche Betroffenen gar nicht, warum es ihnen schlecht geht. Deshalb ist ihnen auch nicht klar, dass sie sich dringend behandeln lassen sollten. Außerdem sind die Symptome einer Kohlenmonoxid-Vergiftung nicht eindeutig, denn sie können auf verschiedene Erkrankungen hindeuten. Laut Dr. Kurt Anseeuw, Chef der toxikologischen Abteilung der europäischen Gesellschaft für Notfallmedizin in Antwerpen, merken viele Menschen überhaupt nicht, dass sie ein akutes Problem haben.

„Möglicherweise ist ihnen schwindlig, übel oder sie müssen sich übergeben“, sagt Dr. Anseeuw. „Oder sie glauben, sie brüten eine Grippe aus. Ihr Zustand kann sich aber sehr schnell verschlechtern und sie könnten das Bewusstsein verlieren.“ Häufige Ursachen von Kohlenmonoxid-Vergiftungen sind defekte Gasthermen, Heizungen oder Öfen, in Innenräumen (auch in Zelten und Wohnmobilen) verwendete Gasgrills sowie Autoabgase, die aus angrenzenden Garagen in Wohnräume eindringen könnten. In meinem Fall kam das Kohlenmonoxid aus meinem Gasherd: Ich hatte den Backofen viel zu voll bestückt, dadurch schloss die Ofentür nicht richtig.

Keine gesetzliche Pflicht

Kohlenmonoxid-Melder (CO-Melder) sind nicht teuer – sie kosten rund 30 Euro. Doch vielleicht wissen Sie ja gar nicht, dass Sie einen haben sollten. Das kommt daher, dass viele Länder solche Geräte nur in Gewerbeimmobilien vorschreiben, nicht in Wohnungen. In Europa gibt es weniger Vorschriften für CO-Melder als in den USA oder Kanada. „Es gibt nach wie vor Länder, in denen noch nicht einmal Rauchmelder angebracht werden müssen, von Kohlenmonoxid-Detektoren ganz zu schweigen“, erklärt Finian Joyce, Sekretär der Föderation der Feuerwehrverbände der Europäischen Union (FEU).

In Kanada sind Kohlenmonoxidwarner in Wohngebäuden Pflicht. In den USA verlangen 46 von 50 Bundesstaaten im Wohnbereich CO-Melder, wobei sich die Regelungen unterscheiden. Manche Bundesstaaten schreiben für alle Wohnungen Melder vor, andere nur für Neubauten.

In Europa haben erst wenige Länder ähnliche Regelungen eingeführt. In den Niederlanden sind seit 2003 in Neubauten Melder vorgeschrieben, ab nächstem Jahr in allen Gebäuden. In Irland, Schottland, England und Nordirland müssen laut Bauvorschriften in Neubauten und beim Einbau von Gasgeräten Warnmelder installiert werden. Keine Vorschriften für Kohlenmonoxid-Melder in Wohnimmobilien gibt es unter anderem in Deutschland, der Schweiz, Österreich und Frankreich. Ungarn schreibt nur für gewerbliche Räume CO-Warngeräte vor, Estland arbeitet an Vorschriften, die Melder in allen Bauten mit Gasgeräten verlangen.

Mangelndes Bewusstsein dafür, wie wichtig CO-Melder sein können, und Unsicherheit darüber, wer die Vorschriften erlassen sollte – gehören sie ins Baurecht, in den Brandschutz oder ins öffentliche Recht? – halten womöglich weitere Länder davon ab, solche Sicherheitsvorkehrungen verbindlich vorzugeben.

„Das Baugewerbe wehrt sich gegen weitere Vorschriften, wenn sich diese auf Anlagen beziehen, die nicht zum Gebäude gehören“, sagt Wim Rogmans, Mitgründer von EuroSafe, dem europäischen Verband zur Prävention von Verletzungen und zur Förderung der Sicherheit mit Sitz in Amsterdam. „Da heißt es dann schnell, die Bewohner seien selbst dafür verantwortlich, dass ihre Kohlenmonoxid erzeugenden Geräte richtig funktionieren.”

Sich und andere schützen

Weil sich so viele Menschen dieser potenziellen Gefahr gar nicht bewusst sind, bleibt der öffentliche Aufschrei über die Bedeutung von CO-Meldern aus. „Damit der Gesetzgeber aktiv wird, muss eine gewisse Anzahl von Menschen das Problem für sich als solches erkannt haben und darüber reden“, sagt Sarah Jones. „Das würde vermutlich helfen. Natürlich steht es aber jedem frei, sich selbst zu dieser Veränderung zu verpflichten.” Doch die Informationskampagnen über Kohlenmonoxid erregen das Interesse mancher Europa-Parlamentarier. Vielleicht führt das endlich zu einem Gesetz. Finian Joyce, der auch Mitglied des in den Niederlanden angesiedelten europäischen Brandschutzverbands ist, berichtet von runden Tischen mit Mitgliedern des Europäischen Parlaments und Vertretern von Herstellern. „In den nächsten zehn Jahren werden wir erleben, dass dem Einbau von Kohlenmonoxid-Meldern mehr Bedeutung beigemessen wird“, sagt Joyce. Um ruhiger zu schlafen, sollten Sie aber jetzt schon daran denken, ein wenig Geld für einen CO-Melder in die Hand zu nehmen. Das könnte Sie und Ihre Lieben vor einem geruchlosen, lautlosen Killer retten, den Sie sonst vielleicht nicht bemerken – so wie meine Familie.

Darauf sollten Sie bei Kauf  &  Montage achten

CO-Melder erhalten Sie in Elektrofachgeschäften, Baumärkten oder Onlineshops. Prüfen Sie, ob der Melder ein CE-, GS- oder TÜV-Prüfzeichen trägt und damit der Europäischen Norm 50291 entspricht. Achten Sie auf eine lange Lebensdauer der Batterien. Es empfiehlt sich, in jedem Raum, in dem sich ein Gasgerät oder ein Kaminofen befindet, einen CO-Melder anzubringen. Befestigen Sie das Gerät am besten in etwa 1,5 Meter Höhe an der Wand und sorgen Sie dafür, dass er nicht von Möbeln oder Vorhängen verdeckt wird. Die Hersteller raten zu regelmäßigen Funktionstests des Sensors, dafür befindet sich meist eine entsprechende Taste am CO-Melder.