Stadtbummel durch Freiburg im Breisgau
Das urbane Zentrum des Breisgaus zählt zu den sonnigsten Orten Deutschlands.
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„Wir Freiburger unterscheiden zwei Sorten von Menschen“, sagt ein Marktbesucher scherzhaft, während er sein Fahrrad über den Wochenmarkt schiebt. „Die einen leben in Freiburg, die anderen würden hier gerne leben.“ Das zeugt von Selbstbewusstsein – und einem sonnigen Gemüt. Dass Sonne jede Menge gute Laune macht, ist ja bekannt. Die lebendige Atmosphäre der grünen Studentenstadt sowie ihre einmalige Lage zwischen dem Schwarzwald und der Rheinebene verstärken dieses heitere Lebensgefühl noch. Und weil das Elsass und die Schweiz nur einen Katzensprung entfernt sind, mischen sich in Freiburg französische Lebensart und alemannischer Dialekt.
Spargel ist das wichtigste Gemüse des Breisgaus
Auf dem Münsterplatz wird dieses Lebensgefühl greifbar. Rund um die imposante Stadtpfarrkirche findet täglich (außer sonntags) der Wochenmarkt statt. In diesen Tagen verschwinden dort langsam die „Sonnewirbele“, wie der winterliche Feldsalat im badisch-alemannischen Dialekt auch genannt wird. Auf den Ständen liegen nun der erste Spargel und frische Kräuter anstelle von Kohl. Spargel ist das wichtigste Gemüse im Breisgau, und sein Genuss gehört für die Freiburger zu den Höhepunkten im Frühling. Sobald die Spargelköpfe die Erde durchbrechen und der Sonne entgegenstreben, beginnt das Spargelstechen. „Der erste kommt im April aus Frankreich“, erklärt Raffael Fels hinterm Marktstand von Meier’s Obst- und Gemüsehof an der Nordseite des Münsters, wo die heimischen Erzeuger stehen. „Ab Mai haben wir dann unseren eigenen.“ Und selbstverständlich, sagt er überzeugt, ist Freiburg so sonnig, wie behauptet wird! Die meisten Restaurants und viele Straußenwirtschaften tischen nun das königliche Gemüse auf – auch auf typisch badische Art mit Kratzete als Beilage: zerrissene Pfannkuchen. Nach dem Einkauf holen sich viele Freiburger aber erst einmal eine Lange Rote und blinzeln beim Hineinbeißen zufrieden in die Morgensonne. 35 Zentimeter misst die Münsterplatz-Grillwurst, die von einem Marktbesuch auf keinen Fall wegzudenken ist.
Die zahlreichen Besucher zieht es ins großartigste Wahrzeichen Freiburgs: das gotische Münster, erbaut aus rotem Sandstein – wie von der Sonne gebacken. Die findet ihren Weg auch durch die wundervollen, kleinteilig bemalten mittelalterlichen Fenster und sickert in allen Spektralfarben ins Kirchenschiff.
Auf dem Münsterturm ist man der Sonne ein Stück näher
Außen, an der Südseite der Kirche, wo Händler aus den Nachbarländern ihre Spezialitäten anbieten, wirft sie Licht und Schatten auf einen Sonnenuhrenmann, der seit 1240 zwischen dämonischen Wasserspeiern, spitzen Türmchen und Heiligenfiguren seinen Job macht. Den 116 Meter hohen „schönsten Turm der Erde“, wie ein Kunsthistoriker den Münsterturm einmal nannte, kann man besteigen. Seine Spitze ist vollständig durchbrochen gebaut und öffnet sich zum Himmel. Auf der Aussichtsplattform unterhalb des architektonischen Meisterwerks auf schwindelerregenden 70 Metern ist man der Sonne ein gutes Stück näher und erkennt bei klarer Sicht sogar – wenn auch nur schemenhaft – die Alpen.
Unten sitzen die Menschen in den ersten wärmeren Tagen schon draußen in den zahlreichen Cafés, genießen den Kaffee im Glas und die Sonne im Gesicht. Eine Mutter wiederum hat einen Zweijährigen im Schlepptau – und der ein buntes Segelboot. „Kein Stadtgang ohne Boot“, seufzt sie. Zu Wasser lassen will der Knirps es in einem der vielen Bächle, die durch die Altstadt plätschern. Ein Spielplatz mitten in der belebten Fußgängerzone! Kaufen kann man die Bächleboote, die es auch als Katamaran und Raddampfer gibt, am Stand des Reha-Vereins Freiburg.
Der Schlossberg: Logenplatz für Sonnenuntergänge
Im Mittelalter versorgten die Wasserrinnen Freiburg mit Trink-, Brauch- und Löschwasser und spülten Abfälle aus der Stadt. Heute kühlen sie die City sowie heiße Füße – und werden gelegentlich zu Fallen. Denn wer aus Versehen hineintritt, der muss, so heißt es, einen Freiburger oder eine Freiburgerin heiraten. Nicht das schlechteste Los.
Neigt sich der Tag dem Ende zu, ist der Schlossberg für viele der Lieblingsort der Stunde. Das Staats- und das Stiftungsweingut haben dort Weinberge in Südlage mit optimaler Sonneneinstrahlung für Spitzenweine. Hier, über den Dächern von Freiburg, hat man den schönsten Blick auf die Stadt und das Münster, die vor der blauen Kulisse der Vogesen von glühenden Sonnenuntergängen in rotgoldenem Licht gebadet werden.






