Reise in die Steinzeit
Acht Orte in Deutschland, an denen man eine Reise durch die Lebenswelten unserer Vorfahren antreten kann.

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Das Moor birgt viele Geheimnisse, und manchmal gibt es sie auch frei, wenn man danach gräbt wie im Federseemoor im oberschwäbischen Bad Buchau. Spuren von mehr als 20 prähistorischen Siedlungen, darunter Hauspfosten, Leinfasern und Fischernetze, sowie mehr als 50 Einbaumboote wurden dort bereits gefunden. Die sauerstoffarmen Torfschichten konservierten ganze Lebenswelten. Wie diese damals aussahen, macht der Family Activity Trail im Freigelände des Federseemuseums erlebbar. Anhand der Funde haben Archäologen die versunkenen Dörfer ans Licht geholt. Die Rekonstruktionen zeigen 15 000 Jahre Leben am Federsee – vom altsteinzeitlichen Lager der Rentierjäger über die Pfahlbauten der Stein- und Bronzezeit bis zur vorindustriellen keltischen Fischfanganlage.
An der Museumskasse gibt es eine Forschertasche mit wichtigen Utensilien und einer Karte, auf der 14 Stationen mit Aktivaufgaben und Rätselfragen verzeichnet sind. Los geht es in der Altsteinzeit. Wenn die Menschen damals Hunger hatten, mussten sie auf die Jagd gehen. Unglaublich, wie viel Geschick und Übung notwendig sind, um mit Speer und Speerschleuder treffsicher zu agieren.
Steinzeitmenschen besaßen Schweizer Taschenmesser
Die Beute zu zerlegen, war dagegen fast ein Kinderspiel, schließlich besaßen die Menschen schon eine Art Schweizer Taschenmesser: handlich, scharf und multifunktional. Der zur Klinge geschlagene Feuerstein aus der Forschertasche gleitet durch ein Stück Leder wie durch Butter. Feuerstein ist härter und schärfer als Stahl. Funken schlagen lassen sich damit natürlich auch. War das knisternde Feuer einmal entfacht, wurde darüber auch Suppe gekocht. Aber wie war das möglich ohne Töpfe aus Ton oder Metall? Des Rätsels Lösung: Die Suppe kam in Lederbeutel und wurde erwärmt, indem man heiße Steine aus der Glut hineinlegte.
Tasten, riechen, hören, anpacken – spielerisch geht es weiter durch die Jahrtausende. Nur wenige Schritte liegen zwischen dem Rentierlager und den ersten Dörfern. Links die Steinzeit, rechts die Bronzezeit, in der dank der Entdeckung von Kupfer-Zinn-Legierungen (Bronze) erstmals Gegenstände aus Metall gefertigt werden konnten. Nach dem Ende der Eiszeit rammten die Menschen Baumstämme in den schwankenden Grund am Federsee und errichteten darauf ihre Häuser: die Pfahlbauten. Der Siedlungsort am Wasser war gut gewählt, bot er doch Nahrung sowie Schutz vor Feinden und war zugleich Handelsweg.
In der Bronzezeit gab es bereits Besitz und Reichtum
Aus den umherziehenden Jägern und Sammlern wurden sesshafte Bauern. Nun mussten Felder bestellt werden – also ab auf den Acker und ackern! In der Forschertasche befinden sich auch eine Sanduhr und ein Beutel mit Getreide, das Grundnahrungsmittel jener Zeit. Jetzt gilt es, die Körner im Steinzeithaus von Taubried mit einem Stein auf der Sattelmühle möglichst fein zu mahlen. Die Uhr läuft, drei Minuten müssen dafür reichen. Dieses Brötchen wird ein hartes Stück Arbeit.
Manche Häuser scheinen immer noch bewohnt zu sein. Hier ist es eine Werkstatt, dort eine Familienimmobilie – vollgestellt bis unters Dach mit Bett und Backofen, Feuerstelle, Haushaltsobjekten, Waffen und Erntevorräten. Mit der Bronzezeit, als sich die Welt grundlegend veränderte, kommt richtig Leben in die Bude. Neben den Bronzeschmieden, in denen Werkzeuge, Waffen und Schmuck in einer ganz neuen Qualität hergestellt wurden, gab es nun erstmals Handel, Besitz und Reichtum.
