Körper und Psyche

Autor: Melissa Greer

Sind Sie wetterfühlig?

Das Wetter kann tatsächlich Körper und Psyche beeinflussen.

Eine rothaarige junge Frau unter einer Regenwolke

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©istockfoto.com / Prostock-Studio

An dem alten Glauben, schmerzende Gelenke seien ein Anzeichen dafür, dass schlechtes Wetter bevorstehe, könnte etwas dran sein. Untersuchungen belegen einen Zusammenhang zwischen Schmerzen und Wetterveränderungen, insbesondere bei Menschen mit chronischen Erkrankungen wie Arthritis. „Manche Menschen, die an Arthritis leiden sagen, dass sie das Wetter vorhersagen können oder dass das Wetter ihr Schmerzempfinden beeinflusst“, so Siân Bevan, wissenschaftlicher Leiter der Arthritis Society Canada. In einer britischen Studie aus dem Jahr 2019 wurden die täglichen Schmerzprotokolle von 13.000 Patienten mit Arthritis, Fibromyalgie, Migräne und neuropathischen Schmerzen analysiert. Forscher fanden einen Zusammenhang zwischen Schmerzen und relativer Luftfeuchtigkeit, Luftdruck und Windgeschwindigkeit. An stürmischen Tagen hatten die Probanden eher Schmerzen als bei trockenen und ruhigen Wetterbedingungen.

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Noch ist unklar, warum Wetterveränderungen die Schmerzintensität nur bei manchen Menschen beeinflussen. „Jeder Mensch empfindet Schmerzen anders“, erklärt Bevan. „Viele Faktoren können die Schmerztoleranz beeinflussen, darunter Schlaf, Stress und Depressionen.“ Eine gängige Theorie besagt, dass der Luftdruckabfall, der in der Regel einem Sturm vorausgeht, eine Druckveränderung in den Gelenken verursacht, die wiederum zu Schmerzen führt. Man geht davon aus, dass sich unser Gewebe bei abnehmendem Luftdruck leicht ausdehnt, was die Gelenke reizt. Es ist ratsam, die eigenen Symptome zu beobachten, um festzustellen, wie bestimmte Wetterlagen das Schmerzniveau verändern, sagt Bevan.

 

 

„Auf dieser Grundlage können Sie sich besser auf die Tage einstellen, an denen die Symptome schlimmer sind, und entsprechend planen.“ Die Wissenschaft liefert auch Hinweise darauf, dass sich das Wetter auf die Stimmung auswirken kann. Eine kanadische Untersuchung, die 2013 im Journal of Happiness Studies veröffentlicht wurde, ergab, dass Frauen empfindlicher auf Wetterveränderungen reagieren als Männer. Die Zufriedenheit bei Frauen nahm an Tagen mit starkem Regen ab.

In einer zweiten Studie, erschienen 2011 in der Fachzeitschrift Emotion der American Psychological Association, befragten Forscher niederländische Teenager zu ihrem persönlichen „Wettertyp“. Etwa 9 Prozent waren „Regenhasser“, was bedeutet, dass sie sich an Tagen mit viel Niederschlag wütender und weniger glücklich fühlten. Laut Dr. Max Pemberton, einem britischen Psychiater, gibt es mehrere Gründe für diese Korrelation. „Weniger Sonnenlicht hat Auswirkungen auf den Melatoninspiegel, ein Hormon, das direkt an der Stimmungsregulierung beteiligt ist.“ Dies könnte erklären, warum sich manche Menschen bei geringer Sonneneinstrahlung niedergeschlagen fühlen. Die extreme Version dieses Phänomens ist als saisonal-affektive Störung bekannt. Eine sogenannte Tageslichtlampe kann hier Abhilfe schaffen: Das helle Licht wirkt sich sowohl positiv auf Melatonin als auch auf Serotonin aus – ein weiteres stimmungsregulierendes Hormon. Psychische und gesellschaftliche Gründe spielen ebenfalls eine Rolle, weshalb manche Menschen bei Regen traurig oder gereizt sind. Schlechtes Wetter kann zu sozialer Isolation und Einsamkeit beitragen. Wenn Sie wissen, wie sich das Wetter auf Ihren Körper und Ihre Stimmung auswirkt, können Sie etwas dagegen tun. Vielleicht lindert ein heißes Bad oder eine warme Kompresse Gelenkschmerzen. Regemäßige Bewegung – auch in geschlossenen Räumen – verbessert die Stimmung und ist ein wichtiger Beitrag zur Schmerzbekämpfung.

Übrigens: Laut einer Studie reagieren Frauen empfindlicher auf Wetterumschwünge als Männer.