Was die Menschheit wirklich braucht
Wohnen auf dem Mars? Wie wäre es erst mal mit einem Toaster, der Brot perfekt röstet – Scheibe für Scheibe?
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In San Francisco standen neulich die selbstfahrenden Taxis der Stadt wegen einer Störung im Kommunikationssystem still. Rettungsfahrzeuge kamen nicht durch; ein an sich belebter Stadtteil war menschenleer. Doch unserer Spezies gelingt es immer noch nicht, einen funktionierenden Toaster zu bauen. Warum also glauben wir, dass wir ein sicheres, effizientes selbstfahrendes Auto schaffen können? Hier eine Liste der Dinge, die wir hinbekommen sollten – bevor wir zu selbstfahrenden Autos, der Landung auf dem Mars und Hyperschallflügen nach London übergehen.
Der Toaster
Ich verstehe das Problem: Das Gerät ist kalt, wenn es die ersten beiden Scheiben erhitzt, und bereits heiß, wenn es die nächsten beiden Scheiben in Angriff nimmt. Deshalb sind bei gleicher Einstellung die ersten Scheiben blass, die zweiten verbrannt. Könnte man nicht einen Sensor oder so etwas einbauen?
Lufttrockner für die Hände. Ja, ich weiß, die Landung von Astronauten auf dem Mars wäre eine Errungenschaft. Könnten wir sie trotzdem zurückstellen zugunsten der Entwicklung einer Methode zum Trocknen der Hände nach dem Benutzen einer öffentlichen Toilette? Die derzeitige Methode – Hände unter den Trockner halten, zwei Minuten lang drehen und dann an Hose oder Rock abtrocknen – ist nicht wirklich ausgereift.
Elektrische Wasserkocher
Warum halten diese Apparate nur ein oder zwei, höchstens fünf Jahre? Man kann 15,99 Euro oder 159 Euro bezahlen, sie gehen alle nach viel zu kurzer Zeit kaputt. Wie schwer ist es, Wasser unter Strom zu setzen? Als ich hörte, dass der Reaktor in Fukushima „ähnlich wie ein elektrischer Wasserkocher“ funktioniert, habe ich mich nicht mehr darüber gewundert, dass er nun defekt ist.
Die Zündung an Gasherden
Diese Zündsysteme machen tschik-tschik-tschik – sonst nichts. Also kauft man sich ein Gasfeuerzeug mit langer Düse. Leider funktioniert auch das nicht. Also kauft man drei weitere, die ebenfalls nicht funktionieren. Schließlich investieren Sie in eine Packung Streichhölzer, mit denen Sie das Nudelwasser zum Kochen bringen können. Leider kocht das Nudelwasser über – und durchnässt die Streichholzschachtel.
Taschenlampen mit Batterie
Man holt sie aus dem Schrank, wenn der Strom ausfällt. Also alle 11,5 Monate. Leider sind die Batterien für eine Lebensdauer von 11,4 Monaten ausgelegt, was bedeutet, dass sie immer genau dann leer sind, wenn man nach der Lampe greift. Könnten wir entweder das Stromnetz stabilisieren oder dafür sorgen, dass die Batterien der Taschenlampen länger halten?
Die Schriftgröße in Museen
Die Erläuterungen zu den Ausstellungsstücken sind als diskretes Etikett gestaltet – oft in Hüfthöhe und in Neun-Punkt-Druck auf Graukarton. Um sie zu lesen, braucht man die Augen eines 16-Jährigen. Und auch die Knie eines 16-Jährigen. Leider sind keine 16-Jährigen anwesend, sondern eine ganze Schar von über 50-Jährigen, die verzweifelt nach unten blicken und versuchen, das eine oder andere Wort zu entziffern.
Der Bürodrucker
In unserem Büro ist der Drucker zugleich das Fitnessstudio: Am Computer klickt man „Drucken“ läuft zur Maschine, um festzustellen, dass nicht gedruckt wird. Dann gilt es, den Deckel zu öffnen, die Patrone herauszunehmen und das „Schwenk-Manöver“ auszuführen. Dabei wird die Patrone in großen Kreisen gedreht, in der Hoffnung, etwas Toner loszuschütteln. Danach setzt man sie wieder in den Drucker, läuft zurück zum Schreibtisch, klickt „Drucken“ auf dem Computer – und wiederholt die Schritte zwei bis sechs bis in alle Ewigkeit.
Die Räder an Einkaufswagen
Es gibt Stiere, die man leichter bändigt als einen Einkaufswagen, der seinen eigenen Kopf hat. Vielleicht wollen die Supermärkte, dass wir so mehr Zeit im Laden verbringen? Bevor wir uns anderen Erfindungen zuwenden, sollten wir vielleicht das Rad perfektionieren.
Kachelfugen
Mit der Erfindung der Kacheln war die Menschheit wirklich auf der Gewinnerseite. Diese glasierten Oberflächen, die erstmals im 9. Jahrhundert v. Chr. in Mesopotamien eingeführt wurden, sind einfach großartig, wenn es darum geht, Feuchtigkeit abzuweisen. Später haben wir jede Fliese mit einem Rand aus Fugenmörtel versehen, einem Material, das Schmutz und Schimmel anzieht wie ein Magnet Eisenspäne. Das bedeutet, dass jede Duschkabine wie ein wissenschaftliches Experiment aussieht, das die ersten Jahre der Evolution aufzeichnet. Und das schon seit fast 3000 Jahren. Kann man da nicht etwas tun? Ach nein, wir sind zu sehr damit beschäftigt, an einem selbstfahrenden Auto zu arbeiten.
Gartenschlauchanschlüsse
„Touristen“, lese ich, „könnten bald in vier Stunden von Großbritannien nach Australien fliegen, in einem Flugzeug, das von einem Hyperschallmotor angetrieben wird.“ Natürlich müssen die Passagiere, die dieses Flugzeug besteigen, darauf vertrauen, dass die Ingenieure gute Arbeit geleistet haben. Ich frage mich, ob diese nicht zuerst einen Gartenschlauch entwickeln sollten, dessen Anschlüsse wirklich dicht sind?
Wir sind eine erfinderische und ehrgeizige Spezies. Schade, dass wir uns immer so sehr um die Lösung weit entfernter Probleme bemühen und nie um die, die uns am nächsten liegen. Wenn ich diese Kolumne jetzt noch ausdrucken könnte ...