Wer einmal Bronzezeitkind sein will, darf sich mit Baströcken, Leinenhemden, Lederbeinlingen und Fellhüten uraltmodisch einkleiden und Muschelschmuck herstellen. In diesem Look hört sich die Geschichte vom Schicksal zweier Geschwister in der bronzezeitlichen Multimediahütte noch realer an. Schnell noch ein Foto, dann schlämmen die kleinen Forscher an der letzten Station einen Lösungsbuchstaben aus einer Erdprobe. Für einen Code, der eine Überraschung bereithält… Vielleicht ergattert der eine oder andere zum Ausklang dieser aufregenden Expedition noch einen Platz im Einbaum – für eine ganz entspannte Runde über den Museumsteich.
Reisen in die Stein- und Bronzezeit
Archäologisches Freilichtmuseum Oerlinghausen
Vom Sommerlager eiszeitlicher Rentierjäger bis zur frühmittelalterlichen Hofanlage reicht das Spektrum des Freilichtmuseums im Kreis Lippe. Das Programm an Vorführungen, Mitmachangeboten und Gruppenveranstaltungen wie Steinzeitmesserbau, Bogenschießen oder das Kochen eines Steinzeiteintopfs ist riesig. Im September fallen dann die Wikinger ein – mit Handwerk und Handelswaren.
www.afm-oerlinghausen.de
Archäologisches Zentrum Hitzacker
Das Freilichtmuseum in Niedersachsen nimmt Besucher mit in ein Dorf an der Elbe zur Bronzezeit, in der die Menschen bereits Schwerter schmiedeten und Keramik brannten. Es gibt offene Aktionsprogramme wie Einbaumfahren und museumspädagogische Angebote für Schulen und Gruppen, darunter Pfannenbrotbacken, Messerfertigen und sogar Übernachtungen im bronzezeitlichen Langhaus.
www.archaeo-centrum.de
Archäopark Vogelherd
Ein kleines Mammut und ein Wildpferdchen aus Mammutelfenbein sind hier die Stars: Die 32 000 Jahre alte Eiszeitkunst stammt aus der Vogelherdhöhle auf der Schwäbischen Alb. Im dazugehörigen Archäopark kann man Speere schleudern, Steinzeitschmuck herstellen und mit einer Lastenschleppe gegen die Zeit laufen.
www.archaeopark-vogelherd.de
Arche Nebra
Im Besucherzentrum am Fundort der Himmelsscheibe von Nebra (Sachsen-Anhalt) aus der frühen Bronzezeit erfährt man alles über deren Geschichte und Bedeutung. Geboten werden interaktive Präsentationen, eine Planetariumsshow, ein kosmischer Kunstweg und ein astronomischer Aussichtsturm. Kindergruppen können Himmelsscheiben aus Schokolade gießen, Jugendliche und Erwachsenen Scheiben aus Zinn.
www.himmelsscheibe-erleben.de
Erlebniswelt Neandertal
In Mettmann, unweit des Fundorts des Neandertalers, tauchen Besucher in die Frühgeschichte der Menschheit ein. Die Erlebniswelt besteht aus dem Museum, einem Kunstweg, Steinzeitspielplatz und einer Steinzeitwerkstatt (für Gruppen) sowie dem eiszeitlichen Wildgehege mit Auerochsen und Wildpferden. Kinder können mit einem Steinzeit-Action-Pack zu Forschern werden.
www.neanderthal.de
Federseemuseum Bad Buchau
Im Freigelände des Museums in Oberschwaben spazieren Besucher durch die Stein- und Bronzezeit. Auf dem Family Activity Trail können Klein und Groß aktiv in die Lebenswelten unserer Vorfahren eintauchen.
www.federseemuseum.de
Pfahlbauten Unteruhldingen
Über Holzstege gelangt man zu den Pfahlbaudörfern der Stein- und Bronzezeit im Bodensee. Bei Vorführprogrammen erlebt man, wie damals Bronze gegossen wurde. Wer selbst mitanpacken will, kann Lehmwände für Häuser bauen, das Feuermachen erlernen, bei einem Schwertransport im Einbaumboot helfen, mit der Handspindel spinnen oder Steinzeitkekse backen.
www.pfahlbauten.de
Steinzeitpark Dithmarschen
Ein Steinzeitlager gibt Einblick in das Leben der Jäger, Fischer und Sammler in Norddeutschland vor 10 000 Jahren sowie in ein bäuerliches Dorf der Jungsteinzeit vor 5000 Jahren. Neben den 14 rekonstruierten Gebäuden erlebt man einen „echten“ Steinzeitjäger und eine Steinzeitbäuerin. Besucher können Bogen schießen, Speer werfen, mit Stöckchen Feuer entfachen oder im Einbaum über den Teich paddeln.
steinzeitpark-dithmarschen.de